Fembio Specials Frauen aus Mainz Sophie von La Roche
Fembio Special: Frauen aus Mainz
Sophie von La Roche
(Marie Sophie von La Roche geb. Gutermann von Gutershofen)
geboren am 6. Dezember 1730 in Kaufbeuren
gestorben am 18. Februar 1807 in Offenbach/Main
deutsche Schriftstellerin
215. Todestag am 18. Februar 2022
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
“Wenige Frauen hatten auf die Geschichte der deutschsprachigen Literatur von Frauen einen so großen Einfluß wie Sophie von La Roche”, meldet das renommierte Internet-Projekt Sophie: A Digital Library of Works by German-Speaking Women, das bisher drei ihrer Romane ins Netz gestellt hat.
1771, das Jahr, in dem Die Geschichte des Fräuleins von Sternheim erschien, der erste erfolgreiche von einer Frau geschriebene deutsche Roman, gilt in der Germanistik als Wendepunkt der Frauen-Literaturgeschichte. Die Heldin des Romans verliebt sich, heiratet aber einen anderen, führt eine unglückliche Ehe, verliert aber trotzdem nicht den Lebensmut. Eine Geschichte, in der viele Leserinnen sich wiedererkannten und an der sie sich aufrichten konnten. Beim Publikum wie auch bei der Kritik ein Riesenerfolg, wurde der Roman zum Modell für alle folgenden deutschen Briefromane, die Autorin zum Vorbild für alle Frauen, die sich in Deutschland literarisch zu Wort melden wollten. La Roche gründete auch die erste deutsche Zeitschrift von Frauen für Frauen, genannt Pomona für Teutschlands Töchter. Katharina die Große abonnierte gleich 500 Exemplare; zwei Jahre lang konnte sich die Zeitschrift halten. Über ihre Reisen in die Schweiz, nach Frankreich, Holland und England veröffentlichte La Roche erfolgreiche Reisetagebücher. Sie war eine der ersten deutschen Frauen, die selbständig reisten.
Sophie Gutermann, Tochter einer Augsburger Arztfamilie, erhielt eine sorgfältige Erziehung. Mit ihrem Vetter Christoph Martin Wieland verband sie eine lebenslange zärtliche Freundschaft, die für beide auch beruflich von Nutzen war.
1754 schloß sie eine Vernunftehe mit dem Beamten La Roche, der schnell Karriere machte und schließlich als Regierungskanzler des Kurfürsten von Trier in Ehrenbreitstein bei Koblenz residierte. Sophie gebar acht Kinder, von denen sie fünf überlebte. Ihre Lieblingstochter Maximiliane, die den reichen Frankfurter Handelsherrn von Brentano geheiratet hatte, starb mit 37 Jahren nach der Geburt von zwölf Kindern. Der überforderte Witwer lud seine sieben Jüngsten – darunter auch Clemens und Bettine Brentano - bei der Großmutter ab, die sich der wilden Horde annahm, bis passende Internate für sie gefunden waren.
Sophies zweite Tochter Lulu floh vor ihrem gewalttätigen Ehemann zurück zu den Eltern. Sie half bei der Pflege des Vaters, den der Schlag getroffen hatte, nachdem er bei seinem Dienstherrn in Ungnade gefallen war. Er starb 1789. Mutter und Tochter lebten bis zum Tod Sophies im Jahre 1807 harmonisch zusammen.
(Text von 2006)
Verfasserin: Luise F. Pusch
Links
- Sophie von La Roche in Offenbach (1786 - 1807)
- Sophie-la-Roche-Stube in Speyer, wo sie 7 Jahre lebte
- Bayern Radio 2 widmet Sophie von LR eine ganze Stunde
- Essay von Ulrike Prokop zum 200. Todestag
Links geprüft und korrigiert am 29. November 2020 (AN)
Literatur & Quellen
Becker-Cantarino, Barbara. 1983. “Nachwort”, in: La Roche, Sophie von. 1983 [1771]. Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Hg. Barbara Becker-Cantarino. Stuttgart. Reclam. S. 381-415.
Becker-Cantarino, Barbara. 1987. Der lange Weg zur Mündigkeit: Frau und Literatur (1500-1800). Stuttgart. Metzler.
Feyl, Renate. 1996. Die profanen Stunden des Glücks: Roman. Köln. Kiepenheuer & Witsch.
La Roche, Sophie von. 1983. Ich bin mehr Herz als Kopf: Sophie von La Roche, ein Lebensbild in Briefen. Hg. Michael Maurer. München. Beck.
La Roche, Sophie von. 1983 [1771]. Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Hg. Barbara Becker-Cantarino. Stuttgart. Reclam.
Langner, Margrit. 1995. Sophie von La Roche: Die empfindsame Realistin. Heidelberg. Winter.
Meighörner, Jeannine. 2006. Sophie von La Roche: “was ich als Frau dafür halte” - Deutschlands erste Bestsellerautorin. Erfurt. Sutton.
Vorderstemann, Jürgen. 1995. Sophie von La Roche (1730-1807): Eine Bibliographie. Mainz. Hase & Koehler.
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