Fembio Specials Frauen aus Lateinamerika Victoria Ocampo
Fembio Special: Frauen aus Lateinamerika
Victoria Ocampo
Commons.Wikimedia.org
geboren am 7. April 1890 in San Isidro, Argentinien
gestorben am 27. Januar 1979 in San Isidro
argentinische Schriftstellerin und Feministin; „intellektuelle Botschafterin Argentiniens“
45. Todestag am 27. Januar 2024
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
„Ehe sie drangehen, den Männern bei der Lösung der Probleme zu helfen, die diese geschaffen haben, müssen die Frauen versuchen, ihre eigenen Probleme zu lösen – vereint, über alle Grenzen hinweg, sollten sie dieses Terrain weder unter Zwang noch aus anderen Beweggründen verlassen.“
Mit diesen Worten lehnte die 85-jährige Victoria Ocampo, Pionierin der argentinischen Frauenbewegung, die Teilnahme an einer Konferenz zum Internationalen Jahr der Frau ab, bei der es statt um Frauen überwiegend um marxistische Theorien gehen sollte.
Victoria Ocampo, älteste von sechs Schwestern, gehörte zu einer der reichsten und mächtigsten Familien Argentiniens. In ihrer Wirkung und literarisch-essayistischen Begabung ist sie mit Simone de Beauvoir vergleichbar.
Mit 23 Jahren befreite sich Ocampo aus dem goldenen Käfig ihrer Ehe und aus den noch ungebrochen patriarchalischen Strukturen ihres Landes. Sie schrieb Essays zu den literarischen, künstlerischen und gesellschaftspolitischen Strömungen ihrer Zeit und war eng befreundet mit vielen SchriftstellerInnen Amerikas und Europas, z.B. mit Mistral, Woolf, Thomas Mann, Ortega y Gasset, Tagore, Malraux, Camus, Joyce und Sartre. Sie veröffentlichte deren Werke, die sie z.T. selbst übersetzte, in ihrer Literaturzeitschrift Sur und in ihrem eigenen Buchverlag und öffnete damit Argentinien den Zugang zum internationalen kulturellen Leben.
1940 gehörte sie als einzige Frau zu den MitbegründerInnen der Argentine Action zur Bekämpfung nazifaschistischer Infiltration. Als mutige Gegenspielerin Evita Peróns kam sie 1953 ins Gefängnis.
1971 erfüllte sich Ocampo, über achtzigjährig, einen langgehegten Wunsch: ein Heft von Sur zum Thema Frauen. Es war die erste Nummer einer lateinamerikanischen Zeitschrift, die sich ausschließlich dem Feminismus widmete.
(Text von 1988)
Verfasserin: Luise F. Pusch
Zitate
In Deinem Haus, Victoria, gibt es Lavendel
und – alles massiv – Eisen und Holz,
Gespräche, Treue und Mauern.
…Dir vertraue ich die Länder Amerikas an,
Du, dem Ceibobaum so ähnlich,
so gerade wie ein Messer,
so Anden-gleich, so fließend
wie ein blendender Wasserfall
und wie die Blitze über der Pampa.Aus einem Gedicht von Gabriela Mistral für Victoria Ocampo am Morgen ihres gemeinsamen Geburtstages, 7. April 1937
Literatur & Quellen
Ayerza, Laura & Odile Felgine. 1991. Victoria Ocampo. Paris. Critérion.
Meyer, Doris. 1982 [1979]. Victoria Ocampo: Gegen den Wind und die Zeit. Eine Biographie, mit 34 Abbildungen und 15 ausgewählten Essays von Victoria Ocampo [=Victoria Ocampo: Against the Wind and the Tide]. Aus d. am. Engl. von Manfred Ohl & Hans Sartorius. Frankfurt/M. Fischer TB 2251.
Reichardt, Dieter. Hg. 1994. Autorenlexikon Lateinamerika. Frankfurt/M. Suhrkamp.
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