Immer wieder Kopftuch
von Helke Sander
Die nicht enden wollende Kopftuchfrage wird wortreich aber häufig sehr einseitig diskutiert. Differenzierter erscheinen die Argumente oft in den Leserbriefspalten der Zeitungen. Die VertreterInnen der Harmlosigkeit des Kopftuchs verweisen auf die Religionsfreiheit und die Freiwilligkeit der Trägerinnen, wovon die verschiedenen in den Talkshows auftretenden Verhüllten gerne Auskunft geben.
Niemals habe ich eine dieser Frauen auch nur ansatzweise sagen hören, dass sie sich darüber Sorgen macht oder Mitleid mit denjenigen Frauen empfindet, die in manchen Ländern zu Tode kommen, wenn sie das Kopftuch (den Schleier, die Burka, usw.) nicht tragen wollen. Erst recht fragt sich keine, ob sie nicht gewissermaßen dadurch ihr Einverständnis mit den barbarischen Strafen zeigt, ihren Schwestern in den Rücken fällt und deren Tod billigend in Kauf nimmt. Nicht nur sagen sie darüber nichts, auch die Presse fragt sie nicht danach.
Die Seite derjenigen, die das Kopftuch (den Schleier usw.) nicht freiwillig tragen, wird normalerweise vollkommen ausgeblendet.
Diese Frauen und Mädchen tauchen naturgemäß nicht in den Talkshows auf.
Zahlen dazu gibt es nicht. Wir können aber vermuten, dass die Zahl sehr groß ist, wohl um ein Vielfaches größer als die in der Öffentlichkeit das Wort führenden „Freiwilligen“, wenn wir ein paar andere Zahlen hinzuziehen, die indirekt mit der Situation zusammenhängen.
Wir müssen uns nur z.B. die Demonstrationen von in Deutschland lebenden Türken, bzw. Deutsche mit türkischem Hintergrund ansehen, die wie am 18. 2.17 z.B. in Oberhausen für Erdogan und in Köln im Sommer nach dem Putsch Erdogan und seine geplante Wiedereinführung der Todesstrafe bejubelten. Sie leben in Deutschland, häufig mit deutschem Pass. Diese Demonstranten haben Kinder, und wir können davon ausgehen, dass diese Eltern zu denen gehören, die ihre Mädchen unter das Kopftuch zwingen, z.T. zwangsverheiraten, sie nicht an Klassenfahrten teilnehmen lassen oder am Schwimmunterricht und den Jungen verbieten, ihren Lehrerinnen die Hand zu geben.
Die letztjährig herausgegebene repräsentative Studie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster hat herausgefunden, dass 47% der „Türkeistämmigen“ (40% der Befragten wurden in Deutschland geboren) die Befolgung der Islam-Gebote für wichtiger halten als die deutschen Gesetze. Ein Drittel meint, Muslime sollten zur Gesellschaftsordnung aus Mohammeds Zeiten zurückkehren. Prof. Polleck betont, der Anteil derer mit verfestigten fundamentalistischen Weltbild liege immerhin bei 13%. Während 27% der ersten Generation von ihnen meinen, Muslime sollten einem Menschen des anderen Geschlechts nicht die Hand geben, denken das 18% der zweiten und 3. Generation. ...Dass Frauen ein Kopftuch tragen sollten, meinen in der ersten Generation 39%, in den Folgegenerationen 27%.
Meine Beobachtung weicht für die erste Generation insofern ab, als ich in den sechziger und siebziger Jahren in Berlin kaum jemals eine Frau mit Kopftuch gesehen habe. Und wenn, waren es die bäuerlich vorne gebundenen, wie sie auch hier üblich waren. Aber sie waren kein Zeichen einer religiösen Zugehörigkeit. Und viele Frauen besuchten feministische Frauengruppen.
In den siebziger Jahren gab es auch keine Salafisten in der BRD, die ein extrem fundamentalistisches Weltbild haben und an ihre Familien weitergeben, worunter besonders die Mädchen und Frauen zu leiden haben. Nach einem Artikel in der SZ vom 22.12.16 gibt es in Deutschland 9.700 Salafisten, organisiert in salafistischen Vereinen.
Interessant ist es, die Rechtsextremen dagegen zu stellen: Die Summe der Rechtsextremnen nach Abzug von Mehrfachmitgliedschaften soll 21.000 betragen. Davon gewaltbereit sind 9.600 und davon gewaltorientiert 10.500 (Verfassungsschutzbericht 2014 Zahlen, Daten, Fakten).
Zurück zu den Mädchen, die nicht in Talkshows auftauchen:
Jährlich werden aus Deutschland heraus Mädchen zwangsverheiratet, meist in den Sommerferien, wenn die Türken in ihre Heimat fahren. Ab und zu gelingt es diesen Mädchen sogar noch am Flughafen, um Hilfe zu bitten. „Jedes Jahr sind in Deutschland rund 3000 Mädchen von Zwangsverheiratung bedroht, schätzt das Bundesfamilienministerium. Aber das ist nur die Zahl der Mädchen, die den Weg zu den Beratungsstellen gefunden haben. Die Dunkelziffer ist hoch, und vor den großen Ferien häufen sich die Warnzeichen: Ein Großteil der Familien fährt im Sommer in das Land der Eltern, wo die Hochzeitszeremonie meist schon abgesprochen ist ( “WELT" von Freia Peters, 10.08.2015).
„Der Paragraf 237 erfasst nur standesamtliche Ehen. Viele Zwangsehen werden jedoch in religiösen Zeremonien geschlossen“, erklärt Schwedes. „Für die Mädchen ist es am Ende egal, wie die Ehe geschlossen wurde. Sie alle fallen bei dem Gesetz durchs Raster.“
Damit hören die Probleme aber nicht auf, und es hilft den Frauen auch nichts, auf die schwerwiegenden Erlebnisse zu verweisen, die vor allem arabische Flüchtlinge durch jahrzehntelange Gewalterfahrungen mitbringen. Immer wieder wird von Gewalttaten und sexuellen Übergriffen in den Flüchtlingsheimen berichtet.
Ein neues Problem durch Flüchtlinge sind die zahlreichen Kinderehen. Mädchen, z.T. 14 Jahre alt, kommen als verheiratete Flüchtlingsfrauen hier an.
Der CDU/CSU-Fraktionsvize Stephan Harbarth, zuständig für Recht und Inneres und federführend beim Thema Kinderehe, ist empört. Harbarth zu BILD: „Wir haben 1500 staatlich registrierte Kinderehen in Deutschland, davon fast 400 mit Kindern unter 14 Jahren. Hinter diesen Zahlen verbirgt sich unendlich viel Leid.“
Maaß: „Zwangsehen dürfen wir nicht dulden – erst recht nicht, wenn minderjährige Mädchen betroffen sind. Unser Ziel ist: Wenn Menschen zu uns kommen, die unter 16 Jahren geheiratet haben, soll ihre Ehe ausnahmslos unzulässig sein.“
Einen endgültigen Gesetzentwurf wollte das Justizministerium eigentlich bis Ende 2016 auf den Weg bringen. Doch in der Bund-Länder-Arbeitsgruppe herrscht anscheinend noch Uneinigkeit.
Es gibt in Deutschland diverse Kriseneinrichtungen für bedrohte muslimische Frauen und Mädchen. Sie bieten Hilfe und anonyme Wohnungen an. Wie viele es sind, weiß ich nicht. Interessant ist aber, dass dies deutsche Einrichtungen sind. Noch nie habe ich gehört, dass es entsprechende türkische oder arabische Einrichtungen von hier ansässigen Organisationen gibt, die sich der Probleme dieser Mädchen und Frauen annehmen.
Ein Problem, das ebenfalls in erschreckendem Ausmaß zugenommen hat, sind die Beschneidungen muslimisch geborener Mädchen.
Ich möchte noch einmal betonen, dass ich hier nur über die Bundesrepublik rede.
Nach Angaben von Terre des Femmes leben in Deutschland mindestens 24 000 Frauen, die eine Genitalverstümmelung erlitten haben und 6000 Mädchen, die akut davon bedroht sind.
„Bisher kann es nicht verfolgt werden, wenn ein in Deutschland lebendes Mädchen ohne deutsche Staatsbürgerschaft im Ausland beschnitten wird“. (FOCUS-Online-Valentin-Frimmer 19.7.2012). Nach dem Wochenbericht der Landesvertretung Rheinland-Pfalz in Brüssel - 06. Woche - sind in Europa 500.000 Mädchen und Frauen von "Beschneidung" (Genitalverstümmelung) betroffen. Es ist zu vermuten, dass diese Mädchen auch das Kopftuch tragen müssen.
Dies alles muss berücksichtigt werden, wenn weiter über das Für und Wider des Kopftuchs gestritten wird.
Man muss sich darüber klar werden, dass zur Zeit Tausende junger Mädchen und Frauen in Deutschland leben, auf die das Grundgesetz keine Anwendung findet. Das ist nicht hinnehmbar.
6 Kommentare
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30.04.2017 um 23:09 Uhr Dr. Gabriele Metzler
Liebe Frau Sander,
vielen vielen Dank fuer Ihren ebenso kompetenten wie engagierten Artikel zum Thema Kopftuch! Endlich eine Frau und Feministin, die mit der Beschwichtigungs- und Hinnehmhaltung dieser rmassiven Formen von Gewalt gegen Frauen sowohl in Deutschland wie auch auf internationalem Gebiet abrechnet! - Ich habe kuerzlich in einer Uni-Veranstaltung ueber Kriegs- und Friedensstrategien, mit Schwerpunkt Afghanistan, einen Studenten, nicht eine Studentin, unseren Seminarraum mit Burka betreten lassen - als Einstieg in das, bei diesem Themenkreis oftmals ausgeblendete gender-Problem. Und dieser Student hat dann beschrieben, wie er sich unter der Burka fuehlt… Ich habe selten so viel Partizipation und auch Betroffenheit von den Studis erlebt, insbesondere auch den maennlichen, da in meinen Seminaren vorwiegend maennliche Studenten sind (Uni-Veranstaltungen ueber economics/political theories/international relations werden leider vorwiegend von Maennern besucht).
Herzliche Gruesse an Sie vom Bodensee/Konstanz mit der Insel Mainau in voller Fruehlingsbluete, um wenigstens noch etwas Positives hinzuzufuegen
Gabriele Metzler
10.03.2017 um 17:17 Uhr Ingrid leitner
Liebe Frau Sander,ich danke Ihnen für Ihren Kommentar. Ich habe ihn mit großer Genugtuung und voller Zustimmung gelesen. Ich bin sehr betroffen darüber, wie blauäugig die Ansichten über die immer häufiger zu sehenden
Kopftücher (für mich ein eindeutig politisches Statement), die drohenden Wahlauftritte türkischer Politiker, usw…, sind. Wie wenig Klarheit darüber
Herrscht, dass es nur der Anwendung unserer Gesetze und der Anwendung
Und Verteidigung der Menschenrechte bedarf, um unsere Demokratie vor Zerstörung zu bewahren. Unser Zaudern arbeitet meiner Meinung nur den rechten Bewegungen zu. Mit freundlichen Grüßen, Ingrid Leitner, 80 Jahre alt
26.02.2017 um 14:49 Uhr Anne
Kürzlich wurde im Iran eine schwedische delegation von frauen (feministinnen) empfangen ; alle frauen versteckten wunschgemäß ihr haupthaar unter einem schleier ; brav ließen sie sich fotografieren und brav gingen sie wie im gänsemarsch hintereinander an den mächtigen mullahs vorbei. Für die konservativen kleriker im iran , die die justiz dominieren, bedeutet die westliche kulturinvasion eine gefahr, die vom islam ablenken könnte. Mir unverständlich, wie ausgerechnet freie frauen aus schweden sich diesem konservativen diktat unterwerfen konnten, wo ihr unverschleierter anblick eine gefahr für den islam bedeutet. Eigentlich etwas naiv zu glauben, ausgerechnet im land der patriarchen diese herren über frauenrechte zu informieren in der hoffnung, dass sich für die frauen im iran i.d. kleiderordnung etwas ändern könnte. Eine gefahr vor allem für die mächtigen männer, die sich die unterwerfung der frau auf ihre fahren gesteckt haben. Das beste, sichtbare beispiel dafür ist die typische körperverhüllung. Was ist so gefährlich an unserem frauenhaar, das es als natürliches symbol für unser menschsein versteckt werden muss? wie ich gelesen habe, nennen sich die konserv. kopftuchtragenden frauen untereinander `schwestern`; ob die vielen gepeinigten frauen in vielen islamischen ländern auch zu ihrer schwesternschaft gehören? Die westliche kultur wird angeblich abgelehnt, aber es scheint, dass sich viele, die sie sogar durch äußere zeichen ablehnen, recht gemütlich in ihr eingerichtet haben, eine parallelwelt mit aufbauen. Was z.b. die christliche u.a. religionen betrifft , da hat die frauenbewegung mit viel aufklärung dazu beigetragen, die misogynie des religiösen patriarchats zu entlarven, viele wurden für ihren mut als häretikerinnen beschimpft. Ich wundere mich , wie wenig interesse für etliche das muslimische patriarchat zu hinterfragen gilt, es zeigt eindeutig die geschlechtertrennung und die herabsetzung der frau , indem sie sich i.d. öffentlichkeit sogar vor den männl. blicken `verschleiern` muss, sich stigmatisieren lässt und sei es per kopftuch. Haben die peiniger durch ihre ominösen religiösen vorgaben die frauen in ihrer passivität bestärkt? Selten erleben wir, dass es bei sog. morden im namen der familienehre , bei dem thema zwangs-früh-heirat, genitalverstümmelungen an mädchen, zwangsverkleidung einen öffentlichen aufschrei gibt von denjenigen, die sich in der westlichen , aber ungeliebten kultur gemütlich eingerichtet haben. Die guten ins töpfchen, die schlechten ins kröpfchen, heilige oder hure , mit diesem selbst-geschaffenen frauenbild haben die patriarchen ihre frauenunterdrückung legitimiert . http://www.taz.de/!5298608
24.02.2017 um 14:44 Uhr Lena Vandrey
Alle Orthodoxien aller Religionen haben nur eines im Sinn, Frauen zu vermummen, einzusperren, auszugrenzen und zu quälen.
Der deutsche Pastor von Marseille sagte, dass jeder Mann in der Religion krank sei. Bei den französischen Erzkatholiken - Integristen - tragen kleine Mädchen auf dem Arm ihrer Mutter schon das Kopftuch. Frauen kollaborieren an der Ausgrenzung von Frauen eifrig mit. So die Bürgermeisterin der Stadt Lille, welche die Schwimmbäder einmal in der Woche exklusiv für Musliminnen reserviert, damit sie “UNTER SICH” bleiben können ... Ein gemein gefährliches Manöver, welches die Mädchen hindert, sich Freundschaften zu schaffen und in andere Lebensverhältnisse hineinzugucken. Wie die stummen Tiere müssen sie abwarten, zwangsverheiratet zu werden und im Nebel zu verschwinden ...
Dann hatten wir tatsächlich eine Frauenrechtsministerin. Gleich bei ihrem Antritt haben wir ihr geschrieben über die Klitorektomie, welche in Paris im Sommer stattfindet, wenn die Weißen in Ferien sind und die Kinder nicht schreien hören. Auch dass wir versucht haben, über Unicef unser Erbe einzusetzen, zur Bekämpfung dieses Kardinalverbrechens. Es ist aber dafür nichts vorgesehen ... Die Ministerin schrieb uns, sie würde immer auf unserer Seite sein, wobei ich nur trocken bemerkte, dass es nicht ganz sicher ist, ob wir immer auf der ihren bleiben können ... Und tatsächlich schmiss sie unser Ministerium hin, angelte sich dafür das Schulwesen. Über den Wechsel wurden wir nicht informiert, wir wussten nicht, wie unsere neue Ministerin heißt und wie sie aussieht. Jetzt entdecken wir ein Foto von ihr, klug schaut sie aus, aber was kann sie denn tun ? Sie müsste sich exklusiv nur mit muslimischen Frauen und Mädchen befassen ...
In Deutschland verlangen Pastoren 15% der Steuern von ihren Opfern.
In Jerusalem werfen sich die Frauen mit ihren kleinen Mädchen aus dem Fenster.
In den Schulen gibt es das große Problem der Nahrung. Lehrerinnen und Lehrer werden von orthodoxen Eltern aller Religionen verfolgt und gequält.
In unserem kleinen Ort soll ein Hallal-Schlachthof entstehen. Die verschleierten Frauen treten nur in Gruppen auf und tun, als seien wir Luft. Kein Dialog nirgends.
Im Fernsehen die modisch vermummten Kollabos mit ihrem freien Willen.
Feministinnen unauffindbar. Aber ein Mann versucht, uns zur Seite zu stehen. Manuel Valls, bekennender Feminist, sagt strikt dasselbe wie Helke Sander.
Eine Anekdote: Als Moses Mendelssohn, ein vierzehnjähriger Knabe, 1743 durch ein Tor in Berlin eintrat, fragte ihn der Zöllner, was er denn in seinem Beutel habe. Darauf sagte Moses : “Ver… Ver… Vernunft !” Daran fehlt es immer mehr ...
Abschließend über die Situation in der jüdisch-orthodoxen Welt von New York :
Vor der Eheschließung werden die Mädchen kahlgeschoren und müssen eine Wollperücke tragen. Das kommt noch aus den Zeiten von Ischtar und war ein Zeichen der Macht.
Heute ist es ein Zeichen der Ohnmacht, an der wir alle teilhaben ...
23.02.2017 um 22:36 Uhr agender
Keine Kopftücher in den 1970ern?
Auf dem Land und in Süddeutschland war es bis in die 1990er noch oft zu sehen, auch nachdem die vollen Nonnenhabits schon dem Personalmangel der Vatikanlobby zum Opfer gefallen waren, und AUCH DAS VORNEGEBUNDENE bedeutet bis heute, wenn es keinen Zusammenhang mit Regenwetter hat, KATHOLIZISMUS.
Ich bitte darum, die Vatikanlobby nicht zu unterschätzen - und die in Skandinavien und Norddeutschland zunehmend gefährlicher werdenden evangelikalen Kleinkirchen.
In Amerika gibt es schon offene Neidäusserungen der CHRISTLICHEN Glaubensköpfe für die Möglichkeiten der diversen blutigen ISLAMISCHEN Fanatiker!!!
20.02.2017 um 21:18 Uhr Amy
Genau so ist : ” Die Seite derjenigen, die das Kopftuch (den Schleier usw.) nicht freiwillig tragen, wird normalerweise vollkommen ausgeblendet.”
Das interessiert diejenigen Verharmloserinnen doch gar nicht, weil sie dann ihre eigenen Handlungen bzw. ihre Befangenheit hinterfragen müssten. Ich erlebe das so oft z.B. auf Facebook, wie das Kopftuch von einigen Trägerinnen vehement verteidigt wird, immer nur mit dem Hinweis darauf, wenn andere im Hindukusch dazu gezwungen werden, heißt das noch lange nicht, dass ich auch dazu gezwungen werde - Ende. Frau kann mit vielen Argumenten kommen, dass z.B. im Iran für alle Frauen, Mädchen Kleidervorschriften bestehen, der Hijab getragen werden muss, dass sogar jetzt , wo die Weltmeisterschaft der Schachspielerinnen im Iran stattfinden soll, diejenigen, die sich weigern den Hijab zu tragen, disqualifiziert werden. Das interessiert die freiwillig kopftuchtragende junge Frau in der Bundesrepublik doch gar nicht, denn sie selbst ist ja nicht davon betroffen. In den späten 1960er Jahren mit dem Familienzuzug der türkischen Arbeitnehmer kamen auch deren Frauen nach Deutschland, die meisten aus Anatolien, alle Frauen trugen Kopftücher , die meisten waren Analphabetinnen, hatten keinen Beruf erlernt und wenn sie arbeiten gingen, dann mussten sie Putzarbeiten leisten , Heim und Herd säubern und für Nachwuchs sorgen , auf keinen Fall ein selbstbestimmtes Leben führen wollen.
Es fällt auf, dass bei den Pro-Erdogan-Kundgebungen die meisten Frauen Kopftücher tragen . In sich tragen sie weiter das fundamentalistische Weltbild und Erdogan nebst seinen Lakaien sind ihre Vorbilder. Da wird gejubelt und da werden die Fahnen geschwenkt.
Es wäre ein deutliches Zeichen seitens der angeblich freiwillig Verhüllten , wenn sie den Beweis ihrer Freiwilligkeit mal erbringen würden, indem sie nicht darauf pochen, an Schulen oder am Arbeitsplatz unbedingt ihr Kopftuch tragen zu wollen. Es zeigt aber, dass die Verhüllungsmethode der Frauen (es betrifft ja nur Frauen, Mädchen) ein Politikum ist , wenn sie sogar vor Gericht für ihre Zwangsverschleierung klagen müssen und Väter ihre 12jährigen Mädchen vorschicken , damit sie nicht am Schwimmunterricht teilnehmen müssen. Wer freiwillig das Kopftuch trägt, kann es auch mal freiwillig ablegen und sei es als Lehrerin oder als Richterin. Es wird wohl so bleiben, das (religiöse) Patriarchat schickt die Frauen und Mädchen vor, damit sie für den Erhalt ihren Kopf hinhalten ; frau könnte auch sagen, die Gehirnwäsche der Männerherrschaft funktioniert ausgezeichnet, nur solange Frauen mitmachen.
Heute muss frau wieder Mut haben, die Dinge beim Namen zu nennen, deshalb kann ich Helke Sanders Ausführungen hundertprozentig unterschreiben.