Fembio Specials Kinder- und Jugendbuchautorinnen Marlen Haushofer "Marlen Haushofer (1920-1970)" von Liliane Studer
Fembio Special: Kinder- und Jugendbuchautorinnen
"Marlen Haushofer (1920-1970)" von Liliane Studer
Sie führte ein unscheinbares Leben als Ehefrau, Mutter von zwei Söhnen, Zahnarztgattin - und konnte nur leben wenn sie schrieb. Sie hinterließ fünf Romane, zwei Novellen, drei Erzählbände und mehrere Kinderbücher, aber in Literaturgeschichten fehlt ihr Name weitgehend. Sie ordnete sich unter, stellte ihre Bedürfnisse zurück. Doch nicht einmal das gelang ihr. Sie konnte nicht aufs Schreiben verzichten. Sie führte ein Doppelleben wie die Frauen in ihren Prosaexten, Knapp 50jährig starb sie in einem Wiener Krankenhaus an Knochenkrebs.
Bei ihr zu Hause hatte man wenig Verständnis für ihre literarische Arbeit. Während der fast 30 Ehejahre musste Schreiben nebenbei geschehen, durfte keine Rolle spielen im Bündnis zwischen ihr und ihm. Das Familienleben durfte nicht durch das, was ihr am wichtigsten war, belastet werden.
„Meine Bücher sind alle verstoßene Kinder.” Die Texte von Marlen Haushofer sind gezeichnet von Hoffnungslosigkeit, Trauer, Resignation, Verlassenheit, aber sie machen nicht stumm. Die Frauen in den Romanen sind gefangen in ihren Lebensbahnen, auch sie sind verstoßene Kinder, allein, verlassen, verloren.
Marlen Haushofer klagt an: die Männerwelt, die zerstörerische, und die Frauen, die nicht bereit sind, Widerstand zu leisten, weil sie die Konsequenzen fürchten. Sie sind erstarrt im Ehegefängnis. Unfähig, auszubrechen. Voller Ängste, von Schuldgefühlen geplagt, Versagerinnen, einsam. An Stelle der Gefühle tritt die tödliche Ordnung. „Mein Zorn ist längst verraucht, geblieben ist nur das Grauen, das mich ganz beherrscht und in dem ich wohne wie in einem verhassten Raum. Es ist in mich eingedrungen, es hat mich ganz durchtränkt und begleitet mich überallhin. Es gibt keine Flucht. Mein schlimmster Gedanke ist, dass auch der Tod nicht tödlich genug sein könnte, um es endlich auszulöschen.” (Wir töten Stella) Es ist diese Hoffnungslosigkeit, die auch die andere Frage möglich macht: „Oder war da manchmal noch etwas anderes? Für Augenblicke?”
(Text von 1989)
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