Fembio Specials Berühmte Frauen berühmter Männer Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg
Fembio Special: Berühmte Frauen berühmter Männer
Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg
(Sophie Dorothea, Kurprinzessin von Hannover, genannt Prinzessin von Ahlden; Sophie Dorothea, Gräfin von Wilhelmsburg)
geboren am 15. September 1666 in Celle
gestorben am 13. November 1726 in Schloss Ahlden
Kurprinzessin von Hannover, genannt die Prinzessin von Ahlden
295. Todestag am 13. November 2021
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Sophie Dorothea war gerade 16 Jahre alt, als sie mit Georg Ludwig von Hannover, ihrem Vetter, verheiratet wurde. In Hannover sah man aus politischen Gründen über den dynastischen Makel ihrer illegitimen Geburt hinweg, brachte die Eheschließung doch einen finanziellen Vorteil und Machtzuwachs. Die Hochzeit, die am 2. Dezember 1682 ohne höfischen Prunk im Celler Schloss gefeiert wurde, beendete das Feilschen um Geld. Eine Zuwendung an den Schwiegervater Ernst August in Höhe von 10.000 Talern jährlich, die Überschreibung ihres gesamten Grundbesitzes und die Aussicht auf die Übernahme der Herrschaft im Fürstentum Celle überzeugten den hannoverschen Hof. Als die Kurprinzessin pflichtgemäß ein Jahr später den männlichen Erben gebar, hatte sie ihre wichtigste Aufgabe erfüllt. Ihr Gatte konnte sich nun wieder ohne Skrupel seinen Mätressen zuwenden.
Geboren wurde Sophie Dorothea am 15. September 1666 illegitim. Sie blieb das einzige Kind von Herzog Georg Wilhelm von Celle und der »Französin«, wie ihre Mutter abfällig in hannoverschen Hofkreisen hieß. Da Eleonore d’Olbreuse eine ehrgeizige Frau war, gelang es ihr, nachträglich die Ehe legalisieren zu lassen und für sich und die Tochter den Rang einer Reichsgräfin zu erwirken. Titel und Wappen einer Herzogin von Braunschweig-Lüneburg ebneten nun den Weg für eine Vermählung in ein hohes Fürstenhaus. Sophie war eine lebensfrohe und ausnehmend hübsche junge Frau, die von ihrer Mutter im Bewußtsein ihres Standes und Wertes auf dem Heiratsmarkt erzogen worden war. Im Widerspruch dazu stand ihre romantische Vorstellung von einer Liebesverbindung.
Das Leineschloss in Hannover diente als Wohnsitz für die fürstliche Familie und ihren Hofstaat. In diesem abgeschlossenen Raum kannte und beobachtete jede jeden. Bespitzelungen, Intrigen und Liebschaften sorgten für eine brodelnde Gerüchteküche im und um das Schloss. Den paar Tausend Einwohnerinnen und Einwohnern der Residenzstadt Hannover entging nichts. Affären waren auch den Damen erlaubt, solange gewisse Spielregeln eingehalten wurden. So war es für Frauen weder schicklich, sich mit Männern unter dem eigenen Stand einzulassen, noch durfte wirkliche Liebe entstehen. Sophie Dorothea übertrat die ungeschriebenen Gesetze, als sie während des Karnevals 1691 ein inniges Liebesverhältnis mit dem Grafen Philipp Christoph Königsmarck begann. Der schwedische Kavalier und Kriegsheld, der als Offizier am hannoverschen Hofe diente, war jung, reich, verschwenderisch und sah blendend aus.
Mehr als vier Jahre dauerte diese »affair serjos«, wie Königsmarck selbst sie nannte. Eine Zeit der intensiven Liebe zwischen der Kurprinzessin und dem rangniederen Adeligen, in der glühende, verschlüsselte Liebesbriefe gewechselt und Fluchtpläne geschmiedet wurden. Es fehlte nicht an Warnungen, bevor Königsmarck am 11. Juli 1694 bei einem Besuch im Schloss verschwand. Er wurde weder lebend wieder gesehen, noch fand man seine Leiche. Als sicher erwies sich später aber, dass er von vier Kavalieren des Hofes getötet wurde. Ob es sich dabei um vorsätzlichen Mord oder einen Unglücksfall handelte, ist nicht mehr aufzuklären. Die Höfe in Hannover und Celle ließen sämtliche Unterlagen zur Sache Königsmarck und der anschließenden Scheidung des Kurprinzenpaares vernichten.
Schon 16 Tage nach dem Verschwinden Königsmarcks wurde Sophie Dorothea in den Amtshof Ahlden bei Celle gebracht, wo sie mit wenigen kurzen Unterbrechungen bis zu ihrem Lebensende am 13. November 1726 streng bewacht gefangen blieb. Das Scheidungsurteil erging am 7. Januar 1695. Sophie Dorothea wurde »vorsätzlicher und böswilliger Desertation und Verweigerung der ehelichen Beiwohnung« für schuldig befunden.
Während im Jahre 1714 Georg Ludwig in London den Thron bestieg und damit die Personalunion zwischen Hannover und England begann, lebte Sophie Dorothea, die an seiner Seite hätte Königin werden können, bis zu ihrem Tod als Staatsgefangene in Schloss Ahlden. Im Volksmund bekannt als »Prinzessin von Ahlden« verbüßte sie eine 32 Jahre dauernde, lebenslange Strafe. Sie sah ihren Sohn Georg August, den zweiten hannoverschen Herrscher auf dem englischen Thron, verheiratet mit Caroline von Brandenburg-Ansbach, und ihre Tochter Sophie Dorothea, verheiratet mit dem preußischen Soldatenkönig und Mutter Friedrich des Großen, nie wieder. Sühnte sie einen Mord, den sie nicht begangen hatte, an dem sie nicht beteiligt war, ja von dessen Planung sie nicht einmal etwas wußte, oder büßte sie dafür, dass sie es gewagt hatte, gegen die Staatsräson zu lieben?
Verfasserin: Barbara Fleischer
Links
Falke, Ursula: Sophie Dorothea Gräfin von Wilhelmsburg. (Link aufrufen)
Google Buchsuche: Kurprinzessin Sophie Dorothea von Hannover. (Link aufrufen)
Internet Movie Database: Saraband for Dead Lovers (deutscher Titel: Königsliebe). Spielfilm von 1948 um die Königsmarck-Affäre. (Link aufrufen)
Kraft, Stephan: Anton Ulrich Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, Zugabe zum Beschluß der römischen Octavia, [vol. 6] (Nürnberg: J. Hoffmanns Wittib/ E. Streck, 1707). (Link aufrufen)
Kraft, Stephan: Gelebte Literatur: Sophie Dorothea und Graf Königsmarck. historicum.net. (Link aufrufen)
Wikipedia: Clara Elisabeth von Platen. Platen gilt als Drahtzieherin der Königsmarck-Affäre. (Link aufrufen)
Wikipedia: Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg. (Link aufrufen)
Literatur & Quellen
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Bildquellen
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