Fembio Specials Pionierinnen der Frauenbewegung Sylvia Pankhurst
Fembio Special: Pionierinnen der Frauenbewegung
Sylvia Pankhurst
(Estelle Sylvia Pankhurst)
geboren am 5. Mai 1882 in Manchester
gestorben am 27. September 1960 in Addis Abeba, Äthiopien
britische Frauenrechtlerin, Sozialistin und Schriftstellerin
140. Geburtstag am 5. Mai 2022
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Die Biographien der drei Pankhurst-Frauen - Mutter Emmeline und ihre Töchter Christabel und Sylvia - sind über viele Jahre hinweg fast identisch mit der Geschichte des Kampfes um das Frauenwahlrecht in Großbritannien Anfang des 20. Jahrhunderts.
Ihr Vater Richard, ein Rechtsanwalt, nimmt sie als Kind in die Slums von Manchester und später von London mit, wo er leidenschaftliche politische Reden hält und sie schon früh mit der Not der Frauen der unterprivilegierten Klasse in Berührung kommt. Diese Prägung soll lebenslang ihr Engagement bestimmen. Der Feminismus war nur eines ihrer Interessen, zweifellos das wichtigste, denn sie opferte ihm viel Zeit, Energie und einen Großteil ihrer körperlichen und seelischen Gesundheit.
Obwohl der Vater früh stirbt, kann Sylvia dank eines Stipendiums Kunst studieren. Zunehmend engagiert sie sich mit Mutter und Schwester in der von Emmeline 1903 in London gegründeten WSPU (Women's Social and Political Union). Ihre Teilnahme an den Märschen und Demonstrationen führt wiederholt zu Verhaftungen und Gefängnisstrafen, wodurch sie die erbärmlichen Zustände im Londoner Frauengefängnis Holloway kennenlernen, die Sylvia später in ihrem Buch The Suffragette Movement (1931) anprangern wird. Bei diesen Aufenthalten treten die Suffragetten oft in Hungerstreik, auf den die Regierung brutal mit Zwangsernährung reagiert.
In der Frage des Frauenwahlrechts bewegt sich aber nichts, so dass die Aktionen der WSPU im Laufe der Jahre immer militanter werden (Brandstiftungen, Bombenanschläge), was wieder zu Haftstrafen führt. Menschenleben kosten diese Aktionen, wie Mutter Emmeline in ihren Memoiren betont, nur in den eigenen Reihen.
In dieser Zeit wendet sich Sylvia, deren Anliegen eher pazifistisch und sozialistisch ist, der Situation der Arbeiterfrauen in Londons East End zu. Nicht nur dass sie auch die Arbeiterinnen in den Kampf einbeziehen will, es gibt auch große Not zu lindern. Sie beschafft Spenden, um konkrete Projekte wie Sozialzentren für Kinderbetreuung mit Verpflegung, Kleidung und medizinischer Versorgung ins Leben zu rufen.
Die von ihr herausgegebene Zeitschrift The Woman's Dreadnought (Das Schlachtschiff) nutzt sie sowohl für die Anprangerung der Zustände in Londons Unterschicht als auch als Sprachrohr für die Frauenrechtsbewegung.
Zum Bruch zwischen Sylvia und ihrer Schwester und Mutter kommt es mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges. Während die WSPU sämtliche Aktivitäten zugunsten der Arbeit an der sog. Heimatfront einstellt, um England zum Sieg zu verhelfen, kann Sylvia als Pazifistin den Krieg nicht gutheißen. Sie setzt ihre Arbeit im East End fort, die jetzt nötiger denn je ist, denn viele Männer sind fort, und die Frauen müssen ihre Familien nun allein durchbringen und zudem noch in der Kriegsproduktion arbeiten, natürlich nicht für den gleichen Lohn wie die Männer.
Sylvia setzt ihr sozialpolitisches Engagement nach dem Ende des Krieges fort, tritt zwischenzeitlich sogar der kommunistischen Partei Großbritanniens bei.
Im Alter von 44 Jahren gebiert sie ihr einziges Kind Richard. Mit dem Vater ihres Kindes, einem italienischen Exilsozialisten, lebt sie auch ohne Ehe in einer glücklichen Beziehung, die ihr genug Zeit zum Schreiben und zu ihren politischen Aktivitäten läßt.
Den zweiten Weltkrieg versteht Sylvia als Kampf gegen den Faschismus, und als Mussolini 1935 in Äthiopien einmarschiert, geht sie dorthin, um die Bevölkerung in ihrem Kampf gegen die Unterdrückung zu unterstützen.
Das letzte Drittel ihres Lebens widmet sie der sozialen und politischen Arbeit in Äthiopien und stirbt 78jährig. An ihrer Beerdigung nimmt sogar Kaiser Haile Selassie teil. Sylvia hinterläßt eine Vielzahl von Veröffentlichungen, alle sorgfältig recherchiert und ausgesprochen persönlich.
Verfasserin: Cornelia Heuer
Links
The Sylvia Pankhurst Memorial Committee
Selbstportrait in Gefängniskleidung
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Literatur & Quellen
Quellen
Banks, Olive. 1985. The Biographical Dictionary of British Feminists. Vol. I: 1800-1930. New York. New York UP.
Castle, Barbara. 1987. Sylvia and Christabel Pankhurst. Harmondsworth. Penguin.
Liddington, Jill. 1978. One Hand Tied Behind Us: The Rise of the Women's Suffrage Movement. London, Virago.
Mackenzie, Midge. 1988 [1975]. Shoulder to Shoulder: A Documentary. New York. Vintage Books, Random House.
Pankhurst, Sylvia. 1931. The Suffragette Movement. London. Longmans (Reprint Virago 1977).
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