Fembio Specials Frauenbeziehungen Rachel Carson
Fembio Special: Frauenbeziehungen
Rachel Carson
(Rachel Louise Carson)
geb. 27. Mai 1907 in Springdale, Pennsylvania
gest. 14. April 1964 in Silver Spring, Maryland
US-amerikanische Schriftstellerin, Meeresbiologin und Ökologin, "Mutter der Umweltbewegung"
60. Todestag am 14. April 2024
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
“Die Macht ihres Wissens und die Schönheit ihrer Sprache machten sie zu einer der einflussreichsten Frauen unserer Zeit”, schrieb die New York Times, als Rachel Carson 1964, anderthalb Jahre nach Erscheinen ihres revolutionären Buches Der stumme Frühling (Silent Spring), mit 56 Jahren an Krebs starb.
Rachel Carson wuchs auf einer Farm in Pennsylvanien auf. Schon als Zehnjährige wollte sie Schriftstellerin werden, studierte später aber doch Biologie. Mitten in der Depression starben im Laufe eines Jahres ihr Vater und ihre Schwester. Carson gab ihre weitere Berufsausbildung auf, um Geld für sich, ihre Mutter und ihre beiden mutterlosen Nichten zu verdienen. 14 Jahre lang arbeitete sie für die Regierungsbehörde “Fish and Wildlife Service”, zuletzt als Chefredakteurin des Publikationsprogramms.
1951 veröffentlichte Carson The Sea Around Us, das fast zwei Jahre lang ohne Unterbrechung auf der Bestsellerliste der New York Times stand und in über 30 Sprachen übersetzt wurde. Nun konnte sie sich ganz dem Schreiben widmen. Eine ihrer Nichten starb, und Rachel adoptierte deren kleinen Sohn. Carsons Mutter lag im Sterben, sie selber war auch ständig krank - aber trotz der Verantwortung für andere und eigene schwerste Belastungen unternahm sie es, sich im Alleingang gegen die chemische Industrie der Vereinigten Staaten, letztlich der ganzen Welt zu stellen. Rückhaltlose Unterstützung bekam sie dabei von ihrem Verlag und vor allem von ihrer Freundin Dorothy Freeman, mit der sie während der letzten zehn Jahre ihres Lebens eine tiefe Liebe verband.
In den 1950er Jahren wurden in den USA Unmengen von DDT und noch weit gefährlicheren Pestiziden über Agrarflächen gesprüht, weil man glaubte, damit die Insektenplagen, die häufig die Ernten vernichteten, endgültig ausrotten zu können. Dass damit das ökologische Gleichgewicht zerstört wurde, wollte man nicht wahrhaben, auch an höchster Stelle nicht. Die chemische Industrie war übermächtig. Carson wurde nun zur Sammelstelle für alle Informationen, die belegten, dass die Pestizide nicht nur die Insekten töteten, sondern auch die Vögel, die von ihnen lebten, das ökologische Gleichgewicht und damit letzlich unsere Lebensgrundlagen. Heute alles gängiges Gedankengut, aber damals revolutionär.
Carson wusste, dass ihre Anklageschrift völlig hieb- und stichfest sein musste, deshalb arbeitete sie daran, schon von schwerer Krankheit gezeichnet, bis zur völligen Erschöpfung.
Das Buch erschien 1962 - es war eine Sensation. Es veränderte grundlegend die Agrar- und Umweltpolitik der amerikanischen Regierung und unser aller Denken bis heute.
(Text von 1996)
Verfasserin: Luise F. Pusch
Zitate
Zum erstenmal in der Geschichte der Welt ist heute jeder Mensch, vom Augenblick der Empfängnis bis zu seinem Tod, gefährlichen Chemikalien ausgesetzt. Der Ausdruck ‘Herrschaft über die Natur’ zeugt von Arroganz und steinzeitlichem Denken, das annimmt, die Natur sei für den Menschen da. Es ist unser Unglück, dass eine derartig primitive Wissenschaft mit den modernsten Waffen ausgerüstet ist und diese gegen die Insekten - und damit gegen die Erde richtet. (Rachel Carson)
Ohne dies Buch (Der stumme Frühling) wäre die Umweltbewegung erst viel später oder überhaupt nicht entstanden. (Al Gore)
Mein Liebling, heute nacht Deine Briefe zu lesen, hat mich so gewärmt, dass ich fast Deine Umarmung spüren konnte. (Dorothy Freeman an Rachel Carson)
Links
ZEIT-Artikel von Charlotte Kerner zum 100. Geburtstag
https://www.biologie-seite.de/Biologie/Rachel_Carson
Links geprüft am 23. Mai 2022 (AN)
Literatur & Quellen
Brooks, Paul. 1972. The House of Life: The writer at Work. Boston. Houghton Mifflin.
Carson, Rachel. 1941. Under the Sea Wind. Illustrations by Bob Hines. New York. Dutton.
Carson, Rachel. 1967 [1951]. Geheimnisse des Meeres [=The Sea Around Us]. Aus dem am. Engl. von Luise Laporte. München. Biederstein.
Carson, Rachel. 1957 [1955]. Am Saum der Gezeiten: Eine Küstenwanderung [=The Edge of the Sea]. Aus d. am. Engl. von Margaret Auer. Mit 117 Zeichnungen von Bob Hines. München. Biederstein.
Carson, Rachel. 1996 [1962]. Der stumme Frühling [=Silent Spring]. Aus dem am. Engl. von Margret Auer. München. Beck.
Freeman, Martha. Hg. 1995. Always, Rachel: The Letters of Rachel Carson and Dorothy Freeman, 1952-1964. Boston. Beacon Press.
Koch-Kanz, Swantje & Luise F. Pusch. 2005. “Die schönsten Äußerungen der Liebe, die ich je gelesen habe”: Rachel Carson (1907-1964) und Dorothy Freeman (1898-1978), in: Joey Horsley & Luise F. Pusch. Hg. 2005. Berühmte Frauenpaare. Frankfurt/M. Suhrkamp TB 3404. S. 259-315.
Lear, Linda. 1997. Rachel Carson: Witness for Nature. New York. Holt, Rinehart & Winston.
Smith, M.B. “'Silence, Miss Carson!' Science, gender, and the reception of Silent Spring”. Feminist Studies, 27,3 (Fall 2001):733-52.
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