Fembio-Specials FemBiografien von Mechthild Winkler-Jordan (1947 - 2025)
Fembio-Special: FemBiografien von Mechthild Winkler-Jordan (1947 - 2025)
Meine einzige Schwester, liebevolle, unverbrüchliche Stütze in meinem Leben, ist am 25. März 2025 im Alter von 78 Jahren an den Spätfolgen ihres Diabetes gestorben.
Mechthild, genannt Mecky seit ihrer Kindheit, war ungewöhnlich liebevoll, großherzig und großzügig. Sie war 30 Jahre lang im Hamburger Schuldienst tätig und hat zwei Töchter und siebzehn Pflegekinder großgezogen.
Nach einem Sturz in der Schule konnte sie ihren Beruf nicht mehr ausüben und wurde frühpensioniert. Sie fand allerdings mühelos neue Betätigungsfelder wie den Ausbau und die Pflege ihres Gartens und ihres Hauses. Von ihrer Begabung her hätte sie genau so gut Innen- oder Gartenarchitektin werden können wie Lehrerin. Aber als Lehrerin in einer sogenannten Brennpunktschule (Tieloh in Hamburg-Barmbek) mit bis zu 80 Prozent SchülerInnen mit Migrationshintergrund konnte sie mehr Gutes bewirken und hätte das auch gerne weiter getan, wenn mann ihr nur nach dem Unfall eine halbe Stelle hätte zuweisen wollen. Aber anscheinend ging das nicht, die hamburgische Bürokratie hatte solches damals nicht im Angebot und blieb starr, statt sich die unschätzbaren Dienste meiner Schwester zu sichern.
Also profitierten dann andere und andere Gebiete von ihrer Tatkraft und Kreativität - so auch der Kalender „Berühmte Frauen“ und FemBio.
In den Jahren 2000 bis 2008 schrieb Mecky fast jedes Jahr zwei Frauenbiografien für den Kalender. Aus dieser Zeit stammen die 16 kostbaren Texte, die hier versammelt sind. 2009 erkrankte ihr Mann an Krebs, und ein Umzug von Hamburg in ihre Geburtsstadt Gütersloh war zu bewältigen. Dort wartete außer der Umstellung auf die neue (alte) Umgebung auch ein verwitweter, einsamer und pflegebedürftiger Stiefvater. Außerdem wurde der Kalender aus finanziellen Gründen von 52 Wochenporträts auf 12 Monatsporträts „verschlankt“. Um diese 12 Aufgaben rissen sich viele verdiente Autorinnen der ersten Stunde (1987), und Mecky trat großherzig zurück, auch weil schon so viele neue Ansprüche auf sie warteten.
Jetzt beim Wiederlesen ihrer 16 Texte bedaure ich es sehr, dass Meckys Mitarbeit am Kalender schon 2009 aufhörte. Aber ich bin glücklich, dass wir diese Texte immerhin haben - ein Zeugnis ihrer klugen, einfühlsamen und liebevollen Beschäftigung mit ihren Mitmenschen, seien es historische Figuren oder lebende Angehörige, FreundInnen, NachbarInnen, MitpatientInnen, Pflegekinder, Flüchtlinge aus Syrien…..
Luise F. Pusch, 4.4.2025