Fembio Specials Berühmte Malerinnen Romaine Brooks
Fembio Special: Berühmte Malerinnen
Romaine Brooks
(Beatrice Romaine Goddard [Geburtsname])
geboren am 1. Mai 1874 in Rom
gestorben am 7. Dezember 1970 in Nizza
US-amerikanische Malerin
150. Geburtstag am 1. Mai 2024
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Als die 36jährige Romaine Brooks 1910 zum ersten Mal in der bekannten Pariser Galerie Durand-Ruel ausstellte, hatte sie gleich großen Erfolg. Ihre ganz in blau-grauen oder beige-braunen Tönen gehaltenen Bilder schmaler, traurig aussehender junger Frauen gefielen dem mondänen Publikum, das sich fortan danach drängte, von ihr porträtiert zu werden.
Sie malte viele Berühmtheiten – besonders bemerkenswert die Darstellungen von Nathalie Barney, Una Troubridge, Elisabeth de Gramont, Renata Borgatti u.a. und ihre Selbstporträts. Damit hinterließ sie uns eine in der Kunstgeschichte einmalige Serie von Bildern lesbischer Frauen. Sie scheute sich dabei auch nicht, androgyne Profile, strenge Kurzhaarschnitte, Zylinder, steife Kragen und Herrenanzüge wiederzugeben und somit die lesbische Selbstinszenierung der 1920er Jahre mit einer gewissen ironischen Distanz darzustellen (von der sie sich selbst nicht ausnahm).
Als Tochter einer US-amerikanischen Millionärin hatte Brooks eine unglückliche Jugend in ständig wechselnden europäischen Hotels, Internaten und Klosterschulen verbracht; erst nach dem Tod der völlig überdrehten Mutter und des geisteskranken Bruders konnte sie sich mit 28 Jahren das ersehnte Leben leisten – eine Villa auf ihrer Trauminsel Capri, eine elegante, ganz nach ihrem eigenwilligen modernen Geschmack eingerichtete Wohnung in Paris. Weitere Lebensstationen waren London, Florenz, New York.
Romaine Brooks und Natalie Barney waren beide etwa 40, als sie sich in Paris kennenlernten. Sie waren »wie Feuer und Wasser«, die introvertierte und schwierige Malerin und die Schriftstellerin, die als »Amazone von Paris« nicht nur für ihre Eroberung zahlreicher Frauenherzen, sondern vor allem für intensive Kontakte in intellektuellen und künstlerischen Kreisen berühmt war.
Trotz vieler Erschütterungen hielt die Beziehung fast 60 Jahre – allerdings lebten sie meist getrennt, mit Ausnahme der Kriegsjahre, die sie, bedingt durch Brooks' enge Freundschaft mit dem italienischen Nationaldichter Gabriele d'Annunzio, in ihrem Florentiner Exil in relativer Sicherheit verbrachten.
Nach dem Krieg kehrte Barney nach Paris zurück, reaktivierte ihren berühmten Freitagssalon, während Brooks sich nach Nizza zurückzog, wo sie allein lebte, umgeben lediglich von ihren Bildern: »Allein bin ich niemals einsam«.
Sie starb mit 96 Jahren, nachdem sie die Vorbereitungen für eine große Retrospektivausstellung ihrer Arbeiten (Washington 1971) abgeschlossen hatte. Natalie Barney starb zwei Jahre später, 95jährig, in Paris.
(Text von 1994)
Verfasserin: Andrea Schweers
Zitate
Das Modell … macht sich keine Vorstellung von der physischen Anstrengung, die die Herstellung eines Porträts mit sich bringt. … Und nichts davon wird berücksichtigt, wenn man das Porträt verschenkt. Keine Freundschaft ist eine solche Großzügigkeit wert, im Gegenteil, die schlimmsten Unannehmlichkeiten sind die Folge.
(Romaine Brooks)
Links
Artcyclopedia: Romaine Brooks Online. Linksammlung.
Online verfügbar unter http://www.artcyclopedia.com/artists/brooks_romaine.html, zuletzt geprüft am 13.04.2024.
König, Sabine; Jung, Anne-K. (2003): Die Seelendiebin: Romaine Brooks. Biografie. In: lespress 12/2003.
Online verfügbar unter http://www.lespress.de/122003/texte122003/zeitreise_Brooks_2003.html, zuletzt geprüft am 13.04.2024.
Langer, Cassandra: Romaine Brooks. Blog (engl.).
Online verfügbar unter http://www.romainebrooks.com/, zuletzt geprüft am 13.04.2024.
Smithsonian American Art Museum: Romaine Brooks. Ausstellungen und Werke.
Online verfügbar unter https://americanart.si.edu/artist/romaine-brooks-599, zuletzt geprüft am 13.04.2024.
Wikipedia (engl.): Romaine Brooks. Ausführliche Biografie.
Online verfügbar unter http://en.wikipedia.org/wiki/Romaine_Brooks, zuletzt geprüft am 13.04.2024.
Literatur & Quellen
Quellen
Chavanne, Blandine; Gaudichon, Bruno (1987): Romaine Brooks, 1874-1970. Ausstellungskatalog. Poitiers. Le Musée. ISBN 2903015007. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Secrest, Meryle (1976): Between me and life. A biography of Romaine Brooks. London. Macdonald and Jane's. ISBN 0-356-08382-9. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Werner, Françoise (1990): Romaine Brooks. Paris. Plon. (Collection biographique) ISBN 2259020798. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Weiterführende Literatur
Breeskin, Adelyn D. (1971): Romaine Brooks. »Thief of souls«. Ausstellungskatalog. Washington. Smithsonian Institut Press. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Brooks, Romaine (1975): Portraits, tableaux, dessins. Reprint. New York. Arno Press. (Homosexuality) ISBN 0405073968. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Chadwick, Whitney (2000): Amazons in the drawing room. The art of Romaine Brooks. With an essay by Joe Lucchesi. Ausstellungskatalog. Herausgegeben von Marion Wheeler. Chesterfield. Chameleon Books. ISBN 0-520-22565-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
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Stein, Marc (2004): Encyclopedia of lesbian, gay, bisexual, and transgender history in America. New York. Scribner's. (The Scribner American civilization series) ISBN 0684312646. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bildquellen
- Yale University
- Weimar – Art and Modernity
- John Singer Sargent Virtual Gallery
- Smithsonian American Art Museum
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