Fembio Specials Black History Zéna M’Déré
Fembio Special: Black History
Zéna M’Déré
geboren 1920 in Pamandzi, Mayotte
gestorben am 27. Oktober 1999 in Pamandzi, Mayotte
mayottische Freiheits- und Frauenkämpferin, Anführerin der „Kitzelkommmandos“
25. Todestag am 27. Oktober 2024
Biografie • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Zéna M’Déré und ihre Mitstreiterinnen erfanden in den 1960er Jahren auf der winzigen Insel Mayotte im Indischen Ozean eine ungewöhnliche Waffe im gewaltfreien Widerstand: den Kitzelkampf. Mit großen Gruppen aufgebrachter Frauen lauerten sie ihren Gegnern auf, bedrängten sie, zogen ihnen die Kleider aus und kitzelten sie so lange, bis diese gedemütigt das Feld räumten und zum Teil die Insel fluchtartig verließen (einige, so heißt es, kamen nie wieder).
Was so lustig klingt, war ein erbitterter jahrelanger Kampf – unter dem Motto: „Wir wollen französisch sein, um frei zu sein“ forderten die Frauen den Verbleib ihrer Insel beim „Mutterland“ Frankreich. Sie wollten v.a. „frei“ sein von der Dominanz der benachbarten anderen Komoreninseln, wo sich im Zuge der antikolonialen Unabhängigkeitsbewegung zunehmend islamistische Tendenzen durchsetzten.
Zéna M’Déré, die charismatische Anführerin der Châtouilleuses“ („Kitzlerinnen“), hatte wie die meisten Frauen ihrer Generation während der französischen Kolonialzeit keine staatliche Schule besuchen können. Als 17-Jährige zog sie zu ihrem Vater nach Diego-Suarez im Nordwesten von Madagaskar, wo sie eine Koranschule eröffnete. Mit 46, inzwischen dreimal geschieden und – für mayottische Verhältnisse eher ein Makel – kinderlos geblieben, kehrte sie als geachtete „Fundi“ (Lehrerin, Gelehrte) auf ihre Heimatinsel zurück. Noch im selben Jahr, 1966, führte sie mit dem Angriff auf Saïd Mohamed Cheik, den Ratsvorsitzenden von den Komoren, die erste große Frauendemonstration an, gefolgt von weiteren öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen wie der Besetzung des lokalen Rundfunksenders und des Flughafens in den kommenden Jahren.
Die Revolte der Frauen mündete in die Gründung einer politischen Partei, des „Mouvement Populaire Mahorais“, die schließlich das 1975 durchgeführte Referendum gewann – mehrheitlich stimmte die mayottische Bevölkerung für den Verbleib bei Frankreich, die Nachbarinseln dagegen schlossen sich in der unabhängigen „Islamischen Republik Komoren“ zusammen.
Die weitere Entwicklung gab den Frauen Recht – heute bietet Mayotte mit seinen demokratischen, laizistischen Institutionen, kostenlosen Schulen, einer relativ guten Gesundheitsversorgung (incl. legalem Zugang zu Abtreibung und Verhütungsmitteln) und gesetzlichem Mindestlohn nahezu paradiesische Lebensbedingungen, wie sie in dieser Weltregion selten zu finden sind. Zéna M’Déré wurde in Anerkennung ihres Einsatzes für die französische Republik zum „Offizier“ der Ehrenlegion ernannt. Als sie 1999 mit 79 Jahren starb, trauerte eine ganze Insel um sie.
(Text von 2008)
Verfasserin: Andrea Schweers
Literatur & Quellen
Les élèves de Cinquième du collège de M’tzamboro. 2003. À la rencontre de Zéna M’Déré. Mayotte. Editions du Baobab.
Bildquellen
colnect.com
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