Fembio Specials Frauenbeziehungen Sybille Bedford
Fembio Special: Frauenbeziehungen
Sybille Bedford
(Sybille von Schoenebeck. Geburtsname: Sybilla Aleid Elsa von Schoenebeck.)
geboren am 16. März 1911 in Berlin
gestorben am 17. Februar 2006 in London
deutsch-britische Schriftstellerin und Journalistin
110. Geburtstag am 16. März 2021
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Kurz vor ihrem Tod erlebte Sybille Bedford eine regelrechte Renaissance durch die Veröffentlichung ihrer Memoiren, die in Deutschland unter dem Titel Treibsand. Erinnerungen einer Europäerin erschienen. In ihrem Werk sind Realität und Fiktion immer eng verwoben. Ihre Romane haben alle einen deutlich autobiografischen Hintergrund.
Geboren wurde die Autorin als Sybille von Schoenebeck 1911 in Charlottenburg (Berlin), sie wuchs aber bei ihrem Vater, einem verarmten Baron im Süden von Deutschland auf, die Mutter verließ die beiden bereits früh.
Es war bezeichnend für ihre Erziehung, dass schlichtweg vergessen wurde, sie an einer Schule anzumelden. Lesen brachte sie sich selber bei, aber daran, ihr das Schreiben beizubringen, dachte niemand. Als sie etwa acht oder neun Jahre alt war, fiel letztendlich doch auf, dass dieses Kind doch auf eine Schule gehen sollte. Aber ihre Schrift blieb zeitlebens fast unlesbar. Deshalb benutzte sie meist die Schreibmaschine, nur im Alter, als dies wegen Arthritis nicht mehr möglich war, musste sie wieder mit der Hand schreiben.
Nach dem Tode ihres Vaters zog sie zu ihrer Mutter nach Italien, die sich allerdings weiterhin wenig um sie kümmerte. Ihr Leben blieb über Jahre hinweg sehr unstet. Schon früh wurde sie nach England geschickt, wo sie statt auf eine Schule zu gehen, in einer Künstlerfamilie landete, in der sie große Freiheiten hatte, Privatunterricht erhielt und London erkundete.
Als sie sich einige Jahre später überlegte, dass sie als Schriftstellerin eine eigene Lebensgrundlage und eine feste Sprache brauche, entschied sie sich dann auch aufgrund ihrer Beziehung zu England dafür, in London zu wohnen, wo sie bis zu ihrem Tode blieb.
Ab Mitte der 1920er Jahre lebte sie zeitweilig mit ihrer Mutter und deren neuem Mann in Südfrankreich, in Sanary-sur-Mer, dem Ort an den viele europäische KünstlerInnen und Intellektuelle vor dem Faschismus flüchteten. Dort lebte sie mit der Malerin und Karikaturistin Eva Herrmann zusammen und lernte u. a. Aldous und Maria Huxley kennen, später auch Erika und Klaus Mann. Aldous Huxley wurde ihr Freund und Mentor, der sie stark beeinflusste.
Als ihr Vermögen in Deutschland wegen einer Veröffentlichung in Klaus Manns Sammlung beschlagnahmt wurde und ihr deutscher Pass kurz danach ablief, heiratete sie 1935 nach dem Vorbild von Erika Mann den Engländer Walter „Terry“ Bedford. Durch ihn erhielt sie zum einen ihren neuen Nachnamen und zum anderen die englische Nationalität. Auch wenn die Behörden ahnten, dass es sich um eine Scheinehe handelte, konnte die Hochzeit dank der Hilfe der Huxleys dennoch stattfinden.
Die Zeit an der Côte d’Azur war für Bedford die glücklichste ihres Lebens - eine Zeit, die in ihren Träumen nie vergehen sollte und nach der sie sich zeitlebens zurücksehnte. Dies zeigt sich auch daran, dass ihre dortigen Erlebnisse sie immer wieder zum Schreiben inspiriert haben, sei es zu ihren drei Romanen oder der Biografie von Aldous Huxley.
Nach ihrer Flucht mit Allanah Haper nach New York blieb sie für sechs Jahre in den USA, danach lebte sie noch ein Jahr in Mexiko, bevor sie wieder nach Europa zurückkehrte. Ab Mitte der 1950er Jahre bis zu deren Tod lebte sie mit der Schriftstellerin Eda Lord zusammen, lange Zeit wieder in Frankreich, später dann in London.
Zwei Jahrzehnte arbeitete sie als Restaurantkritikerin und Gerichtsreporterin. Sie berichtete über einige der wichtigsten Prozesse ihrer Zeit, so u.a. 1963 über den Auschwitzprozess.
Sie schrieb für zahlreiche europäische wie amerikanische Zeitschriften wie z.B. Vogue, The New York Times, Esquire, Life Magazine, Saturday Evening Post, The Spectator, Observer.
„Geschichten leben weiter“, ließ sie Flavia in Ein Liebling der Götter sagen. Und so lebt die reisende Europäerin Sybille Bedford auch in ihren wunderbar geschriebenen, lebendigen Geschichten weiter.
Auszeichnungen
- Kriegs-Vizepräsidentin des Englischen PEN
- 1964: Fellow of the Royal Society of Literature
- 1981: Officer of the Order of the British Empire
- 1989: Nominierung für den Booker Prize für Jigsaw (Das Legat, später: Ein Vermächtnis)
- 1994: Companion of Literature by the Royal Society of Literature
Verfasserin: Doris Hermanns
Links
IMDb (2021): Sybille Bedford. Filme.
Online verfügbar unter https://www.imdb.com/name/nm2000136/, zuletzt geprüft am 13.02.2021.
Irgang, Margrit (2008): Von Südbaden in die Welt. Ein Porträt der Europäerin Sybille. literaturblatt, Mai/Juni 2008.
Online verfügbar unter http://www.literaturblatt.de/heftarchiv/heftarchiv-2008/32008-inhaltsverzeichnis-der-gedruckten-ausgabe/von-suedbaden-in-die-welt-ein-portraet-der-europaeerin-sybille.html, zuletzt geprüft am 13.02.2021.
Kielinger, Thomas (2005): Zeugin versunkener Welten. Welt, 22.11.2005.
Online verfügbar unter https://www.welt.de/print-welt/article179483/Zeugin-versunkener-Welten.html, zuletzt geprüft am 13.02.2021.
Perlentaucher (2021): Sybille Bedford. Rezensionen.
Online verfügbar unter https://www.perlentaucher.de/autor/sybille-bedford.html, zuletzt geprüft am 13.02.2021.
Wunderlich, Dieter (2021): Sybille Bedford. Biografie und Bibliografie.
Online verfügbar unter https://www.dieterwunderlich.de/Sybille_Bedford.htm, zuletzt geprüft am 13.02.2021.
Literatur & Quellen
Romane
Bedford, Sybille (2006): Ein trügerischer Sommer. Roman. (=A compass error) Übersetzung: Sigrid Ruschmeier. Bearb. dt. Neuausg. München. SchirmerGraf. ISBN 3865550282.
(Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bedford, Sybille (2013): Ein Vermächtnis. (=A legacy) Übersetzung: Reinhard Kaiser. [1., neue Ausg.]. Berlin. AB - Die Andere Bibliothek. (Extradrucke der Anderen Bibliothek) ISBN 9783847720010.
(Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bedford, Sybille (2020): Ein Liebling der Götter. Roman. (=A Favourite of the Gods) Übersetzung: Sigrid Ruschmeier. München. Piper. (Piper E) ISBN 9783492550604.
(Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bedford, Sybille (2020): Rückkehr nach Sanary. Roman. (=Jigsaw) Übersetzung: Sigrid Ruschmeier. München. Piper. (Piper E) ISBN 9783492550581.
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Non-fiction
Bedford, Sybille (1960): Der Fall John Bodkin Adams. Ein Bericht. (=The Best we can do) Übersetzung: Ulla Galm-Frieboes. Tübingen. Wunderlich.
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Bedford, Sybille (1964): Fünf Gesichter der Gerechtigkeit. Justiz in England, Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich. (=The faces of justice) Übersetzung: Elisabeth Wilke. Gütersloh. Mohn.
Bedford, Sybille (1990): As it was. Pleasures, landscapes and justice. London. Sinclair-Stevenson. ISBN 1856190021.
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Bedford, Sybille (2008): La vie de château. Eine Weinprobe in Bordeaux. Übersetzung: Matthias Fienbork. München. Schirmer Graf. ISBN 9783865550569.
(Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bedford, Sybille (2011): Jagd auf einen Lebemann - der Prozess Dr. Ward. Eine Gerichtsreportage. (=The worst we can do) Übersetzung: Matthias Fienbork. München. SchirmerMosel. ISBN 9783829605434.
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Memoiren & Biografien
Bedford, Sybille (1993): Aldous Huxley. A biography. 1. British paperback ed. London. Papermac. ISBN 0333585097.
(Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bedford, Sybille (2008): Am liebsten nach Süden. Unterwegs in Europa. Übersetzung: Matthias Fienbork. München. SchirmerGraf. ISBN 9783865550507.
(Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bedford, Sybille (2020): Treibsand. Roman. (=Quicksands) Übersetzung: Matthias Fienbork. München. Piper. (Piper E) ISBN 9783492550574.
(Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bedford, Sybille (2020): Zu Besuch bei Don Otavio. Übersetzung: Christian Spiel. München. Piper. ISBN 9783492550567.
(Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
DNB, Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (13.02.2021): Bedford, Sybille.
Mehr dazu unter http://d-nb.info/gnd/124798136
Hastings, Selina (2020): Sybille Bedford. An appetite for life. London. Vintage Digital; Chatto & Windus. ISBN 9781473546035.
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