Wer ist noch in Syrien?
von Helke Sander
Im April dieses Jahres soll schon jedeR zweite der ca. 20 Millionen EinwohnerInnen Syriens auf der Flucht gewesen sein. Davon 6,5 Millionen im eigenen Land aber fremden Landesteilen und 4 Millionen im Ausland, die meisten in der Türkei, im Libanon und in Jordanien. Aktuellere Zahlen habe ich nicht finden können. Von den 10 Millionen, die noch in ihren angestammten Gebieten leben sollen, wissen wir nicht, ob sie das freiwillig tun oder einfach keine andere Möglichkeit haben. Die EinwohnerInnen überlassen ihr zunehmend leeres Land sowohl fremden Mächten wie selbsternannten Führern.
Die meisten der aus Syrien oder den afrikanischen Ländern nach Deutschland Flüchtenden sollen, wenn sie überhaupt etwas wissen, nur diffuse und oft irreführende Vorstellungen über ihre Zielländer haben. Es heißt, dass ca. 90 % kaum eine Schulbildung haben und nur ca. 10% als gut ausgebildet bezeichnet werden können. Darum möchte ich mich in diesem Text darauf beschränken, auf einige Aspekte des Flüchtlingsproblems einzugehen und es nicht verknüpfen mit der andern Debatte um Einwanderungsgesetze. Beide Themen werden laufend miteinander vermischt und verkomplizieren die Sachlage. Die fehlenden Arbeitskräfte kann man dann rekrutieren, wenn die anerkannten Flüchtlinge erstmal eine feste Bleibe haben. Zunächst geht es darum, ihnen ein Dach über dem Kopf zu verschaffen, auch in überfüllten Hallen möglichst Trennwände, getrennte Waschräume für Männer und Frauen samt Erklärungen, wie sie zu benutzen und von wem sie sauber zu halten sind. Sie brauchen zu essen und zu trinken, ärztliche Versorgung, wärmere Kleidung und ein paar Tage Ruhe, bevor sie möglicherweise auf andere Länder , Bundesländer, Dörfer oder Städte verteilt werden.
Je nach Ausbildung kann auf Wünsche Rücksicht genommen werden, DörflerInnen in Dörfer, StädterInnen in Städte, aber im Prinzip können die Flüchtlinge nicht den Aufenthaltsort selbst bestimmen oder erzwingen. Ich war einmal selbst ein Flüchtlingskind und weiß, wie brutal nach 1945 für die Einheimischen das Problem oft gelöst wurde: Wir bekamen einen amtlichen Zettel, auf dem stand, dass wir das Recht haben, in einer genannten Wohnung ein Zimmer mit vier Personen zu belegen. Diesen Zettel hatten wir den WohnungsinhaberInnen zu übergeben, die bis dahin zu dritt in drei Zimmern lebten und uns bei Strafe sofort ein Zimmer abzutreten hatten. Eine Stunde später waren in der Wohnung nicht mehr drei, sondern sieben Personen mit allen entsprechenden Problemen. Diese Verhältnisse gibt es heute zum Glück nicht mehr.
Flüchtlinge sind an Leib und Leben bedrohte Menschen, die aus politischen, religiösen, ethnischen oder sexuellen Gründen flüchten und hier das Recht auf Aufnahme finden, solange die Verhältnisse in den Heimatländern keine andere Wahl zulassen. Normalerweise wollen Flüchtlinge irgendwann zurück in ihre angestammten Länder, Sprachen, Sitten und Gebräuche, wobei es immer Leute geben wird, für die das neue Land auch eine neue Heimat wird.
Es hat keinen Sinn, immer weiter zu beklagen, dass die Bürokratie sich zu spät auf die vielen Flüchtlinge vorbereitet hat. Sie muss jetzt mit der Situation fertig werden, und dabei helfen viele Freiwillige. Die zu lösenden Probleme haben nichts mit dem bürokratischen (Un)Wort „Willkommenskultur“ zu tun, das ähnlich poetisch ist wie „Bleistiftanspitzer“ aber weniger aussagekräftig. Die Ankommenden, denen von hysterisch schreienden Leuten alles Mögliche aufgedrängt oder versprochen wird, sollten sich lieber nicht langfristig auf die so aufdringlich gezeigte Güte verlassen.
Dabei ist die Bereitschaft, Flüchtlinge aufzunehmen, im Prinzip wohl bei den meisten da, sei es aus früheren eigenen Erfahrungen oder auch, weil die gegenwärtigen, live mitzuerlebenden Bilder doch viele dazu bewegen, ihre Hilfe anzubieten. Gleichzeitig wächst aber ein Unbehagen, dass sich nicht runterkürzen lässt auf die Kategorien „fremdenfeindlich und rechts“ oder „links und willkommenheißend“, was leider die meisten der zum Thema ausgestrahlten Sendungen auszeichnet. Es gibt inzwischen eine Menge Leute, gewissermaßen stille BeobachterInnen, die alles Mögliche registrieren, was sich langfristig zu Problemen aufbauen wird und der Grund für die Verdruckstheit zu sein scheint, die Leute befällt, die keinerlei Nähe zu rechten Ideologien haben, aber Probleme auch benannt wissen wollen, ohne sich selber gleich schlimmen Verdächtigungen auszusetzen.
Stellen wir mal so eine beobachtende Person in die FußgängerInnenzone Wilmersdorfer Straße in Berlin-Charlottenburg. Zunehmend sind dort nicht nur Frauen mit Kopftüchern zu sehen, die eng Gesicht und Hals einrahmen, sondern zwar noch vereinzelt, aber doch schon regelmäßig, Frauen mit Gesichtsschleier und Augenschlitz oder Burka, sowie kleine Mädchen von drei-vier Jahren, die auch schon ein eng anliegendes Kopftuch tragen.
Heutzutage geht es andere Leute nichts mehr an, wie ihre Mitmenschen sich kleiden. Im heißen Berliner Sommer wünschte ich mir allerdings täglich, die deutschen Berlinerinnen und Berliner bedeckter zu sehen statt mit Unterhemden spärlichst bekleidet, nicht ihren hässlichen Tattoos ausgesetzt zu sein, was Berlin im Sommer jedenfalls für mich zur unangenehmsten Stadt Deutschlands gemacht hat, eine Stadt ohne jedes Gefühl für Diskretion oder Eleganz. Die vielen vermummten Frauen gehören zu einer entgegengesetzten Spezies und lassen die Zeiten in den siebziger Jahren zurückwünschen, als Kontakte zwischen den eingewanderten und einheimischen Gruppen noch üblicher waren, als es türkische Frauengruppen gab, keine religiös motivierten Kopftücher, und als Mädchen noch selbstverständlich auf Klassenfahrt oder ins Schwimmbad gingen. Die Beobachterin der Szene in der Wilmersdorfer Straße sieht also bei über 35 Grad im Schatten bis obenhin zugebundene Frauen mit langen Mänteln neben ihren halb nackten Männern herlaufen und kann sich nicht vorstellen, dass dies alles freiwillig geschieht, sondern sie hat eher den Eindruck von umfassender Gehirnwäsche, der sich die Frauen und jungen Mädchen nicht entziehen können. Auffällig ist meist die käsige Blässe der vermummten Frauen (das Vermummungsverbot scheint hier nicht zu greifen). Sie scheinen trotz ununterbrochenen Sonnenscheins alle an Vitamin D-Mangel zu leiden. Wie schon mehrfach von mir beschrieben, gibt es in jedem westlichen Land immer irgendwelche Frauen- oder Mädchenguppen, die irgendwelche Missstände ihrer Gesellschaft aufs Korn nehmen oder irgendeinen Blödsinn aushecken, die alles Mögliche gründen, um sich selber öffentliche Orte zu schaffen oder zugänglich zu machen. Das gibt es heute offenbar in Deutschland immer nur von mutigen türkischen oder kurdischen Einzelpersonen. Mir ist keine einzige türkische autonome Frauengruppe mehr bekannt. Andererseits soll es Hunderte von Teestuben allein in Berlin geben, in denen türkische Männer Rückzugsorte haben (die genaue Anzahl ließ sich für mich bisher nicht feststellen, die angenommene Zahl habe ich von einem türkischen Bekannten). Diese bewusste Abkapselung, hinter der sehr viel Gruppendruck zu stecken scheint, zeigt sich auch an anderer Stelle, die kaum ideologieverdächtig ist: Es gibt ca. 200.000 TürkInnen und KurdInnen, ca. 6 % der Bevölkerung in Berlin, aber nur 30 türkische Restaurants (ohne Kioske). Das ist sehr wenig für eine doch interessante türkische Esskultur, die mehr zu bieten hat als Döner. Die knapp 20.000 ItalienerInnen in Berlin bewirtschaften dagegen fast 500 italienische Restaurants. Wir treffen ohne Probleme immer wieder auf ItalienerInnen, mit denen wir Kontakt halten können oder nicht, dass gleiche gilt für die JapanerInnen, PolInnen und viele andere Nationalitäten, aber nicht für TürkInnen.
Bei den Flüchtlingsbildern nun fällt auf, dass nicht nur wesentlich mehr junge Männer kommen, die alle aus Ländern stammen, in denen Frauen wenig oder keine BürgerInnenrechte genießen, sondern auch, dass die Frauen unter ihnen bis auf ganz wenige Ausnahmen Kopftücher tragen. Meist sind sie Begleiterinnen ihrer modern und sportlich gekleideten jungen Männer. Es sind nicht die Gedanken an Toleranz, die da aufsteigen, sondern eher die Erinnerungen an die mehrhundertjährige Geschichte des Kampfes gegen die Übermacht und den Terror der christlichen Kirchen und ihre Unterdrückungsapparate. Man möchte nicht noch einmal mit diesen Auseinandersetzungen von vorne beginnen müssen. Und man möchte nicht immer diese Beschwichtigungen hören, die die sichtbare Frauenunterdrückung zu Einzelfällen erklären, sie im Einklang mit der Religion sehen und die in Übereinstimmung mit den Kirchen, die ihre Felle davon schwimmen sehen, auch den Islam als zu Deutschland gehörend bezeichnen. Das ist natürlich Unsinn. Der Harz gehört zu Deutschland. Religionen sind Privatsache, und davon gibt es in Deutschland nicht nur die monotheistischen. Zudem wird normalerweise verschwiegen, dass immer mehr Menschen sich keiner Religion zugehörig fühlen.
Ich denke, dass ein Großteil des Gefühls, eine Gefahr auf sich zukommen zu sehen, weggenommen werden könnte, wenn die Regierung schnellstens Maßnahmen ergriffe, einige der hier geltenden Standards den Ankommenden schon bei der Ankunft in ihren verschiedenen Sprachen begreiflich zu machen.
Sie kann sich dabei Kanada zum Vorbild nehmen. Dort sollen sofort nach der Ankunft Papiere in den jeweiligen Sprachen verteilt werden, aus denen hervorgeht, dass in Kanada Frauen und Männer gleichberechtigt sind, dass es verboten ist, Frauen und Kinder zu prügeln, ebenso Vergewaltigung in der Ehe, Zwangsheiraten und Beschneidungen, dass alle an Sprachkursen teilnehmen müssen und Frauen nicht zu Hause eingesperrt werden dürfen. Zuwiderhandlungen werden mit sofortiger Ausweisung bestraft. Immerhin sind nach Aussagen einer Fernsehsendung vor einigen Wochen über die Einwanderungspolitik in Kanada ca. 10.000 Männer jährlich von diesen Ausweisungen betroffen. Allerdings fehlte der Hinweis darauf, wohin sie ausgewiesen werden.
Eine solche Maßnahme auch unserer Regierung wäre hilfreich und würde die Tendenz, dass sich Leute rechtsradikalen Argumenten gegenüber aufgeschlossen zeigen, vermindern und gleichzeitig zeigen, dass das Land nicht seine eigenen Maßstäbe aufgibt.
Es gibt immer wieder Gerüchte, die behaupten, dass in einigen Ämtern die Männer sich weigern, von Frauen befragt zu werden und deshalb nicht etwa diesen Männern eine entsprechende Belehrung à la Kanada zuteil wird, sondern tatsächlich die Frau am Schalter durch einen Mann ersetzt wird. Sollte sich das als wahr herausstellen, wäre das ein unglaublicher Skandal.
Ebenso ist dokumentiert, dass sich syrische Männer danach erkundigt haben, wie sie ihre vier Frauen mit entsprechenden Kindern nachkommen lassen können. Oder dass Frauen für das Kopftuchtragen von irgendwelchen muslimischen Institutionen nicht zu knapp bezahlt werden. Das alles geht gar nicht, und das muss von offizieller Seite klar gemacht werden.
Die Flüchtlinge haben Schreckliches mitgemacht, und wenn sie in Südeuropa angekommen sind, ist ihre Flucht noch nicht zu Ende. Sie sind Opfer von Gewalt. Sie sind aber häufig auch Gewalttäter, zumindest ihren Frauen gegenüber. Dieses Bild war auf allen Fernsehkanälen zu sehen: ein Mann, völlig außer sich, weil er in Ungarn in einem Lager registriert werden sollte, wirft sich mit seinem schweren Körper über sein Kleinkind und seine Frau, die mit dem Kopf auf Schienen lag und sich nur zufällig nicht den Hals gebrochen hat. Durch seine Heftigkeit bohrte sich der ganze Schotter in ihren Rücken, und man hatte den Eindruck, dass das kleine Kind zwischen ihm und der Frau das nicht überlebt. Ein weiteres Bild zeigt die jungen Männer, die auf überfüllten Bahnsteigen ganz hinten stehen und versuchen, über die Köpfe und Schultern der vor ihnen Stehenden hinweg, sich Zugang zu den Türen und Fenstern der Züge zu verschaffen. Das zeigt eine ungeheure Rücksichtslosigkeit, gegen die sich Frauen mit Kleinkindern nun gar nicht wehren können. Sie würden es vermutlich ebenso machen, wenn sie könnten. Das sind Probleme, die mitgebracht werden und die hier nicht zu geduldeten Verhaltensweisen führen dürfen. Jahrzehntelang haben die verschiedenen Frauenbewegungen dafür gesorgt, dass diese Gewalt bestraft wird.
Das alles kann aber nur gemeinsam mit einer begleitenden Debatte über die deutsche Außen- und Rüstungspolitik diskutiert werden. Die Frage muss gestellt werden, wieweit die BRD durch ihre Waffenlieferungen in alle Welt mit verantwortlich ist für das Elend, das nun z.T. vor unserer Haustür steht. Es gibt immer mehr PolitikerInnen, die dieses sogenannte „Engagement“, d.h. „Kriegspolitik“ noch ausgeweitet sehen wollen und von „Verantwortung“ quatschen. Wir liefern Waffen an Saudi-Arabien, wohl wissend, dass die saudische Regierung u.a. in den Flüchtlingscamps im Libanon und Jordanien fundamentalistische Prediger einsetzt, die die Jugendlichen in den Lagern indoktrinieren und Hass auf alles Un-Islamische schüren.
Ebenso haben sie die Finanzierung von 200 Moscheen in Deutschland angeboten. Es ist Zeit, das Säkularisierungsgebot zu befolgen.
© Helke Sander
4 Kommentare
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04.10.2015 um 13:34 Uhr Lena Vandrey
@ Jutta Schwerin
Gerade wenn wir an ‘33 denken, sollten wir die Erz-Feinde Israels und der gesamten Judenheit etwas kritischer betrachten. Deutschland importiert Judenhasser, Frauenverächter, Tierquäler und Fanatiker. Die damaligen Flüchtlinge hatten mit den heutigen nichts gemein! Ein Mann mit VIER Frauen kann nur für EINE Ehefrau Zuwendungen bekommen. Was wird aus den drei anderen?!? 1958, als Exilierte in Paris, hatte ich die Messer der Araber auf der Kehle und wurde von Afrikanern auf offener Straße geschlagen. Die französischen Juden/Jüdinnen fliehen massiv nach Israel. Ihre Häuser, Gewerbe, Friedhöfe, Schulen und Museen sind vor dem Islam-Terror nicht sicher. DU sagst, dass Du die Augen schließt? Ja, das tust Du! Es wäre gar nicht so schlecht, sie ‘mal gründlich aufzumachen!
02.10.2015 um 17:18 Uhr Amy
729 Likes für Helke Sander , das finde ich prima und zeigt eine positive , zustimmende Reaktion auf ihr wichtiges Statement.
Inzwischen hat es aufgrund vieler Vorkommnisse mit männl. Flüchtlingen aus den verschiedenen Kulturkreisen i.d. Flüchtlingszentren auch die Politik begriffen , dass zu Integration vor allem eines gehört (was es auch strikt frühzeitig zu vermitteln gilt), dass diese Neuankömmlinge bzw. jungen Männer aus Afghanistan, Syrien, Irak etc. sich an unsere Regeln zu halten haben. Dazu viele Männer , die es nicht gewohnt sind, sich von einer Frau etwas sagen zu lassen; schon alleine wegen dieser Tatsache müsste jedes FeministinnenHerz wütend werden.
Was erleben wir zur Zeit in vielen Unterkünften, Massenschlägereien, Vandalismus, sexuelle Gewalt gegenüber Frauen und Kindern , dazu eine hohe Anzahl von kriminellen Handlungen , seien es Wohnungseinbrüche, Raub, Diebstahl, Körperverletzung. http://www.focus.de/politik/deutschland/integrationspflicht-fuer-migranten-kloeckner-legt-plan-fuer-deutsche-hausordnung-vor_id_4984848.html
Die meisten Flüchtlinge kommen angeblich aus sicheren Unterkünften , d.h. viele befanden sich vor ihrem Gang nach Deutschland schon auf sicherem Boden.
Zitat: ” Und was den Mann betrifft, der sich bald nach der Ankunft danach erkundigte, wann er seine vier Frauen und deren Kinder nachholen könne - wäre er nicht ein Schuft in unseren Augen, wenn er sich nicht darum kümmern würde?”
Ich muss schon sagen, ein Mann der vier Frauen hat, empfinde ich äußerst suspekt und patriarchal , eine Gesellschaftsordnung , die ich als feministische Frau eher kritisieren oder mal in Frage stellen sollte. Welche Chancen haben all diese Frauen im Würgegriff ihrer patr. sozialisierten Männer? die ihnen nicht einmal in den Sommermonaten einen`luftigen` Aufenthalt i.d. Öffentlichkeit gewähren; nein, Frauen müssen sich verschleiern, ihre Haare verstecken, was sie auch daran hindert, sich mal frei zu bewegen .
Ich sehe bei all den Kopftuchfrauen mit oder ohne lange Mäntel nur blasse Gesichter, während der dazugehörige Galan hemdsärmelig sein unbedecktes Haupt samt Körperfülle stolz wie ein Hahn zur Schau trägt. Das ist Teil seiner dubiosen Männerehre.
Ja, rein theoretisch wäre es mir lieber, wir würden die Frauen und ihre Kinder zu uns holen , damit sie mal ein Leben ohne Verpflichtungen ihren Ehemännern oder männl. Familienoberhäuptern gegenüber gestalten , sich beruflich hier ausbilden lassen können und frei von familiären Zwängen sind. Aber das will mann ja gar nicht ; vielen Frauen wird die Flucht erschwert aus Angst vor Männergewalt, Frauenhandel und weil sie kein Geld haben, das wird ja in die Söhne investiert. Zwangsehen, häusliche Gewalt, sexuelle Belästigung, Genitalverstümmelung , Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit : es gibt eine ganze Reihe von geschlechts-spezifischen Gründen, warum vor allem Frauen sich der patr. Umklammerung entziehen müssten.
Und wenn alle Männer fliehen , wer bemüht sich dann um ein neues Syrien, um Freiheit und Demokratie, um den Wiederaufbau etc.? Ist es bei einigen noch nicht angekommen, dass sich der politische Islamismus mit seinen bärtigen Anhängern und männl. Zulieferern auch in Europa einzunisten versucht?
Mio Männer sind auf der Flucht, aber ca. 30.000 IS-Monster im eigenen Land können nicht aus eigener Kraft heraus bewältigt werden?
02.10.2015 um 13:29 Uhr Jutta Schwerin
Holt die Frauen raus!
Die Schwarzmalerei, die Angstmache und die durch nichts belegten Vermutungen bezüglich der Geflüchteten, im Artikel von Helke Sanders, gefallen mir nicht.
Mich stört die paternalistische Haltung, mit der gesagt wird, man müsse ihnen “zeigen wie die Waschräume benutzt werden” und die Überheblichkeit in der Feststellung, sie hätten nicht das Recht dazu, ihren Aufenthaltsort selbst zu bestimmen.
Ich schließe meine Augen, denke an 1933, an meine Eltern und an deren Flucht von einem Land ins andere…
Es hat auch keine von uns, die im Warmen und Trocknen sitzt, das Recht dazu, den Neuankömmlingen eine Art Fahnenflucht vorzuwerfen, da sie “ihr zunehmend leeres Land fremden Mächten und selbsternannten Führern überlassen” (anstatt es mit ihrem Leben zu verteidigen). Es hat ja schliesslich jedeR nur ein einziges Leben.
Und was den Mann betrifft, der sich bald nach der Ankunft danach erkundigte, wann er seine vier Frauen und deren Kinder nachholen könne - wäre er nicht ein Schuft in unseren Augen, wenn er sich nicht darum kümmern würde?
Kurz gesagt, die Positionen von Helke Sander passen gar nicht gut zu dem Feminismus, dem ich mich einst verschrieben habe; oder, in Anlehnung an Frau Merkel: Das ist nicht mein Feminismus.
Es besorgt mich auch, dass höchstens 10 % der bisher Eingereisten Frauen sind. Ich meine, es liegt daran, dass die Gefahren für Frauen auf dem langen Weg in die EU noch viel grösser sind als die für Männer und sie deswegen zu Hause bleiben bzw. von ihren Familien nicht wie die Söhne aus dem Land geschickt werden.
Die angemessene feministische Antwort darauf wäre die Forderung an Deutschland und an die EU: Organisiert Luftbrücken für Frauen ( zum Beispiel von der Türkei aus) - holt die Frauen raus!
Jutta Schwerin
27.09.2015 um 17:54 Uhr Amy
Das Säkularisierungsangebot zu befolgen: Das wäre mit eine wichtige Handlungsweise ; aber das bedeutet ja einen enormen Machtverlust und diesen wird sich das oder kein religiöses Patriarchat leisten wollen. Im Gegenteil - In Schweden müssen angeblich die `Flüchtlinge` zwei Jahre/lang die Schulbank drücken und werden in `Staatsbürgerkunde` unterrichtet? Aber trotzdem bleiben die Probleme und Spannungen zwischen muslimischen männl. Einwanderern aufgrund ihrer religiösen, kulturellen Einstellung bestehen und zumeist haben es weibl. Menschen auszubaden. Und ich glaube, dass sich das religiöse Patriarchat und vor allem seine männlichen Mitstreiter - egal wie alt sie sind - äußerst wohlfühlen in dieser Rolle.
Schlimm empfinde ich momentan, dass eine ausgewogene Diskussion gar nicht unbelastet stattfinden kann; wer diesen Rummel um den Willkommens-Hype kritisch gegenübersteht oder sich berechtigte Sorgen über unsere Politik macht, wird leicht zur Beute derjenigen, die keine Kritik vertragen können, aber dennoch von Demokratie faseln - und frau/man wird unfreiwillig als Rechtspopulistin stigmatisiert, sobald sie nicht dem Mainstream - Hype einer Willkommens-Hysterie unterliegt.
Hunderte Frauen haben Frau Merkel einen Brief geschrieben, welche negativen Erfahrungen sie mit muslimischen Männern gemacht haben. Frauen, die im Alltag mit einem Rollenverständnis in Teilen der muslimischen Bevölkerung konfrontiert sind, das von Gleichberechtigung weit entfernt ist.
Ich bin auch schon einmal öffentlich beschimpft worden als `Scheiß Deutsche` , von einem pubertierenden türkischen Jugendlichen.
Integration ist ein schönes Wort, aber viele dieser muslimischen patr. männl. Menschen in ihrem Männlichkeitswahn verstehen darunter sicherlich etwas ganz anderes als unsere Frauenbewegung es sich erhofft und daran werden sie festhalten wollen.
Frieden schaffen ohne Waffen, gelingt anscheinend auch nicht - aber wer baut Syrien wieder auf, wenn es tatsächlich Frieden geben wird? Ich glaube kaum, daß diese vielen jungen Männer auf der Flucht mit ihrem Handy im Gepäck ... sich dann zur Verfügung stellen werden?