Fembio Specials Exilantinnen (1933-1945) Toni Sender
Fembio Special: Exilantinnen (1933-1945)
Toni Sender
(auch: Tony Sender; Sidonie Zippora Sender [eigentlicher Name], Dora Denis [Pseudonym]; Elisabeth [Pseudonym])
geboren am 29. November 1888 in Biebrich
gestorben am 26. Juni 1964 in New York City
deutsche Politikerin
60. Todestag am 26. Juni 2024
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Aufgewachsen in einer bürgerlichen jüdischen Familie, löste Sender sich früh von diesem Hintergrund, um sich zu einer Sozialistin zu entwickeln, die entschieden und konsequent für ihre Ziele eintrat.
Nach dem Besuch der Handelsschule in Frankfurt ging sie als Fremdsprachensekretärin nach Paris, wurde Mitglied der französischen sozialistischen Partei und war in der Frauenagitation tätig. Nach Beginn des Ersten Weltkrieges kehrte sie nach Deutschland zurück, wo sie sich gegen die Kriegspolitik der SPD wandte. Konsequenterweise trat sie der USPD bei, die den oppositionellen Gruppen in der SPD eine politische Heimat bot. Toni Sender war maßgeblich an der revolutionären Bewegung in Frankfurt beteiligt und wurde im März 1919 Stadtverordnete für die USPD und 1920 Abgeordnete im Reichstag.
Toni Sender: Ansprache für die SPD anlässlich der Reichstagswahl am 20. Mai 1928
Hinsichtlich der Rolle von Frauen in der Politik schrieb sie, dass Frauen zwar mehr zu leisten hätten als Männer, dann aber die Chance hätten, als ebenbürtig anerkannt zu werden. Aus heutiger Sicht mag das stark nach Zweckoptimismus klingen – für die damalige Zeit aber war es vielleicht eine der wenigen Chancen, mit der »Sonderrolle« als Politikerin fertig zu werden. Neben ihrer parlamentarischen Tätigkeit arbeitete sie als Journalistin und nahm an zahlreichen Kongressen teil.
Einen Einschnitt, aber nicht ein Ende findet diese Lebensweise, als Toni Sender Deutschland 1933 verlassen muss und über verschiedene Zwischenstationen ins amerikanische Exil geht. 1939 veröffentlicht sie ihre Autobiographie (The Autobiography of a German Rebel). Es folgt die Arbeit im Office of Strategic Services (bis 1944) und in der UNO (ab 1944), wo sie als Wirtschaftsexpertin tätig war. Seit 1947 war sie beim Wirtschafts- und Sozialrat der UNO und dem Internationalen Bund Freier Gewerkschaften tätig. 1956 musste sie ihre Arbeit aufgeben, weil sie an der Parkinsonschen Krankheit litt.
In ihrem Nachruf schreibt die New York Times über Toni Sender: Sie war ein vertrauter Anblick bei den Vereinten Nationen. Aufgrund ihres politischen Hintergrunds war sie eine großartige Rednerin. Dabei war sie ganz Spitze und Wohlgeruch — trotz des immer präsenten Aktenkoffers. (in: Brinker-Gabler, Einleitung zur Autobiographie, S. 20)
Text von 1988
Verfasserin: Beate Schräpel
Zitate
Im neuen Staat, der deutschen Republik, ist die Frau wenigstens soweit aus früherer Rechtlosigkeit befreit, daß sie durch die Sozialdemokratische Partei das Recht zu wählen bekam. Und wir Frauen sind die Mehrheit in dem deutschen Volke. Auf uns kommt es darum an. Ihr Frauen und Mädchen habt den Mut zum Neuen, habt den Mut zum Glück. (Toni Sender 1928, Quelle)
Links
Toni-Sender-Akademie. Sozialistische Bildungsgemeinschaft Hessen e.V.
Online verfügbar unter https://www.toni-sender-akademie.de/, zuletzt geprüft am 20.11.2023.
Alemannia Judaica: Die Synagoge in Biebrich (Stadt Wiesbaden). Mit Informationen zur Familie Sender.
Online verfügbar unter http://www.alemannia-judaica.de/biebrich_synagoge.htm, zuletzt geprüft am 20.11.2023.
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Sender, Toni. Bücher und Medien.
Online verfügbar unter http://d-nb.info/gnd/118613189, zuletzt geprüft am 20.11.2023.
Projekt Josef Felber: 3.4 SPD Reichstagsfraktion zum Ermächtigungsgesetz. Biographien der anwesenden SPD-Abgeordneten. Tabellarischer Lebenslauf von Toni Sender (nach unten scrollen – Worddatei beim Klick auf »Öffnen«).
Online verfügbar unter http://www.joseffelder.de/index.php?p=4&q=121&r=1, zuletzt geprüft am 20.11.2023.
Stadt Frankfurt am Main: Tony-Sender-Preis.
Online verfügbar unter https://frankfurt.de/service-und-rathaus/verwaltung/aemter-und-institutionen/frauenreferat/tony-sender-preis, zuletzt geprüft am 20.11.2023.
Wickert, Christl: Sender, Toni. In: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 248-249 [Onlinefassung]. Deutsche Biographie.
Online verfügbar unter http://www.deutsche-biographie.de/sfz121237.html, zuletzt geprüft am 20.11.2023.
Literatur & Quellen
Brunner, Margot (1996): Tony Sender. 100 Jahre ; Sozialistin, Demokratin, Rebellin, Internationalistin, Metallerin, Journalistin, Politikerin. Ausstellungskatalog. Aktualisierte Neuaufl. Wiesbaden. Referat Frauenbeauftragte der Landeshauptstadt Wiesbaden. (Eurobuch-SucheWorldCat-Suche)
Dick, Jutta und Sassenberg, Marina (Hg.) (1993): Jüdische Frauen im 19. und 20. Jahrhundert. Lexikon zu Leben und Werk. Reinbek bei Hamburg. Rowohlt. (Rororo, 6344 : Rororo-Handbuch) ISBN 3-499-16344-6. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Erler, Hans (Hg.) (1997): »Meinetwegen ist die Welt erschaffen«. Das intellektuelle Vermächtnis des deutschsprachigen Judentums ; 58 Portraits. Frankfurt/Main. Campus-Verlag. ISBN 3-593-35842-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Fröhlich, Michael (Hg.) (2002): Die Weimarer Republik. Portrait einer Epoche in Biographien. Darmstadt. Primus. ISBN 3-89678-441-2. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Grebing, Helga (1994): Das ›andere Deutschland‹ im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Beiträge zur politischen Überwindung der nationalsozialistischen Diktatur im Exil und im Dritten Reich. 1. Aufl. Essen. Klartext. ISBN 978-3-88474-086-6. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schumacher, Martin (Hg.) (1994): M.d.R., die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung 1933 - 1945 ; eine biographische Dokumentation ;. Düsseldorf. Droste. (Veröffentlichung der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der Politischen Parteien in Bonn) ISBN 3-7700-5183-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Sender, Toni (1919): Die Frauen und das Rätesystem. Rede auf der Leipziger Frauenkonferenz am 29. November 1919. Berlin. Freiheit. (Frauenbibliothek der Unabhängigen Sozialdemokratie) (WorldCat-Suche)
Sender, Toni (1920): Diktatur über das Proletariat oder: Diktatur des Proletariats. Das Ergebnis von Moskau. Frankfurt. Volksrecht. (WorldCat-Suche)
Sender, Toni (1923): Große Koalition? Gegen ein Bündnis mit der Schwerindustrie. Frankfurt am Main. Union-Druckerei und Verl.-Anst.
Sender, Toni (1924): Fünf Jahre nach der Novemberrevolution! Vortrag gehalten auf dem Sächsischen Landesparteitag der USPD am 1. Dezember 1923. Zwickau. Bezirksvorstand der USPD. (WorldCat-Suche)
Sender, Toni (1981): Autobiographie einer deutschen Rebellin. (=The autobiography of a German rebel) Herausgegeben von Gisela Brinker-Gabler. Frankfurt/Main. Fischer. (Fischer-Taschenbücher) ISBN 3-596-22044-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Steen, Jürgen (1992): Tony Sender 1888 - 1964. Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin. Literaturverz. S. 230 - [232]. Frankfurt am Main. Historisches Museum. (Kleine Schriften des Historischen Museums, 50) ISBN 3-89282-027-9. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
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