Fembio Specials Berühmte Komponistinnen Sofia Gubaidulina
Fembio Special: Berühmte Komponistinnen
Sofia Gubaidulina
geb. 24. Oktober 1931 in Tschistopol (Tatarische Autonome Sowjetrepublik)
russische Komponistin
90. Geburtstag am 24. Oktober 2021
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
„Ernste Musik hat eine wichtige innere Aufgabe. Sie stellt die notwendige Distanz zur Außenwelt her… Ich persönlich leide unter der Außenwelt. Das Leben ist sehr interessant, aber oberflächlich.“ (Sofia Gubaidulina)
Ihre Mutter war Lehrerin, der Vater Landvermesser. Mit sechs Jahren ging sie zur Kindermusikschule, mit acht Jahren begann sie zu komponieren. Sie besuchte ein Musikgymnasium, studierte Klavier und Komposition am Konservatorium von Kasan, später wechselte sie zum Moskauer Konservatorium über. Sie heiratete mit 25 Jahren, drei Jahre später wurde ihre Tochter Nadeschda geboren, Anfang der 60er Jahre trennte sie sich von ihrem Mann. Seit 1963 als freischaffende Komponistin tätig, erhielt sie bald die ersten Preise und Auszeichnungen. Um Geld zu verdienen und ihren Horizont zu erweitern, befasste sie sich mit Filmmusik und vertonte etwa 25 Dokumentar-, Trick- und Spielfilme. 1973 heiratete sie den angesehenen Musiktheoretiker Pjotr Meschtschaninow.
1975 gründete Gubaidulina (der Akzent liegt auf der dritten Silbe) zusammen mit zwei Musikern ein „Komponistenlabor“, eine Gruppe, die zu zweit oder zu dritt mit ungewöhnlichen Klängen und Instrumenten improvisierte und die auch in Jazzclubs auftrat. Nie machte sie im kommunistischen Russland einen Hehl aus ihrer religiösen Überzeugung. Nach und nach wurde der Westen auf sie aufmerksam, sie reiste zu Festivals, ihre Werke wurden aufgeführt und schlugen das Publikum überall in der Welt in ihren Bann. Inzwischen gibt es mehrere CDs mit ihren Werken; Gubaidulina, international bekannt und beliebt, lebt derzeit in der Nähe von Hamburg.
Was ist ihr Geheimnis? Ihre Schreibweise ist plastisch und gut nachvollziehbar, formal und dramaturgisch klar gezeichnet, voller Bezüge auf die musikalische Tradition und emotional von hoher Leuchtkraft, so dass sich das Hören ihrer Musik bereits bei der ersten Begegnung zu einem Erlebnis gestaltet. Es ist die Suche nach einer geistigen Welt, die vom alltäglichen Zeiterleben abgekoppelt ist. Aber ihre Musik ist nicht nur verinnerlicht, sie kann auch spielerisch-witzig sein, wie beispielsweise in den „Galgenliedern“. Unberührt von den modischen Stilrichtungen bezieht sie sich auf ihre tatarische Abstammung, die sich in einer östlichen Geisteshaltung ausprägt, vor allem, was das Verhältnis zur Zeit betrifft. Zugleich ist sie der deutschen Kultur innerlich verbunden. Vor allem komponiert sie mit der Seele, und jedes Stück, das aufgeführt wird, berührt tief-verborgene Schichten, wenn man sich den Klängen öffnet.
(Text von 2005)
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Zitate: Ob ich modern bin oder nicht, ist mir gleichgültig. Wichtig ist mir die innere Wahrheit meiner Musik. (Sofia Gubaidulina)
Ernste Musik hat eine wichtige innere Aufgabe. Sie stellt die notwendige Distanz zur Außenwelt her… Ich persönlich leide unter der Außenwelt. Das Leben ist sehr interessant, aber oberflächlich. (Sofia Gubaidulina)
In der Tat züchtet die Komponistin, wie sie selbst sagt, ihre Musik wie Zweige und Blätter aus dem Baumstamm der Welt. Ihre Musik ist uralt und immer wieder neu, und die Phantasie blüht toll und voll. (Ellen Kohlhaas)
Ihre Musik nimmt sich Zeit für die Stille. (Lutz Lesle)
Verfasserin: Eva Rieger
Links
Literatur & Quellen
Sofia Gubaidulina in der Deutschen Nationalbibliothek
Kurtz, Michael. 2001. Sofia Gubaidulina. Eine Biografie. Stuttgart: Urachhaus
Lesle, Lutz. 1992. „Eine Art Gottesdienst. Die religiöse Semantik in der Musik Sofia Gubaidulinas, Neue Zeitschrift für Musik 1 (1992), 30-34
Dümling, Albrecht. 1987. „Auf dem Weg nach innen. Die sowjetische Komponistin Sofia Gubaidulina im Gespräch“. MusikTexte 21, 8-11.
Rieger, Eva. 1992. „Klang und Seele werden identisch“: Sofia Gubaidulina. Musik und Bildung H. 3, 15-19, 26
Zenowa, Valeria. 2001. Zahlenmystik in der Musik von Sofia Gubaidulina. Aus dem Russ. übers. von Hans-Joachim Grimm und Ernst Kuhn. Mit einem Geleitw. von Hans W. Sikorski. Mit einem chronologischen Verz. der musikalischen Werke Sofia Gubaidulinas. Berlin / Hamburg. Kuhn / Sikorski.
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