Fembio Specials Pionierinnen der Frauenbewegung Sarah Moore Grimké und Angelina Emily Grimké
Fembio Special: Pionierinnen der Frauenbewegung
Sarah Moore und Angelina Emily Grimké
Sarah Moore Grimké
geboren am 26. November 1792 in Charleston, South Carolina
gestorben am 23. Dezember 1873 in Hyde Park bei Boston, Massachusetts
150. Todestag am 23. Dezember 2023
Angelina Emily Grimké
geboren am 20. Februar 1805 in Charleston, South Carolina
gestorben am 26. Oktober 1879 in Hyde Park bei Boston, Massachusetts
US-amerikanische Abolitionistinnen und Feministinnen
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Sarah und Angelina Grimké, Pionierinnen der Bewegung gegen die Sklaverei, waren auch die ersten, die den Zusammenhang zwischen der Unterdruckung der Frau und der Versklavung schwarzer Menschen im patriarchalischen System erkannten. Durch ihre Schriften und ihre Auftritte als Rednerinnen und Publizistinnen waren die Schwestern von ausschlaggebender Bedeutung in der AbolitionistInnenbewegung und halfen auch späteren Generationen von Frauen, sich als emanzipierte, gleichberechtigte Bürgerinnen zu verstehen. (Abolitionistin von engl. “abolition” = Abschaffung (der Sklaverei)).
Sarah war die sechste, Angelina die letzte von 14 Kindern einer angesehenen sklavenhaltenden Familie aus Charleston in Süd-Carolina. Schon als junge Madchen entwickelten sie einen leidenschaftlichen Abscheu gegen die Greuel der Sklaverei - Sarah brachte ihrem Zimmermädchen das Lesen bei, obwohl es gesetzlich verboten war. Als “höhere Töchter” bekamen sie Unterricht im Zeichnen, Sticken, Cembalospiel und Französisch, durften aber nicht studieren; die wissensdurstige Sarah lernte allerdings so viel wie möglich von ihrem älteren Bruder, der an der Yale Universität studierte: Latein, Griechisch, Mathematik, Erdkunde. Vor allem im Süden herrschte die Ideologie der schwachen, hilflosen Dame auf dem Podest.
Erst mit 28 Jahren, nach dem Tod des Vaters, konnte Sarah sich aus dieser extrem konservativen Umgebung befreien, indem sie den unerhörten Schritt wagte, allein in eine fremde Stadt zu ziehen. 1829 zog auch Angelina zu ihr nach Philadelphia.
Philadelphia, damals die wichtigste Stadt Amerikas, war auch Zentrum der fortschrittlichen Quäker, die Frauen geistige und geistliche Ebenbürtigkeit garantierten. Die konvertierte Sarah wollte zuerst Predigerin werden. Früher noch als Sarah war Angelina von ihrer Berufung zur Abolitionistin überzeugt. Sie fing an, sich durch Lektüre und Vorträge über das Thema zu informieren, und schrieb in einem Brief an den radikalen Abolitionisten William Lloyd Garrison: “This is a cause worth dying for.” (Yellin 33) Als Garrison den Brief ohne ihr Wissen veröffentlichte, wurde sie von ihrer Familie und ihrer Gemeinde scharf kritisiert, aber sie weigerte sich, ihre Worte zurückzunehmen.
Stattdessen schrieb sie das Pamphlet An Appeal to the Christian Women of the South (1836), in dem sie die Frauen in den sklavenhaltenden Bundesstaaten aufrief, gegen das unchristliche System zu protestieren. Diese Schrift einer Tochter aus einer angesehenen christlichen Südstaatenfamilie - die wichtigste Schrift einer weiblichen Abolitionistin vor dem Bürgerkrieg - hatte zur Folge, daß Angelina ihrer Familie, ihren FreundInnen und der Quakergemeinde entfremdet und aus der Stadt Charleston verbannt wurde. Die unerschrockene junge Frau, jetzt aktives Mitglied der American Women Against Slavery, ging konsequent ihren Weg und verfaßte als Manifest für deren Treffen 1837 einen Aufruf an die Frauen in den “sogenannten freien Staaten”, ihre eigene Mitverantwortung zuzugeben und selbst gegen dieses System aufzutreten.
Sarah Grimké verließ die Quäker wieder, weil sie Schwarze diskriminierten und nur lauwarm gegen die Sklaverei Stellung nahmen, und begann, mit Angelina in Neu-England gegen die Sklaverei zu reden und schreiben. Sie schilderten zuerst vor kleinen Gruppen von Frauen, bald aber auch vor großem gemischtem Publikum die Grausamkeit der Sklaverei aus eigener Anschauung. In einem Jahr sprachen sie in 88 Versammlungen vor mehr als 40.000 Menschen. Vor allem Angelina war eine begabte Rednerin, die das Publikum bewegte und begeisterte.
Aber Sarah und Angelina mußten auch für ihr eigenes Recht kämpfen, sich als Frauen überhaupt eine politische Meinung zu bilden und sie öffentlich, auch vor Männern und nicht nur in kleinen Nähzirkeln, zu vertreten. Die berühmtere Angelina wurde als unweiblich, moralisch verkommen und teuflisch verschrieen und “Devil-ina” (statt Angel-ina) geschimpft.
Angesichts der wachsenden Begeisterung der Frauen Neu–Englands fühlten sich geistliche Herren von den Auftritten und Ideen der Grimkés bedroht und tadelten sie 1837 in einem Hirtenbrief. Als Antwort auf diesen scharfen und weithin verbreiteten Angriff verfaßte Sarah ihre bahnbrechenden Briefe über Die Gleichheit der Geschlechter und die Lage der Frauen (1838), worin sie - die Forderungen der heutigen Frauenbewegung vorwegnehmend - die biblischen Argumente der Kirchenmänner für die Unterordnung der Frau völlig demolierte. Spätere Feministinnen von Lucy Stone bis Lucretia Mott und Elizabeth Cady Stanton stützten sich in ihren Analysen immer wieder auf Sarahs Briefe.
Angelina hatte sich schon 1837 in öffentlichen Briefen an die konservative Catherine Beecher mit diesem Thema auseinandergesetzt: “The investigation of the rights of the slave has led me to a better understanding of my own.” Sie verlangte für Frauen das Recht auf Mitbestimmung der Gesetze, unter denen sie leben mußten. Ein Höhepunkt in Angelinas Karriere als Rednerin kam, als sie 1837, als erste Frau in der Geschichte des Landes, vor einer gesetzgebenden Versammlung sprach und dem Landtag von Massachusetts eine Petition mit 20.000 Unterschriften von Frauen gegen die Sklaverei vorlegte.
Nach der Heirat Angelinas mit dem gemäßigten Abolitionisten Theodore Weld zogen sich die Schwestern allmählich aus dem öffentlichen Leben zurück. Aber noch im Alter engagierten sie sich für die Rechte der Frauen: 1870 marschierten sie durch einen Schneesturm, um zu wählen und dadurch das Männer–Stimmrecht gerichtlich verhandel- und damit angreifbar zu machen.
(Text von 1991)
Verfasserin: Joey Horsley
Zitate
Wir haben durch unser Frausein großen Anstoß erregt, es scheint genau so unerwünscht wie unser Kampf gegen die Sklaverei. Das ganze Land diskutiert jetzt die Frauenfrage, und darüber bin ich froh. Wir sind bereit, dem Sturm zu trotzen, wenn wir dadurch eine Bresche in die Mauer der öffentlichen Meinung schlagen können, die den Weg zu Frauenrechten, wirklicher Würde, Ehre und Nützlichkeit versperrt. (Angelina E. Grimke, 1837 (zit. nach Lerner, 183))
Ich verlange keine Privilegien für mein Geschlecht. Ich gebe meinen Anspruch auf Gleichheit nicht auf. Alles was ich von unsern Brüdern erwarte ist, daß sie ihre Füße von unseren Nacken wegnehmen und uns erlauben, aufrecht auf dem Grund und Boden zu stehen, für den Gott uns vorgesehen hat. (Sarah Grimké im Boston Spectator)
Links
Lewis, Jone Johnson: Angelina Grimké: Opposing Slavery Led Her to Women's Rights.
Online verfügbar unter https://www.thoughtco.com/angelina-grimka-biography-3530210, zuletzt geprüft am 18.11.2017.
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6v4NBcEpF.
Lewis, Jone Johnson: Sarah Grimké: Antebellum Anti-Slavery Feminist.
Online verfügbar unter https://www.thoughtco.com/sarah-grimka-biography-3530211, zuletzt geprüft am 18.11.2017.
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6v4NFYGDR.
Wikiquote (2017): Sarah Grimké.
Online verfügbar unter https://en.wikiquote.org/wiki/Sarah_Grimk%C3%A9, zuletzt geprüft am 18.11.2017.
Literatur & Quellen
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Browne, Stephen H. (2010): Angelina Grimké. Rhetoric, identity, and the radical imagination. East Lansing. Michigan State University Press. (Rhetoric and public affairs series) ISBN 0-87013-542-2.
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Todras, Ellen H. (1999): Angelina Grimké. Voice of abolition. 1. publ. North Haven, Conn. Linnet Books. ISBN 0-208-02485-9.
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Wilbanks, Charles (Hg.) (2003): Walking by faith. The diary of Angelina Grimké, 1828-1835. Includes bibliographical references and index. Columbia, SC. University of South Carolina Press. (Women's diaries and letters of the South) ISBN 1-57003-511-3.
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