Berühmte Frauen 2
Berühmte Frauen 2 300 Porträts
Sprache: Deutsch Broschiert - 383 Seiten - Insel, Frankfurt Erscheinungsdatum: März 2001 Auflage: 1 ISBN: 3458170677
Das neue Buch von Luise F. Pusch und Susanne Gretter mit 300 Porträts bedeutender Frauen ist im Frühjahr erschienen. Es informiert exakt, abwechslungsreich und unterhaltsam über große Frauen aller Epochen und Länder. Frauen haben zur Geschichte und zur Kultur im selben Maße beigetragen wie die Männer, aber die männliche Geschichtsschreibung hat den weiblichen Beitrag entweder trivialisiert oder marginalisiert und "vergessen." Seit vielen Jahren arbeitet Luise F. Pusch gegen dieses "Vergessen" an.
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Vorwort:
Das Lexikon "Berühmte Frauen", dessen ersten Band mit 300 Porträts wir vor zwei Jahren präsentierten, wird dank lebhafter Nachfrage nun mit Band 2 und 300 weiteren Porträts fortgesetzt. Das erste Lexikon bedeutender Frauen aller Epochen und Länder auf dem heutigen Stand der Forschung in deutscher Sprache wächst und gedeiht - mit dem dritten Band werden wir wohl in Kürze beginnen können, wenn das Interesse weiter anhält ...
Alle reden vom Internet - wir auch. Das Internet ermöglicht denen, die Zugang dazu haben, raschen und bequemen Zugriff auf Informationen aller Art. Wie wir wissen, machen Pornographie und Neonazi-Propaganda wenn nicht den größten, so doch den beliebtesten Teil dieser Informationen aus, aber so besorgniserregend das ist - es ist nicht etwa unsere einzige Sorge.
Über das Internet verbreitet sich Wissen mit nie gekannter Geschwindigkeit - auch seriöses Wissen. Was wäre z.B. seriöser als die altehrwürdige "Encyclopedia Britannica", die größte und angesehenste Enzyklopädie der Welt? Wenn Sie deren Webseite [url=http://www.eb.com]http://www.eb.com[/url] besuchen, finden Sie nach zwei Clicks (auf "sample search" und dann"People: browse biographies by birthday") jene Seite, wo Sie abfragen können, welche bedeutenden Persönlichkeiten an einem bestimmten Tag Geburtstag haben. Für den 4. Mai bekommen Sie beispielsweise folgende kostenlose Lektion in seriöser patriarchalischer Geschichtsschreibung: Es werden mit Kürzestbiographien die Namen von 49 Personen aufgelistet, geboren in den Jahren 1622 bis 1949. Sechs Siebtel dieser Personen sind Männer, ein Siebtel sind Frauen. Von den 42 angelieferten Männern waren uns nur sechs bekannt, von den 7 Frauen drei.
Eine Recherche in Luise F. Puschs Datenbank "Berühmte Frauen International", der Grundlage des Kalenders "Berühmte Frauen" und dieses Lexikons, lieferte uns für den 4. Mai ebenfalls genau 49 Personen, alle garantiert weiblich. Von diesen 49 sind uns 15 recht vertraut. Bis auf zwei fehlen sie alle in der Liste der "Encyclopedia Britannica"! Nicht einmal Audrey Hepburn und Ulrike Meyfarth fand mann erwähnenswert - und wie viele Frauen wären vergnügt bis begeistert, sie als ihre "Geburtstagsgefährtinnen" verbuchen zu können. Übrigens: Sie finden in diesem wie in dem ersten Band der "Berühmten Frauen" ein Geburtstagsregister, damit Sie ihre Geburtstagsgefährtinnen schneller finden können.
Wenn also sowieso die meisten der von der "Encyclopedia Britannica" als erwähnenswert auserwählten Männer relativ unbekannt sind - warum dann diese Männerlastigkeit, oder (zeitgemäß ausgedrückt) gendermäßige Unausgewogenheit? Wäre es nicht besser, die Hälfte der unbekannten Männer durch bekanntere bzw. genauso unbekannte Frauen zu ersetzen und damit der allgemeinen Botschaft unserer Herrenkultur, dass Frauen nicht der Rede und der Erinnerung wert sind, mit Nachdruck entgegenzuwirken?
Nun, wir wissen wohl, dass das fromme Wünsche sind, Zukunftsmusik. Bis sich unsere Ansichten durchgesetzt haben, dürfen wir dankbar sein, daß die "Encyclopedia Britannica" immerhin für je sieben Männer eine Frau erwähnenswert gefunden hat. Ein Siebtel bzw. zwölf Prozent ist jedenfalls gegenüber den vier Prozent in "Meyers Enzyklopädischem Lexikon in 25 Bänden" von 1971-79 oder dem "Literaturbrockhaus" von 1995 mit sieben Prozent Frauenanteil eine rasante Steigerung.
Es ist übrigens sehr aufschlußreich, WELCHE aus der Vielzahl der möglichen Frauen auserwählt wurden: Eine US-amerikanische Golferin (Rawls), eine US-amerikanische Ichthyologin (Clark), eine kanadische Stadtplanerin (Jacobs), zwei US-amerikanische Offizierinnen (Hancock und Hallaren), eine US-amerikanische First Lady (Tyler) und eine englische Schriftstellerin (Smith). Um in die "Encyclopedia Britannica" zu kommen, sollte frau also nach Möglichkeit einen strammen Männerberuf ausüben oder First Lady sein. Außerdem scheint es für Frauen UND für Männer nahezu obligatorisch, dem anglo-amerikanischen Kulturkreis anzugehören...
Es ist also angesichts der Möglichkeiten, den Globus per Internet mit patriarchal oder anglozentrisch verzerrtem "seriösem Wissen" vollzudröhnen, weiterhin ein ganz dringendes Anliegen, das Wissen über bedeutende FRAUEN der Geschichte (nicht nur der angloamerikanischen) möglichst weit zu verbreiten. Diesem Zweck vor allem dienen beide Bände von "Berühmte Frauen: 300 Porträts", der frühere wie der neue - und alle, die noch kommen werden.
Wäre es nun nicht nützlich, praktisch und frauenpolitisch wünschenswert, wenn die in diesen Bänden erarbeiteten Informationen über das Internet noch weiter aufgeschlüsselt und abgefragt werden könnten? Etwa so:
Welche Schriftstellerinnen wurden um 1750 / 1900 in Berlin/Leipzig/Riga geboren?.
Welche berühmten Malerinnen sind in Athen/Paris/Rom/Kopenhagen usw. geboren oder gestorben?
Welche berühmten Frauen heißen mit Vornamen Eva? Maria? Rachel? Lotte?
Welche berühmten Frauen hatten Liebesbeziehungen mit anderen Frauen - sind an Krebs / im Kindbett gestorben? - waren das älteste/jüngste/einzige Kind ihrer Eltern? - mußten emigrieren? - lebten mit einem jüngeren Mann zusammen? - sind früh verwaist? - wurden über 90 Jahre alt?
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Das von Luise F. Pusch geleitete Institut für feministische Biographieforschung führt eine Webseite mit einer frauenbiographischen Datenbank, die diese und viele andere Fragen beantworten kann.
Frankfurt/Main, im Dezember 2000 Susanne Gretter und Luise F. Pusch
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