Fembio Specials Europäische Jüdinnen Zuzanna Ginczanka
Fembio Special: Europäische Jüdinnen
Zuzanna Ginczanka
(Zuzanna Polina Ginzburg [eigentlicher Name], poln. Schreibweise: Gincburg; Zuzanna Pola Gincburżanka)
geboren am 15. März 1917 in Kiew
gestorben im Winter 1944 in Krakau
polnische Dichterin jüdischer Herkunft
105. Geburtstag am 15. März 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Zuzanna Ginczanka war eine Legende des Warschauer KünstlerInnenmilieus der Zwischenkriegszeit. Der Dichter Julian Tuwim war ihr Vorbild. Mit Witold Gombrowicz zog sie durch die Cafés der Bohèmeszene. Sie war erst 27, und es erschien gerade ihr erster Gedichtband (Über die Zentauren), als sie im Winter 1944 von der Gestapo aus ihrem Krakauer Versteck abgeholt und kurz darauf ermordet wurde.
In Rowno, einem typisch ostpolnischen Grenzstädtchen, wächst Sanka im Hause der Großeltern auf. Es wird Russisch gesprochen, Polnisch lernt Sanka aus freien Stücken. Von den vier Gymnasien in Rowno – jüdisch, russisch, ukrainisch und polnisch – besucht sie letzteres. Als Schülerin der 5. Klasse schreibt sie bereits. Ihre Gedichte schickt sie Julian Tuwim und nimmt auf sein Zureden hin an einem Wettbewerb der Literarischen Nachrichten teil. Sie erhält eine Auszeichnung, was im damaligen Warschau fast der offiziellen Anerkennung als Dichterin gleichkommt. Nach Warschau umgezogen, stürzt sie sich in den Trubel des Bohème-Lebens. Sie löst sich von ihren literarischen Vorbildern, findet ihren eigenen Stil und versucht sich für das Wochenblatt Nadeln in der Satire.
Nach dem deutschen Überfall auf Polen im September 1939 sind Westeuropa und Ostpolen die Zufluchtsorte der EmigrantInnen. Gina gelangt nach Lemberg und verdient ihr Geld u.a. als Übersetzerin. Der Ostteil Polens ist bereits in den Händen der Sowjets. Sie entgeht den ukrainischen Übergriffen auf die jüdische Bevölkerung. Anfang 1940 heiratet sie einen Kunsthistoriker; 1942 zieht sie mit ihm nach Krakau. Zwei Jahre später werden ihr Mann und ihr Geliebter hingerichtet. Gina versteckt sich weiterhin. Das nahende Ende des Krieges erlebt sie nicht mehr.
Von der polnischen Literaturkritik nach dem Krieg ihrer Herkunft wegen verunglimpft, geriet Ginczanka bald für lange Zeit in Vergessenheit. Was sie hinterließ, sind ein Gedichtband, einige Handschriften und Photographien – und FreundInnen, die sie liebten und die ihr nicht helfen konnten.
(Text von 1996)
Verfasserin: Hanka Blaszkowska
Zitate
Unter den Millionen, die von den deutschen Menschenschindern hingemetzelt wurden, war sie nur ein Pünktchen. Unter den hunderten von Begründern der polnischen Kultur eine nicht erfüllte Möglichkeit, ein schmerzlicher, unvergessener Verlust.
(Zuzanna Ginczankas Zeitgenossin Anna Kamieñska)
Links
AGNI Online (2016): Non omnis moriar by Zuzanna Ginczanka. Gedicht in engl. Übersetzung.
Online verfügbar unter http://www.bu.edu/agni/poetry/online/2006/kassell.html, abgerufen am 16.02.2017.
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6oKNu0Fwg.
East News Poland agencja fotograficzna: Fotos von Zuzanna Ginczanka.
Online verfügbar unter http://www.eastnews.pl/pictures/result?phrase=ginczanka, abgerufen am 16.02.2017.
Filmitalia.org (2014): Broken Verses - Zuzanna Ginczanka 1917-1944 (La Poesia Spezzata - Zuzanna Ginczanka 1917-1944). Dokumentarfilm, 2014.
Online verfügbar unter http://www.filmitalia.org/p.aspx?t=film&l=en&did=89530, abgerufen am 16.02.2017.
Ginczanka, Zuzanna (1936): O centaurach. Onlineausgabe (Digitalisat). Warszawa.
Online verfügbar unter https://polona.pl/item/24689464/0/.
Gliński, Mikołaj (2014): Zuzanna Ginczanka's Beauty and Brand. Culture.pl, 2014/03/17. Biografischer Artikel (engl.) mit Fotos.
Online verfügbar unter http://culture.pl/en/article/zuzanna-ginczankas-beauty-and-brand, abgerufen am 16.02.2017.
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6oKBxoITZ.
Grudzińska-Gross, Irena (2011): Something or other: The Portrait of Zuzanna Ginczanka. biweekly.pl, 18.04.2011.
Online verfügbar unter http://www.biweekly.pl/article/2120-something-or-otherthe-portrait-of-zuzanna-ginczanka.html, abgerufen am 16.02.2017.
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6oKOE9cuG.
Museum of Jewish People (2016): Zuzanna Ginczanka – The lasting power of poetry. By Rachel Druck. May 1, 2016.
Online verfügbar unter http://www.bh.org.il/from-our-databases/zuzanna-ginczanka-rachel-druck/, abgerufen am 16.02.2017.
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6oKOSNOat.
Muzeum Literatury im. Adama Mickiewicza (Warszawa): „Zuzanna Ginczanka. Tylko szczęście jest prawdziwym życiem…”. Ausstellungsseite (poln.) mit Fotos.
Online verfügbar unter http://muzeumliteratury.pl/zuzanna-ginczanka-tylko-szczescie-jest-prawdziwym-zyciem/, abgerufen am 16.02.2017.
Polnische Nationalbibliothek: Zuzanna Ginczanka. Artikel und Bücher von und über Zuzanna Ginczanka (poln.).
Online verfügbar unter http://katalogi.bn.org.pl/iii/encore/search/C__SZuzanna%20Ginczanka?lang=pol, abgerufen am 16.02.2017.
Wakeford, Tony (2009): Fullness Of August. Lied (engl.) nach einem Text von Zuzanna Ginczanka.
Online verfügbar unter https://tonywakeford.bandcamp.com/track/fullness-of-august, abgerufen am 16.02.2017.
Wikiwand: Zuzanna Ginczanka. Umfangreichster Wikipedia-Eintrag (engl.).
Online verfügbar unter https://www.wikiwand.com/en/Zuzanna_Ginczanka, abgerufen am 16.02.2017.
Wikiźródła: Autor: Zuzanna Ginczanka. Texte online (poln.).
Online verfügbar unter https://pl.wikisource.org/wiki/Autor:Zuzanna_Ginczanka, abgerufen am 16.02.2017.
wolnelektury.pl: Autor: Zuzanna Ginczanka. Texte online (poln.).
Online verfügbar unter http://wolnelektury.pl/katalog/autor/zuzanna-ginczanka/, abgerufen am 16.02.2017.
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Literatur & Quellen
werke
Ginczanka, Zuzanna (1936): O centaurach. Warszawa. Wydawnictwo J. Przeworskiego. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Ginczanka, Zuzanna (1953): Wiersze wybrane. Warszawa. Cytelnik. (WorldCat-Suche)
Ginczanka, Zuzanna (1980): Zuzanna Ginczanka. Warszawa. “Czytelnik”. (Poeci polscy) ISBN 83-07-00124-2. (WorldCat-Suche)
Ginczanka, Zuzanna (1991): Udźwignąć własne szczęście. Poezje. Herausgegeben von Izolda Kiec. Poznań. Książnica Włóczęgów i Uczonych “Brama”. (Poeci powrotu) ISBN 83-900255-1-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Ginczanka, Zuzanna (2011): Krzątanina mglistych pozorów. Wiersze wybrane = Un viavai di brumose apparenze : poesie scelte. Poln. und it. Herausgegeben von Alessandro Amenta. Kraków, Budapeszt. Wydawnictwo Austeria. ISBN 978-83-61978-06-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Ginczanka, Zuzanna (2014): Wiersze zebrane. Gedichte von Zuzanna Ginczanka einschließlich bisher unveröffentlichter und Gedichte über sie. Herausgegeben von Izolda Kiec. [Warszawa], Sejny. Wydawnictwo Uniwersytetu Kardynała Stefana Wyszyńskiego; Pogranicze. ISBN 9788361388500. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Ginczanka, Zuzanna (2016): Wniebowstąpienie Ziemi. Herausgegeben von Tadeusz Dąbrowski. Wrocław. Biuro Literackie. (44, Poezja Polska od Nowa, 12) ISBN 978-83-63129-60-6. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Weiterführende Literatur
Amenta, Alessandro (2016): Le parole e il silenzio. La poesia di Zuzanna Ginczanka e Krystyna Krahelska. I edizione. Ariccia (RM). Aracne editrice int.le S.r.l. (Polonica, 3) ISBN 9788854892279. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Araszkiewicz, Agata (2001): Wypowiadam wam moje życie. Melancholia Zuzanny Ginczanki. Wyd. 1. Warszawa. Fundacja OŚKa; Fundacja. ISBN 8390982080. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Araszkiewicz, Agata, Pogorzelska, Joanna und Beglarian, Sarmen, et al. (Hg.) (2015): Zuzanna Ginczanka. Tylko szczęście jest prawdziwym życiem. Begleitband zur Ausstellung. Warszawa. Muzeum Literatury im. Adama Mickiewicza; Fundacja Polskiej Sztuki Nowoczesnej. 2016. ISBN 978-83-944964-1-8. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Araszkiewicz, Agata; Pogorzelska, Joanna et al. (2016): Zuzanna Ginczanka. Only happiness is real life. (=Zuzanna Ginczanka. Tylko szczęście jest prawdziwym życiem) Aus dem Polnischen von Soren A. Gauger und Alissa Valles. Warsaw. Adam Mickiewicz Museum of Literature; Polish Modern Art Foundation. ISBN 978-83-944964-2-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Kiec, Izolda (1994): Zuzanna Ginczanka. Życie i twórczość. Zugl.: Poznań, Uniwersytet, Diss. Poznań. Obserwator. (Biblioteka »Czasu Kultury«, 5) ISBN 83-901720-0-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Shallcross, Bożena (2011): The Holocaust object in Polish and Polish-Jewish culture. Online-Ausg. Bloomington, Ind. Indiana University Press. ISBN 0-253-35564-8. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bildquellen
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