Fembio Specials Frauenbeziehungen Alma M. Karlin "Alma M. Karlin" (1988) von Marion Kremer
Fembio Special: Frauenbeziehungen
"Alma M. Karlin" (1988) von Marion Kremer
„Es war eine ungemein stürmische Zeit, zu der Leute ohne Entzündung der Einbildungsnerven wohl zu Hause geblieben wären“, als Alma Maximiliana Karlin 1919 mit nur 130 Dollar auf dreijährige Forschungsfahrt Richtung Japan ging. Unfreiwillig wurde daraus eine „Weltumseglung“, von der sie erst nach neun Jahren zurückkehren sollte.
Ihr Geburtstag wird im Deutschen Literatur-Lexikon (Hg. Rupp & Lang) abweichend angegeben: 19. Oktober 1891. In ihrer Jugend packte sie „der Sprachenwahnsinn“: Sie lernte zehn Sprachen, legte die LehrerInnenprüfung ab, arbeitete in London als Übersetzerin, studierte in Skandinavien Völkerkunde und Naturwissenschaften, gab Sprachunterricht und schrieb Journalistisches und einen Roman.
„Der Ruf einer gestellten, unabweisbaren Aufgabe“ lockt sie nach Süd- und Mittelamerika, Hawai, Ostasien, in den Südpazifik, nach Neuseeland und Australien, Südostasien, Indien und Ostafrika. Aber Karlin „fand das Reisen nach fremden Weltteilen anders als erwartet“ und berichtet von ständigen Geldnöten, der Quälerei des Reisens als „Zwischendeckopfer“ der dritten Klasse, von Vergewaltigungsversuchen und Raubüberfällen der „Mannszweibeine“, „unerträglicher Vereinsamung“ und chronischen Tropenkrankheiten, die ihre Gesundheit für immer ruinierten.
In diesen Reisejahren schreibt Karlin Hunderte von Zeitungsartikeln, viele Erzählungen sowie einen Roman. Diese und später aus der Erinnerung niedergeschriebene Arbeiten werden ab 1929 veröffentlicht und begeistert aufgenommen. Ihre Reiseberichte und Forschungsergebnisse, ihre Vorträge in ganz Europa und die im Museum von Celje ausgestellte Sammlung bringen Alma Karlin die lang erhoffte Anerkennung.
Wer heute ihren lebendigen und humorvollen, aber auch stark wertenden und manchmal sensationslüsternen Stil kennenlernen möchte, ist auf Bibliotheken angewiesen: Kein einziger Titel ist im Buchhandel erhältlich.
(Text von 1988)
Marion Kremer
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