Fembio Specials Philosophinnen Sophie Germain
Fembio Special: Philosophinnen
Sophie Germain
geboren am 1. April 1776 in Paris
gestorben am 27. Juni 1831 in Paris
französische Mathematikerin, Physikerin und Philosophin
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Sophie Germain reichte eine Abschlußarbeit für einen Kurs an der “Ecole Polytechnique” ein und führte einen Briefwechsel mit dem berühmten deutschen Mathematiker Carl Friedrich Gauß - beides unter männlichem Namen. Nicht nur durch diese List, sondern vor allem durch ihre außerordentlichen analytischen Fähigkeiten wurde sie zur führenden Mathematikerin ihrer Zeit.
Der Wunsch, sich über die ihrem Geschlecht vorgeschriebenen Einschränkungen hinwegzusetzen und sich ganz der Mathematik zu widmen, bestimmte Sophie Germains Leben. Statt zu heiraten, wohnte sie bis zum Tode ihrer Eltern im Haus der Familie, wo sie sich in aller Zurückgezogenheit in die Mathematik vertiefte.
Schon die 13jährige zeigte ein reges, den Eltern bedenkliches, weil “unweibliches” Interesse an der Mathematik. Um sie davon abzuhalten, nahmen sie ihr das Licht und die Kleidung weg. Heimlich, nachts, im eiskalten Zimmer, mit gefrierender Tinte, so will es die sicher etwas übertriebene Legende, ging Sophie ihrer Leidenschaft nach. Hier, wie immer in ihrem Fach, wusste sie sich durchzusetzen. 1815, nach fünfjähriger Arbeit, wurde Germain mit dem “Prix extraordinaire” der Pariser Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet. Ihre Arbeit stellt einen ersten Versuch dar, eine Theorie der Elastizität zu entwickeln und erregte allgemeines Interesse unter ihren Kollegen. Dieser Erfolg auf dem Gebiet der angewandten Mathematik täuscht darüber hinweg, dass Germains eigentliches Talent auf dem Gebiet der theoretischen Mathematik lag. In der Zahlentheorie gibt es ein Theorem, das ihren Namen trägt.
Am Ende ihres Lebens, in ihrem posthum veröffentlichten Essay “Considérations sur l'état des sciences et lettres”, wandte sie sich der positivistischen Philosophie zu.
Trotz ihrer Leistungen blieb es ihr verwehrt, gleichberechtigt am wissenschaftlichen Leben teilzunehmen. Sie durfte nie studieren und blieb aus der Akademie ausgeschlossen, was den Geltungsanspruch ihrer Forschung beeinträchtigte. Wegen ihrer lückenhaften Bildung schienen ihre Abhandlungen männlichen Lesern oft unvollständig. Entwicklungen auf ihrem Spezialgebiet bekam sie selten zu Gesicht, weil die aktuellsten Schriften nur Mitgliedern zugänglich waren.
Am Eiffelturm sind die Namen von 72 Wissenschaftlern eingraviert. Der Name Sophie Germains, deren Theorien der Elastizität für den Bau des Turms Voraussetzung waren, fehlt. Wenige Monate bevor ihr, auf Empfehlung von Gauß, der Doktorgrad der Universität Göttingen verliehen werden konnte, starb sie im Alter von fünfundfünfzig Jahren. (Text von 1995)
Zitat: Sie sagte vergnügt, daß ihre Ideen für die Wissenschaft Früchte getragen hätten, ohne daß sie ihrem eigenen Ruhm genützt hätten. Sie sprach mit Hohn über den Ruhm und nannte ihn spöttisch die bürgerliche Ehre, den winzigen Platz, den wir im Gemüt des anderen einnehmen. (aus der Todesanzeige für Sophie Germain, 1832).
Verfasserin: Rachel Freudenburg
Literatur & Quellen
Biedenkapp, Georg. 1910. Sophie Germain, ein weiblicher Denker. Jena. H.W. Schmidt.
Bucciarelli, Louis L. & Nancy Dworsky. 1980. Sophie Germain: An Essay on the History of Elasticity. Dordrecht. Reidel.
Klens, Ulrike. 1994. Mathematikerinnen im 18. Jahrhundert: Maria Gaetana Agnesi, Gabrielle-Emilie du Châtelet, Sophie Germain. Centaurus. Pfaffenweiler.
Osen, Lynn M. 1974. Women in Mathematics. Cambridge, MA. MIT Press.
Rebière, A. 1897. Les femmes dans la science. Paris. Librairie Nony & Co. Klens, Ulrike. 1994. Mathematikerinnen im 18. Jahrhundert: Maria Gaetana Agnesi, Gabrielle-Emilie du Châtelet, Sophie Germain. Centaurus. Pfaffenweiler.
Osen, Lynn M. 1974. Women in Mathematics. Cambridge, MA. MIT Press.
Rebière, A. 1897. Les femmes dans la science. Paris. Librairie Nony & Co.
Rehmeyer, Julie. “A Mathematical Tragedy: Sophie Germain had a bold program to prove Fermat's Last Theorem.” (zuletzt geprüft am19.09.2008)
Swift, Amanda. “Sophie Germain”.
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