Fembio Specials FemBiografien von Ursula Schweers (1921-2019) Katharina von Siena Eintrag im Vollständigen Heiligenlexikon (1858)
Fembio Special: FemBiografien von Ursula Schweers (1921-2019)
Eintrag im Vollständigen Heiligenlexikon (1858)
5S. Catharina Senensis, (30. Apr.), eine Jungfrau aus dem dritten Orden des hl. Dominicus (de Poenitentia). erblickte im Jahre 1347 zu Siena, woher sie den Beinamen hat, das Licht der Welt als die Tochter eines Färbers oder Tünchers (Tinctor), Jakob Benincasa mit Namen, und einer gewissen Lapa, die beide fromme, reichlich mit Kindern gesegnete Eheleute waren. Unter all ihren Kindern fühlten die Eltern für Katharina eine besondere Vorliebe, und es war dieß auch gar nicht zu verwundern, da sie die schönsten Eigenschaften des Körpers und Verstandes besaß. Wer sie sah, mußte wegen ihres lieblichen Wesens für sie eingenommen werden, daher sie denn auch den Beinamen »Euphrosyna« d.h. die Heitere, Frohsinnige erhielt. Kaum vermochte aber die junge Katharina Gott zu erkennen, als sie schon die reichlichsten Gnaden von ihm empfing. Gebet und Einsamkeit war die Lust ihres Herzens. In ihrer Kindheit schon legte sie das Gelübde der Keuschheit ab, um ihr Herz nicht zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf zu theilen, und wurde von einer Erscheinung Christi begnadigt, in der sie lange verzückt blieb. Als sie ihr 12. Jahr erreicht hatte, gedachten ihre Eltern sie zu vermählen; allein sie widerstand allen Versuchen, sie von ihrem Vorsatze, Gott allein zu dienen, abzubringen, und trat endlich mit deren Einstimmung in den dritten Orden des hl. Dominicus, wo sie im Jahre 1365 in ihrem 18. Lebensjahre das Ordenskleid empfing. Nachdem sie einmal in den Orden aufgenommen war, kannte ihre Abtödtung keine Schranken mehr; sie enthielt sich zuerst alles Fleisches und Weines, später auch des Brodes, und endlich lebte sie ohne alle irdische Speise, blos von der heil. Communion sich nährend. Dabei hatte sie öftere Erscheinungen von Christus, der sie belehrte, wie sie Gott und sich selbst erkennen und die Geister unterscheiden solle. Einmal verlobte sich Jesus mit ihr unter Hinterlassung eines Ringes, während er ein anderesmal sein Herz mit dem ihrigen vertauschte und ihr seine Wundmale eindrückte, so daß sie deutlich gesehen werden konnten, aber uicht bluteten, weil sie sich dieß eigens erbeten, um zu großes Aufsehen unter den Menschen zu vermeiden. In Folge höherer Begnadigung, die ihr von Seite des himmlischen Bräutigams zu Theil wurde, fühlte sie auch die Todesangst Christi, wobei sie unaussprechliche Schmerzen litt. In ihren Entzückungen fiel sie öfters in's Feuer, ohne jedoch dabei einen Schaden zu nehmen, und die Versuchungen des Satans blieben ganz kraftlos an ihr. Sie war eine Freundin der Armen und eine fleißige Wärterin der Kranken, mochten diese auch noch so eckelhafte Krankheiten haben; sie bekehrte viele Sünder durch ihr Gebet und ihre Reden, wußte zukünftige Dinge vorher und kannte sogar die Gedanken der Menschen. Zur Zeit der Theurung machte sie aus wenigem verdorbenen Mehle große und wohlschmeckende Brode, und zu einer andern Zeit speiste sie mit wenig Brod eine große Anzahl Personen. Sie schrieb aus Eingebung des hl. Geistes ein Buch, und stand bei Papst Gregorius XI. in solchem Ansehen, daß er ihr die Schlichtung der Streitigkeiten zwischen Florenz und dem Bischofe daselbst übertrug. Wiewohl sie nun hiebei, wie auch bei andern Gelegenheiten, viele Verläumdungen und Verfolgungen zu erdulden hatte, so war sie doch jederzeit geduldig und freute sich um Christi willen ihrer Leiden. Große Verdienste hatte sie auch um die Kirche, indem sie nicht nur die Streitigkeiten der Italiener mit den Päpsten schlichtete, sondern diese auch bewog, von Avignon, wo sie schon seit dem Jahre 1309 residirten, wieder nach Rom zurückzukehren. Die Mühe endlich, welche sich die hl. Katharina gab, damit Papst Urban VI. von der ganzen Christenheit anerkannt wurde, vermehrte um Vieles ihre Leibesgebrechlichkeiten, denen sie endlich auch erlag. Sie starb zu Rom den 29. Apr. 1380, in einem Alter von 33 Jahren (wie Christus der Herr), und ward in der Minervakirche daselbst beigesetzt, wo man noch ihren heil. Leib unter einem Altare verwahrt, während ihre Hirnschale sich bei den Dominicanern zu Siena befindet. In dieser Stadt sieht man auch noch ihr Haus, ihre Bußwerkzeuge und einige andere Geräthschaften, deren sie sich im Leben bedient hatte. Ihre Heiligsprechung erfolgte unter Papst Pius II. im Jahre 1461, und Papst Urban VIII. verlegte ihr Fest auf den 30. April, an welchem Tage ihr Name im allgem. Mart. Rom. sowohl, als in dem besondern für die Dominicaner vorkommt. – Was ihre Darstellung betrifft, so wird sie gar häufig abgebildet mit einem Ringe in der Hand, weil Christus sich mit ihr verlobte; zuweilen auch mit einem Cruc ifixe im Arme und den Wundmalen Christian den Händen. Auch diese Darstellung findet man häufig, wie ihr Christus mit zwei Kronen, einer Dornen- und einer goldenen Krone, erscheint, ihr die Wahl lassend zwischen beiden, und wie sie dann die erstere wählt und sich auf das Haupt setzt. Im römischen Brevier steht ihr Fest am 30. April sub ritu dupl. – Wenn Menzel (Symb. J. 468) sagt, daß unsere Heilige »nur mit dem Christkindeverlobt« wurde, dagegen die hl. Katharina von Alexandria »mit dem erwachsenen Christus«; so ist dieses nicht richtig, indem nach den von uns genau durchgesehenen Acten der »erwachsene Christus« mit seiner hl. Mutter Maria und vielen Heiligen gerade der hl. Katharina von Siena erschien und der Braut den Ring der Verlobung gab. Auch kann man nicht sagen, daß diese Verlobung von jener mit der hl. Katharina von Alexandria nur »entlehnt« sei. Vgl. S. Catharina1.
(Stadler, Johann Evangelist (1858): Vollständiges Heiligen-Lexikon oder Lebensgeschichten aller Heiligen, Seligen etc. etc. aller Orte und aller Jahrhunderte, deren Andenken in der katholischen Kirche gefeiert oder sonst geehrt wird, unter Bezugnahme auf das damit in Verbindung stehende Kritische, Alterthümliche, Liturgische und Symbolische, in alphabetischer Ordnung, mit zwei Beilagen, die Attribute und den Kalender der Heiligen enthaltend. 1. Band: A–D. Augsburg: Schmid. S. 583 ff.)
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