Fembio Specials Frauenbeziehungen Sylvia Beach
Fembio Special: Frauenbeziehungen
Sylvia Beach
(Nancy Woodbridge Beach [eigentlicher Name])
geboren am 14. März 1887 in Baltimore, Maryland
gestorben am 5. Oktober 1962 in Paris
US-amerikanische Buchhändlerin und Verlegerin
60. Todestag am 5. Oktober 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Ein glücklicher Zufall führte Sylvia Beach 1917 in Paris in die »Maison des Amis des Livres« in der Rue de l'Odéon, wo die Buchhändlerin, Verlegerin und Autorin Adrienne Monnier residierte. Hier traf sich die Avantgarde der französischen Literatur: Paul Valéry, André Breton, Jean Cocteau, Colette, Leon-Paul Fargue, André Gide, Valéry Larbaud und viele andere. Die beiden Frauen verstanden sich auf Anhieb.
Am 19. November 1919 eröffnete Sylvia Beach in der Rue Dupuytren mit der Unterstützung der neu gewonnenen Freundin ihren eigenen bald weit über Paris hinaus bekannten Buchladen für amerikanische Literatur: »Shakespeare and Company«, ein Brückenkopf für das gemeinschaftliche Abenteuer »Odeonia«, das wenig später in der Rue de l'Odéon 12 seinen legendären Ort fand.
Für die jungen amerikanischen Schriftstellerinnen und Schriftsteller wurde »Shakespeare and Company« schnell zu einer zweiten Heimat. Sie kamen alle: Gertrude Stein und Alice B. Toklas, Ernest Hemingway, Scott und Zelda Fitzgerald, Robert McAlmon, Djuna Barnes, Bryher und Natalie Clifford Barney. Was Adrienne Monnier für die zeitgenössische französische Literatur war, wurde Sylvia Beach für die amerikanische, und gemeinsam schrieben sie eine beispiellose Geschichte französisch-amerikanischer Literaturbeziehungen.
1920 hatte Sylvia Beach während einer Party eine folgenreiche Begegnung: »In einer Ecke, zwischen zwei Bücherschränken, lehnte Joyce. Zitternd fragte ich: ›Ist das der große Joyce?‹« Schon am nächsten Tag stand er in ihrem Laden. »Würden sie ›Shakespeare and Company‹ die Ehre erweisen, Ihren Ulysses herausbringen zu dürfen?« fragte Beach ihn bald darauf. »Unerschrocken, selbstlos, völlig unerfahren und mit geringen Geldmitteln ausgestattet«, so Janet Flanner, ließ sich die junge Verlegerin auf dieses Abenteuer ein. »Ich hatte vom ersten Moment an begriffen, dass bei der Arbeit mit oder für James Joyce die Freude auf meiner Seite war – eine unendliche Freude –, der Profit aber auf seiner.«
Ihre Liebe, sagte Sylvia Beach einmal, gehörte Adrienne Monnier, James Joyce und »Shakespeare and Company«. Als sie 1937 nach einem längeren Aufenthalt in Amerika nach Paris zurückkehrt, war die Beziehung zwischen Adrienne Monnier und der deutschen Fotografin Gisèle Freund inniger geworden. Joyce hatte hinter ihrem Rücken mit Random House in New York einen Vertrag für Ulysses abgeschlossen und bereits einen ordentlichen Vorschuss kassiert. 1941 räumt sie in wenigen Stunden ihren Laden bis zum letzten Buch aus. Ein deutscher Offizier von hohem Rang, dem sie das letzte Exemplar von Finnegans Wake verweigert hatte, drohte zurückzukommen, um dieses mit allem anderen zu konfiszieren.
(Text von 2006)
Verfasserin: Susanne Gretter
Zitate
Sylvia had a lively, sharply sculptured face, brown eyes that were as alive as a small animal's and as gay as a young girl's, and wavy brown hair that was brushed back from her fine forehead and cut thick below her ears and at the line of the collar of the brown velvet jacket she wore. She had pretty legs and she was kind, cheerful and interested, and loved to make jokes and gossip. No one that I ever knew was nicer to me. (Ernest Hemingway, in: A Moveable Feast)
For those who came to Shakespeare and Company expecting to find a renegade with advanced prurient tastes there was bound to be a sudden reversal of expectation. Even her attire suggested restraint and a no-nonsense approach to things. Removed from her bibliophilistic surroundings she might have passed for a Corporation secretary, or a school-mistress, prim, forceful, formidable. She preferred mannish clothing; a tailor-made velvet jacket, a bow tie set in a low white collar, a felt hat, a shirt of nondescript dark cloth, and sensible American shoes. ... Her hair she kept neatly crimped. A sufferer all her life from poor eyesight… she wore steel-rimmed glasses that gave her features a touch of severity. (Hugh Ford)
Links
Sylvia Beach – Ihres Dichters Hüter. In: Der Spiegel 6/1961, S. 63-65. (Link aufrufen)
DNB, Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Sylvia Beach. Bücher. (Link aufrufen)
Internet Movie Database: Sylvia Beach. Filmografie. (Link aufrufen)
Princeton University Library: Sylvia Beach. Fotos. (Link aufrufen)
Princeton University Library: Sylvia Beach Papers, 1887-1966 (bulk 1920s-1950s): Finding Aid (Link aufrufen)
Saillet, Maurice: An Inventory of His Collection of Sylvia Beach and Shakespeare and Company in the Carlton Lake Collection at the Harry Ransom Humanities Research Center (Link aufrufen)
University at Buffalo Libraries: Correspondence from Sylvia Beach & Shakespeare and Company - The James Joyce Collection (Link aufrufen)
University at Buffalo Libraries: Miscellaneous Sylvia Beach & Shakespeare & Company Material - UB James Joyce Catalog - The James Joyce Collection (Link aufrufen)
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Literatur & Quellen
Beach, Sylvia (1956): Ulysses in Paris. New York. Harcourt Brace. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Beach, Sylvia (1982): Shakespeare and Company. Ein Buchladen in Paris. (=Shakespeare and Company) Aus dem amerikanischen Englisch von Lily von Sauter. 1. Aufl. Frankfurt am Main. Suhrkamp. (Suhrkamp-Taschenbuch, 823) ISBN 3-518-37323-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Beach, Sylvia; Walsh, Keri (2010): The letters of Sylvia Beach. Herausgegeben von Keri Walsh. New York. Columbia Univ. Press; Columbia University Pr. ISBN 978-0-231-14536-7. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Fitch, Noël Riley (1989): Sylvia Beach. Eine Biographie im literarischen Paris ; 1920 - 1940. (=Sylvia Beach and the lost generation) Aus dem Englischen von Angelika Schleindl. 1. Aufl. Frankfurt am Main. Suhrkamp. (Suhrkamp-Taschenbuch, 1702) ISBN 3-518-38202-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Flanner, Janet (1993): Legendäre Frauen und ein Mann. Transatlantische Portraits. 1. Aufl., 1. - 5. Tsd. München. Kunstmann. ISBN 3-88897-078-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Freund, Gisèle (1998): Die Poesie des Portraits. Photographien von Schriftstellern und Künstlern. München. Schirmer/Mosel. ISBN 3888148898. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
James, Edward T. (1971): Notable American women. 1607 - 1950. A biographical dictionary. 3 Bände. Cambridge. Belknap Press of Harvard University Press. ISBN 0-674-62731-8. (Amazon-Suche | isbn=0674627318 | http://www.worldcat.org/search?q=0674627318)
Joyce, James (1991): Briefe an Sylvia Beach. 1921 - 1940. Herausgegeben von Melissa Banta. Frankfurt am Main. Suhrkamp. ISBN 3-518-40395-8. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Monnier, Adrienne (1998): Aufzeichnungen aus der Rue de l'Odéon. Schriften 1917 – 1953. Herausgegeben von Carl H. Buchner. Frankfurt am Main. Suhrkamp. (Suhrkamp-Taschenbuch, 2859) ISBN 3-518-39359-6. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Weiss, Andrea (1998): Paris war eine Frau. Die Frauen von der Left Bank ; Djuna Barnes, Janet Flanner, Gertrude Stein & Co. (=Paris was a woman) Reinbek bei Hamburg. Rowohlt. (rororo, 22257) ISBN 3499222574. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
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