Fembio Specials FemBiografien von Renate Rochner (1929-2023) Sofonisba Anguissola
Fembio Special: FemBiografien von Renate Rochner (1929-2023)
Sofonisba Anguissola
Wikimedia.org
geboren 1530 in Cremona
gestorben am 16. November 1625 in Palermo
italienische Malerin
395. Todestag am 16. November 2020
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
1995 war in Wien das Werk einer ungewöhnlichen Frau zu sehen - Bilder der Renaissance-Malerin Sofonisba Anguissola, der erfolgreichsten unter den Künstlerinnen dieser Epoche, aus der erstmals in der Kunstgeschichte Namen, Biografien und Werke von Frauen überliefert und bekannt sind. Sofonisba Anguissola war die Älteste von sechs Schwestern, die alle - vermutlich in Ermangelung einer reichhaltigen Mitgift - eine humanistische Erziehung und eine gute künstlerische Ausbildung erhielten, denn die Anguissolas gehörten zwar dem niederen Adel an, waren aber nicht wohlhabend.
Vier Jahre lang gingen die beiden ältesten Schwestern bei dem lombardischen Maler Campi in die Lehre - sehr ungewöhnlich für junge Damen von adligem Stand. Sofonisba gab das Erlernte an ihre jüngeren Schwestern weiter, und ihr Beispiel machte Schule. Auch andere Frauen erhielten jetzt eine künstlerische Ausbildung, bis heute sind die Namen von etwa 40 Frauen bekannt, die zu dieser Zeit in Italien im Bereich der bildenden Künste gearbeitet haben.
Amilcare Anguissola war Förderer und Manager seiner Tochter; er korrespondierte mit potentiellen Auftraggebern und Künstlern, zu denen auch Michelangelo zählte. Mit Ende zwanzig war Sofonisba noch immer unverheiratet und konnte sich so ganz ihrer Malerei widmen. Sie spezialisierte sich auf die Porträtmalerei, doch auch ihre Gruppenbilder und Alltagsszenen wurden von den Zeitgenossen wegen ihrer Lebendigkeit und ihres Einfallsreichtums bewundert.
Ihr bekanntestes Gruppenbild ist das Gemälde “Drei Schwestern beim Schachspiel” - eine selbst beobachtete Situation aus ihrem Familienleben, von starker unmittelbarer Wirkung. Es ist die erste Darstellung einer Alltagsszene in der italienischen Malerei. Anguissolas Werke hatten bereits Eingang in die Sammlungen des Papstes und der führenden Adelsfamillen Italiens gefunden, als sie 1559 einer Einladung an den spanischen Hof folgte. Dort malte sie die Porträts der königlichen Familie und als höchste Auszeichnung Philipp II. selbst. Die Arbeiten aus dieser Zeit wirken - im Gegensatz zu ihren früheren Werken - sehr streng, denn sie hatte sich an den höfischen Geschmack zu halten.
Etwa zehn Jahre blieb sie in Spanien und wurde mit Aufträgen überhäuft. Nach dem Tod der jungen Königin verließ sie das Land. Zuvor hatte der König ihr, wie er sich verpflichtet hatte, einen Ehemann vermittelt. Der Hof richtete ihr eine festliche Hochzeit aus und versah sie mit einer angemessenen Mitgift. Sie lebte einige Jahre in Sizilien und erhielt nach dem Tod ihres Mannes erneut einen Ruf nach Spanien. Auf dem Weg dorthin verliebte sie sich aber in den Kapitän ihres Schiffes, heiratete ihn und lebte und malte in den folgenden 35 Jahren in Genua. In dieser Zeit wandte sie sich mehr religiösen Motiven zu.
Ihr Lebensende verbrachte sie in Palermo, wo der junge flämische Maler Van Dyck seine berühmte Kollegin besuchte. Er skizzierte sie und notierte ihre Ratschläge zur Malerei. Sie riet ihm, “ihr Gesicht nicht von oben zu beleuchten, sonst träten die Falten zu stark hervor”. Anguissola starb fast erblindet mit 95 Jahren.
(Text von 1999)
Verfasserin: Renate Rochner
Zitate
Anmutiger und naturwahrer als dieses Blatt kann man keine Zeichnung finden. (Giorgio Vasari, Maler und Kunsthistoriker, Zeitgenosse Anguissolas, über eine ihrer Arbeiten).
Literatur & Quellen
Caroli, Flavio. 1987. Sofonisba Anguissola e le sue sorelle. Mailand. A. Mondadori.
Das Verborgene Museum I: Dokumentation der Kunst von Frauen in Berliner öffentlichen Sammlungen. Hg. Neue Gesellschaft für Bildende Kunst e.V., Berlin. Berlin. Edition Hentrich. 1987.
Ferino Pagden, Sylvia & Maria Kusche. 1995. Sofonisba Anguissola: A Renaissance Woman. Washington, DC. National Museum of Women in the Arts.
Perlingieri, Ilya Sandra. 1992. Sofonisba Anguissola: The First Great Woman Artist of the Renaissance. New York. Rizzoli.
Pinessi, Orietta. 1998. Sofonisba Anguissola: Un “pittore” alla corte di Filippo II. Mailand. Selene.
Sofonisba Anguissola: Erste Malerin der Renaissance. Katalog der Ausstellung. Kunsthistorisches Museum Wien. 1995.
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.