Fembio Specials Frauen aus Köln Theophanu die Jüngere
Fembio Special: Frauen aus Köln
Theophanu die Jüngere
Von Clio20, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=556829
geboren um 955 in Byzanz (?)
gestorben am 15. Juni 991 in Nimwegen
deutsche Kaiserin
1030. Todestag am 15. Juni 2021
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Es wird wohl niemals ganz geklärt werden können, wer Theophanus Eltern wirklich waren. Fest steht nur, dass sie der kaiserlichen Familie entstammte, die damals über das byzantinische Reich herrschte, und eine hervorragende Ausbildung erhalten hatte – neben ihrer griechischen Muttersprache beherrschte sie fließend Latein, lernte später schnell Deutsch, und kannte sowohl die antiken Meister als auch die Dichter und Denker ihrer Zeit.
Kaiser Otto I. wollte seinen Sohn, den Erben des Abendlandes, mit einer Repräsentantin des Ostreiches verheiraten. Der machtpolitisch motivierte Plan schien zunächst in endlosen Verhandlungen, dann in bewaffneten Streitigkeiten unterzugehen, aber schließlich fand 972 in Ravenna die Trauung zwischen der 16jährigen Theophanu und dem kaum älteren Otto statt. Die Brautleute sahen sich erst wenige Tage vor der Hochzeit zum ersten Mal.
Die Griechin Theophanu gewöhnte sich an das kalte Deutschland, verschaffte sich bei Hof Respekt und bemühte sich, mit Otto eine glückliche Ehe zu führen. Schon 973 wurde sie an seiner Seite Kaiserin, als ihr Schwiegervater Otto I. starb.
Das neue Herrscherpaar sorgte bald für Nachwuchs: Theophanu gebar Sophia (später Äbtissin von Gandersheim und Essen), Adelheid (Äbtissin von Quedlinburg u.a.) und Mathilde. Der Thronfolger Otto kam 980 zur Welt.
Als Kaiser Otto II. 28jährig an einer Darmkrankheit starb, war der Thronfolger erst 3 Jahre alt. Theophanu floh erst einmal zur Schwiegermutter nach Pavia. In Deutschland setzten sich derweil treue Vasallen für die Rechte des Thronerben ein, dem die Mutter eine umfangreiche Bildung zuteil werden ließ. Unter anderem bestellte sie den kunstsinnigen Hildesheimer Bischof Bernward zum Lehrer für ihren Sohn.
Als Regentin leistete die Witwe Beachtliches; mitten in allen Wirren um die Frage der Nachfolge setzte sie sich durch und schaltete alle aus, die Ottos Herrschaftsanspruch bedrohten, als erstes Schwiegermutter Adelheid. Selbstbewusst nannte sie sich Theophanius von Gottes Gnaden Kaiser. Nach kriegerischen Auseinandersetzungen mit den westfränkischen Karolingern erkannte sie schnell den Herrschaftsanspruch des neuen französischen Königs, Hugo Capet, an und erreichte dadurch im anschließenden Friedensvertrag, dass Frankreich auf Lothringen verzichtete.
Bis zu ihrem frühen Tod mit 35 Jahren führte Theophanu die Regierungsgeschäfte für ihren minderjährigen Sohn, danach regierte wieder Großmutter Adelheid, bis Otto III. ab 995 selbst die Herrschaft ausüben konnte. Theophanu liegt in Köln begraben, in der Kirche St. Pantaleon.
(Text von 1990)
Verfasserin: Anna E. Röhrig
Literatur & Quellen
Barth, Reinhard. 2004. Frauen, die Geschichte machten. Darmstadt. Primus.
Eickhoff, Ekkehard. 1996. Theophanu und der König: Otto III. und seine Welt. Stuttgart. Klett-Cotta.
Euw, Anton von & Peter Schreiner. Hg. 1991. Kaiserin Theophanu: Begegnung des Ostens und Westens um die Wende des ersten Jahrtausends. Gedenkschrift des Kölner Schnütgen-Museums zum 1000. Todesjahr der Kaiserin. 2 Bde. Köln.
Frommer, Hansjörg. 1993. Spindel, Kreuz und Krone - Herrscherinnen des Mittelalters: Adelheid, Theophanu, Gisela, Agnes, Richenza, Konstanze. Karlsruhe. INFO-Verl.-Ges.
Fußbroich, Helmut. 1991. Theophanu: Die Griechin auf dem deutschen Kaiserthron 972 - 991. Köln. Wienand.
Horst, Eberhard. 1997. Geliebte Theophanu: Deutsche Kaiserin aus Byzanz. Romanbiographie. Reinbek bei Hamburg. rororo TB 13934.
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