Fembio Specials Frauen aus München Lola Montez Lexikoneinträge zu Lola Montez
Fembio Special: Frauen aus München
Lexikoneinträge zu Lola Montez
Lola Montez in: Meyers Großes Konversationslexikon (1905-1909)
Montez, Lola, eine durch ihre Abenteuer bekannte Tänzerin, geb. 1820 zu Montrose in Schottland, gest. 30. Juni 1861 in New York, war die illegitime Tochter eines schottischen Offiziers, namens Gilbert, und einer Kreolin, wurde in Bath erzogen und heiratete 1837 einen Leutnant, namens James, dem sie 1838 nach Ostindien folgte. Im Herbst 1840 verließ sie ihren Gatten, vertauschte in Paris ihren englischen Namen Mrs. James mit dem Namen Lola oder Dolores M. und bereiste als spanische Tänzerin einen großen Teil von Europa. Ihre Konflikte mit der deutschen und russischen Polizei, die zahlreichen Duelle, die um ihretwegen ausgefochten wurden, verschafften ihr einen gewissen Ruf; zuletzt aber wurde sie fast überall ausgewiesen. Als sie 1846 in München als Tänzerin auftrat, gewann sie die Gunst des Königs Ludwig I., reizte aber durch ihr übermütiges, emanzipiertes Betragen die Bevölkerung, und als das ultramontane Ministerium Abel (s. d. 3) sich der Indigenatserteilung an sie widersetzte, bestimmte sie den König zu dessen Entlassung und terrorisierte an der Spitze der Studentenverbindung Alemannia den König und die Beamten. Unter dem neuen Ministerium Öttingen- Wallerstein erhielt sie zwar den bayrischen Indigenat und den Titel und Rang einer Gräfin von Landsfeld; als aber im Februar 1848 durch sie veranlaßte studentische Konflikte zur Schließung der Universität führten, mußte sie der König, um der Gärung im Volke zu steuern, 11. März entfernen. Nach Ludwigs Abdankung ward Lola auch der bayrische Indigenat offiziell entzogen. Sie wandte sich nun nach mancherlei Irrfahrten nach London, wo sie 1849 den Leutnant der Garde Heald heiratete; doch trennte sich dieser 1850 in Spanien von ihr. 1852 betrat sie in Nordamerika wieder die Bühne, veröffentlichte »Memoiren« und spielte sogar in eigens dazu verfaßten Stücken ihre Erlebnisse in Bayern, wobei sie als vom Volk hochgefeierte Befreierin dieses Landes vom ultramontanen Joch erschien. Im Sommer 1853 reiste sie nach Kalifornien und verheiratete sich hier noch zweimal, mit dem Zeitungsredakteur Hull und einem deutschen Arzt. Nach des letztern Tod kehrte sie nach New York zurück, wo sie endlich in großer Dürftigkeit starb. Über die Münchener Zeit vgl. »Graf Otto von Bray-Steinburg. Denkwürdigkeiten aus seinem Leben« (Leipz. 1901). Sonst vgl. Fournier, Lola M. (im Augustheft der »Deutschen Revue« 1902); Fuchs, Ein vormärzliches Tanzidyll. L. M. in der Karikatur (Berl. 1904).
(Meyers Großes Konversations-Lexikon. CD-ROM-Ausgabe der 6. Aufl. 1905 - 1909, Studienausgabe (2005). Berlin: Directmedia Publishing. (Digitale Bibliothek : Sonderband, 100), S. 132833 f.)
Lola Montez in: Bilderlexikon der Erotik (1928-1932)
Montez, Lola (s. Bd. I), gab den Pamphletisten in Bayern, und zwar meist jenen klerikaler Färbung, wegen ihres Verhältnisses zu König Ludwig I. viel zu schaffen. Aber noch mehr forderte ihre liberale Haltung diese Kreise heraus. Im allgemeinen sind die Pamphlete, die sehr moralisch tun, ziemlich harmlos zu nennen, zum mindesten in erotischer Beziehung, wenn auch mancher Titel, wie: »Lola Montez, jetzige Gräfin von Landsfeld, oder das Mensch gehört dem Konig. Gerichtverhandlung aus der neuesten Zeit. Birsfeld 1848, 8° (Wien. Stadtbibl.)« scheinbar mehr verspricht, als er dann hält. Weit pikanter, stellenweise sogar direkt obszön sind die Karikaturen auf ihr Verhältnis zu Ludwig I., besonders »Vier Hauptmomente aus dem Leben der berühmten Lola. Vier kolor. erot. Lithographien.« Auf dem vierten Blatt ist der König nicht in der Lage, die Wünsche Lolas zu befriedigen, doch stehen als Ersatzmänner zwei Studenten schon bereit. Die Unterschrift lautet: »Lola findet in Bayern einen willigen Geist, aber ein schwaches Fleisch und bittet um ihre Alemannen.« Auf einer anderen Lithographie: »Der Bildhauer bei der Arbeit« wird eine obszöne, aber sehr künstlerisch ausgeführte Liebesszene zwischen Lola und dem Bildhauer dargestellt, der im Auftrage Ludwigs ihr Bein modellierte. Auf weiteren Karikaturen wird zwischen ihr und den humoristischen Figuren Eisele und Beisele ein Zusammenhang hergestellt. Sie sitzt nackt am Ufer eines Sees und läßt sich von den beiden bewundern, um sie später durch unanständige Posen zu verhöhnen. Besonders aber wird sie in eine obszöne Beziehung zu ihren Alemannen gebracht. Bald sitzt sie einem solchen Studenten mit frechen Gebärden auf dem Schoß, bald befindet sie sich mit nicht weniger als vieren im Liebeskampf oder sie hält auf einem Ruhebett, um das 18 Alemannen als Priape stehen, über diese Revue. Verschiedene Blätter zeigen sie im intimen, stellenweise perversen Verkehr mit dem König, und nicht zu vergessen wäre ihr Wappen, ein riesiger Phallus im weiten Felde. Harmlosere Karikaturen auf ihr Wirken in Bayern gibt es natürlich Dutzende (s. E. Fuchs, Ein vormärzliches Tanzidyll, Berlin, o. J.). – G.
(Bilderlexikon der Erotik. DVD-Rom (2004). Berlin: Directmedia Publishing (Digitale Bibliothek, 19), S. 13366 f.)
Lola Montez in: Pierer's Universal-Lexikon (1857–1865)
Montez, Lola, die uneheliche Tochter eines schottischen Offiziers, Namens Gilbert, u. einer Creolin, geb. 1820 zu Montrose in Schottland, kam mit ihren Eltern nach Indien u. in ihrem 9. Jahre kam sie nach England in ein Pensionat in Bath, wurde in ihrem 14. Jahre von dem englischen Offizier Thomas James entführt, welcher sich mit ihr in Irland trauen ließ u. nach Calcutta begab, wo sein Regiment stand.
Schon 1840 verließ sie ihren Gemahl u. kehrte allein nach Europa zurück. In Irland angekommen, führte sie ein sehr freies Leben, trat als Tänzerin beim französischen Theater auf u. machte Ausflüge nach Paris, wo sie, wie in Warschau u. Petersburg, als spanische Tänzerin Vorstellungen gab. Sie erregte als emancipirte Frau häufig Anstoß u. erfuhr dagegen manche Unannehmlichkeit, namentlich im October 1843 in Berlin, wo sie wegen Mißhandlung eines Gendarmen u. Mißachtung einer Gerichtsladung zu mehrjähriger Festungsstrafe verurtheilt, aber von dem König begnadigt wurde. Sie ging von hier über Leipzig, Dresden, Prag u. Wien nach Italien, dann abermals nach Paris u. von hier nach Madrid.
Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland aus Baden-Baden verwiesen, kam sie im September 1846 nach München, wo sie sich der Gunst des Königs erfreute u. sogar zur Gräfin von Landsfeld, mit der Ertheilung des baierischen Indigenats, erhoben wurde, weshalb das Ministerium Abel im Februar 1847 seine Entlassung gab. In Folge der Unruhen 1848 verließ sie München, ging nach England zurück u. heirathete hier im Juli 1849 den Gardelieutenant Heald. Damals kam es zur Sprache, daß sie von ihrem Gemahl James noch gar nicht geschieden sei, doch entzog sie sich den Folgen einer Anklage wegen Bigamie dadurch, daß sie England mit Heald verließ u. nach dem Continent u. zunächst nach Paris reiste. Aber sie entzweiten sich in Barcelona im Oct. 1849, u. nachdem Heald sie in Cadix zurückgelassen u. ihr ein Jahrgeld ausgesetzt hatte, kehrte er nach England zurück. Die M. lebte 1850 in Paris, wo ihre in ihrem Namen geschriebenen Memoiren das Pariser Journal Le Pays erkaufte u. dieselben seit Anfang 1851 in seinem Feuilleton erscheinen ließ, sie wurden (u.a. von Dietzmann, Lpz. 1851), auch ins Deutsche übersetzt. Im Sept. 1851 trat sie wieder als Ballettänzerin auf, u. zwar zuerst auf den Theatern von Boulogne u. Valenciennes, dann in Brüssel, u. ging im Nov. d. J. von England nach Nordamerika, um da ebenfalls Vorstellungen im Kunsttanz zu geben; sie erregte dort, namentlich in New Orleans, durch ihre theatralischen Darstellungen abermals arge Scandale, ging 1853 nach Californien, wo sie in San Francisco großes Furore mit ihren Tanzvorstellungen machte; aber nachdem sie den Zeitungsredacteur Hull geheirathet hatte, zog sie sich in die Stille nach Nevada-City, am Fuß der Sierra Nevada in Californien, zurück. Bald trennte sich Hull wieder von ihr, u. mit einem deutschen Arzt verbunden, wurde sie eine leidenschaftliche Jägerin. Aber auch diesen Freund verlor sie bald durch den Tod, worauf sie nach New York ging u. dort öffentliche Vorlesungen über politische u. sociale Gegenstände hielt. 1855 ging sie nach Australien, wo sie wieder theatralische Vorstellungen gab; dann trat sie von 1856–58 wieder in den Vereinigten Staaten auf, ging 1859 auf einige Zeit nach England u. hielt in London Vorlesungen, kehrte darauf nach Amerika zurück, wurde 30. Juni 1860 in New York von einem Schlaganfall getroffen (ohne jedoch zu sterben) u. nach Astoria gebracht.
(Pierer's Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart oder Neuestes encyclopädisches Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe. Vierte, umgearbeitete und stark vermehrte Auflage, Elfter Band: Matelica – Nishnei-Kolymsk, Altenburg: Verlagsbuchhandlung von H.A. Pierer, 1860. S. 423 ff.)
Lola Montez, in: Herders Conversations-Lexicon (1856)
Montez, Lola, geb. 1820 zu Montrose in Schottland, uneheliche Tochter eines schott. Offiziers u. einer Creolin, kam mit ihrem Manne, einem Offizier, nach Ostindien, verließ ihn u. trieb sich unter der Firma Tänzerin in England, Frankreich, Spanien u. Belgien herum. Sie gewann 1846 die Gunst Ludwigs I. von Bayern, wurde Gräfin von Landsfeld, aber wegen ihrer Frechheit durch eine Volksbewegung vertrieben. Später heirathete sie ein reicher junger Engländer, der ihrer jedoch bald satt hatte; gegenwärtig tanzt sie jenseits des atlant. Oceans den Yankees und Mexikanern.
(Herders Conversations-Lexikon. Kurze aber deutliche Erklärung von allem Wissenswerthen aus dem Gebiete der Religion, Philosophie, Geschichte, Geographie, Sprache, Literatur, Kunst, Natur- und Gewerbekunde, Handel, der Fremwörter und ihrer Aussprache etc. etc., Vierter Band: Lindenbrug – Ryut, Freiburg im Breisgau: Herdersche Verlagsbuchhandlung, 1856. S. 234)
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