Fembio Specials Frauen aus Hannover Sophie Dorothea von Preußen
Fembio Special: Frauen aus Hannover
Sophie Dorothea von Preußen
(Sophie Dorothea von Hannover, Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg, Sophia Dorothea of Hanover)
geboren am 26. März 1687 in Hannover
gestorben am 28. Juni 1757 in Berlin
preußische Königin
265. Todestag am 28. Juni 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Sophie Dorothea von Hannover – Ein Leben für die Krone
Als Sophie Dorothea am 26. März 1687 in Hannover geboren wurde, war die Ehe ihrer Eltern zerrüttet. Ihr Vater, Georg Ludwig von Hannover, interessierte sich nur für seine Mätressen. Drei Jahre nach Sophie Dorotheas Geburt verliebte sich die gleichnamige Mutter in den Grafen Philipp von Königsmarck, und es gab einen riesigen Skandal. Liebhaberinnen waren für Männer Normalität, doch für Frauen galten andere Regeln. Sophie Dorotheas Mutter wurde bis an ihr Lebensende in Schloss Ahlden eingesperrt. Ihre beiden Kinder wuchsen bei der Großmutter Sophie am Kurfürstenhof in Hannover auf. Sophie hatte als Ehemann für die Enkelin Friedrich Wilhelm, den preußischen Kronprinzen und Sohn ihrer früh verstorbenen Tochter Sophie Charlotte, ins Auge gefasst. Am 28. November 1706 wurde Hochzeit gefeiert. Feste und Maskenbälle reihten sich aneinander. Zunächst schrieb Sophie Dorothea begeisterte Briefe an die Großmutter: »Ich finde hier alles so schön, dass ich glaube, in prächtige Märchenschlösser versetzt zu sein.« Der Schwiegervater überhäufte sie mit Komplimenten, doch mit dem Ehemann lief es nicht so gut. Fatalerweise hatte Raugräfin Luise Sophie Dorothea geraten, dem Gemahl keine Gefühle zu zeigen. Die junge Frau folgte diesem Rat, verhielt sich aber anderen gegenüber charmant. Prompt wurde Friedrich Wilhelm eifersüchtig. Zur Strafe für ihr »Fehlverhalten« ließ er seiner Frau die langen braunen Haare abschneiden.
Trotz der schwierigen Ehe gebar Sophie Dorothea am 23. November 1707 ihr erstes Kind Friedrich. Es starb nach wenigen Monaten. Sie fiel in tiefe Depressionen und verlor rapide an Gewicht. Die einzige Sorge des Hofes war, dass sie womöglich keine Kinder mehr bekommen könnte. Man riet dem Prinzen zur Scheidung. Doch bald war Sophie Dorothea wieder schwanger. Bis zu ihrem 43. Lebensjahr sollte sie 14 Kinder zur Welt bringen, von denen immerhin zehn das Erwachsenenalter (und großenteils weit mehr) erreichten: Friedrich (1707-1708), Wilhelmine (1709-1758), Friedrich Wilhelm (1710-1711), Friedrich (1712-1786), Charlotte (1713-1714), Friederike Luise (1714-1784), Charlotte (1716-1801), Karl (1717-1719), Sophie (1719-1765), Luise Ulrike (1720-1782), August Wilhelm (1722-1758), Amalie (1723-1787), Heinrich (1726-1802) und Ferdinand (1730-1813).
Sophie Dorothea umsorgte ihren »Wilcke« nun zärtlich und erklärte ihm laufend ihre Liebe. Statt in einem Märchenschloss lebte sie im Jagdschloss Wusterhausen. Auf die blankgescheuerten Eichentische kamen »Bauernmahlzeiten«. Sophie Dorothea hasste das. Doch sie erfreute sich an ihrer größer werdenden Kinderschar, die von Ammen gestillt und von Erzieherinnen und Hofmeistern betreut wurde. Am 24. Januar 1712 wurde Prinz Friedrich geboren, der als »der Große« in die Geschichte eingehen sollte. Zu diesem Sohn entwickelte Sophie Dorothea ein besonders enges Verhältnis.
1713 übernahm Friedrich Wilhelm die Regierung. Mit der barocken Lebensweise war es endgültig vorbei, nun wurde strikt gespart. Für »Fiekchen«, wie Friedrich Wilhelm seine Frau nannte, gab es einige Privilegien: Sie bekam jährlich ein neues Winterkleid, durfte von silbernen Tellern essen und sie erhielt ein kostbares Geschenk: Schloss Monbijou im Norden Berlins. Sophie Dorothea baute es zu einem »Schmuckkästchen« mit Porzellan-Galerie und Spiegelzimmern aus. Hier ging sie ihrer Spielleidenschaft nach und verwöhnte ihre Gäste mit erlesenen Speisen wie gebratenem Damhirschrücken und Taubenpastete. Das gute Leben hinterließ Spuren: Die Armlehnen ihrer Stühle mussten verbreitert werden, damit sie darin Platz nehmen konnte. Friedrich Wilhelm lud derweil in Wusterhausen seine Gäste zum »Tabakskollegium«. Der Lebensinhalt des »Soldatenkönigs« war das Militär.
Kurz nach der Thronbesteigung hatte er Sophie Dorothea zur Reichsverweserin während seiner Abwesenheit zum Beispiel bei Feldzügen bestimmt. Den Ministern wurde befohlen: »Wenn was passiert […], was von großer Importanz, das soll an meine Frau gesagt werden […]« Das galt aber keineswegs, wenn der König da war. Dann sollte sie sich aus der Politik heraushalten. Ihre Heiratspläne für die Kinder, die Welfen und Preußen enger verbinden sollten, scheiterten. Dazu gab es eine Menge Ärger mit dem Kronprinzen, der ein zartes Kind war. Die Mutter unterlief die harten Erziehungsmethoden des Königs. In Monbijou hatte Friedrich eine geheime Bibliothek, hier durfte er musizieren und sich in seidene Gewänder hüllen. Der Sohn war so verzweifelt, dass er sogar versuchte, mit seinem Freund Katte vor dem Vater zu fliehen. Dafür büßte der Freund mit dem Leben.
Nach einer Erbschaft von ihrer Mutter konnte Sophie Dorothea ihr Leben finanziell freier gestalten und musste nicht mehr wegen jeder Ausgabe mit dem König diskutieren. Dieser litt im Alter zunehmend unter Gichtanfällen und übler Laune. Sophie Dorothea pflegte ihn bis zu seinem Tod am 31. Mai 1740. Im Alter hatte sie es gut: Ihr geliebter Sohn König Friedrich II. lud die »Königin Mutter« zu Essen, Konzerten und Empfängen ein. Sie war die wichtigste Dame am Berliner Hof. Am 28. Juni 1757 starb Sophie Dorothea im Alter von 70 Jahren relativ plötzlich mit den Worten »Nun ist es aus!«
Verfasserin: Britta Quebbemann
Zitate
Wilhelmine, die ebenso spitzzüngig wie ihre Großmutter Sophie und ihre Tante Sophie Charlotte war, beschreibt ihre Mutter in ihren Memoiren so:
»Die Königin ist niemals schön gewesen, sie ist pockennarbig und ihre Züge sind keineswegs klassisch. Ihre Haut ist weiß, ihre Haare dunkelbraun, ihre Figur ist eine der schönsten, die es je gab. Ihre edle und majestätische Haltung flößt allen, die sie sehen, Ehrerbietung ein; ihre große Weltgewandtheit und ihr glänzender Geist deuten auf mehr Gründlichkeit, als ihr eigen ist. Sie hat ein gutes, großmütiges und mildreiches Herz; sie liebt die schönen Künste und die Wissenschaften ohne sich allzusehr mit ihnen befaßt zu haben. Jeder hat seine Fehler; sie ist nicht frei davon. Sie verkörpert allen Stolz und Hochmut ihres hannoverschen Hauses. Ihr Ehrgeiz ist maßlos, sie ist grenzenlos eifersüchtig, argwöhnischen und rachsüchtigen Gemütes und verzeiht nie, wo sie sich für beleidigt hält.« (S. 37)
»Sie, die von sehr kräftiger Konstitution war, wußte nichts von Krankheit; sie zeigte sich hierin von unerhörter Härte, und wenn ich manchmal halbtot war, mußte ich doch vergnügt dareinsehen, sonst konnte sie in schrecklichen Zorn gegen mich geraten.« (S. 93)
Links
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Œuvres de Frédéric le Grand, 26. Correspondance de Frédéric avec la Reine Sophie sa mère. Briefwechsel, meist französisch. Digitale Ausgabe der Universitätsbibliothek Trier. (Link aufrufen)
Petersdorff, Hermann von (1892): Sophie Dorothea (Königin in Preußen). Lexikoneintrag. In: Allgemeine deutsche Biographie, Bd. 34, Senckenberg – Spaignart, Leipzig 1892, S. 684-686. Wikisource. (Link aufrufen)
Scharmann, Rudolf G.: Königin Sophie Dorothea. Biografie. Preussen.de. (Link aufrufen)
Wikimedia Commons: Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg. (Link aufrufen)
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Literatur & Quellen
Feuerstein-Praßer, Karin (2005): Die preußischen Königinnen. München, Zürich. Piper (Serie Piper, 3814). ISBN 3-492-23814-9. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Wilhelmine von Bayreuth (1990): Eine preussische Königstochter. Glanz und Elend am Hofe des Soldatenkönigs in den Memoiren der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth. (=Mémoires). Aus dem Französischen von Annette Kolb. Neu herausgegeben von Ingeborg Weber-Kellermann. Frankfurt am Main. Insel. ISBN 3-458-32980-3. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Bildquellen
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