Fembio Specials Black History Phillis Wheatley
Fembio Special: Black History
Phillis Wheatley
geb. um 1753 in Afrika (vermutlich Gambia)
gest. 5. Dezember 1784 in Boston
erste afroamerikanische Dichterin
235. Todestag am 5. Dezember 2019
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Phillis Wheatley war eine schwarze Sklavin; erst mit 21 Jahren wurde sie freigelassen. Sie war die erste schwarze AutorIn (Männer eingeschlossen), von der etwas publiziert wurde. Unter den amerikanischen AutorINNEN war sie die zweite, die etwas veröffentlichte! Verschiedene Frauen halfen ihr bei dieser Karriere, u.a. ihre Besitzerinnen Susanna und Mary Wheatley, ihre Freundin Obour Tanner, und in England Selina Hastings, Gräfin von Huntingdon.
Phillis wurde als Kind in Afrika von Sklavenhändlern gefangen und nach Massachusetts entführt. 1761 kaufte sie der Schneider John Wheatley in Boston. Fortan lebte sie in seiner Familie, mit seiner Frau Susannah und den 18jährigen Zwillingen Mary und Nathaniel. Susannah nannte Phillis nach dem Sklavenschiff, das sie nach Boston gebracht hatte und schätzte ihr Alter auf ungefähr sieben Jahre, weil ihr gerade die Milchzähne ausfielen. In einem späteren Gedicht nennt Phillis Gambia als ihr Heimatland.
Die Wheatleys – und viele andere christliche SklavenbesitzerInnen in Neuengland – betrachteten SklavInnen als Familienmitglieder und erlaubten ihnen das Lesen, Schreiben und das Erlernen eines Handwerks. Als Phillis Dinge an die Wand schrieb, begann Mary sie zu unterrichten. Innerhalb von anderthalb Jahren konnte Phillis die Bibel lesen, und nach vier Jahren beherrschte sie die englische Sprache vollkommen. Dann nahm sie sich das Lateinische vor; ihre ausschmückende Übersetzung einer Erzählung aus Ovids Metamorphosen wurde später veröffentlicht. Mit vierzehn schrieb Phillis ihr erstes Gedicht, An die Universität von Cambridge.
Die Wheatleys gaben Phillis wegen ihres Schreibtalents und ihrer schlechten Gesundheit nur leichte Hausarbeiten und ermutigten sie im übrigen zum Dichten. Mit ihrem ersten publizierten Gedicht Auf den Tod des Pastors George Whitefield gewann sie 1770 die Aufmerksamkeit literarischer Kreise in Boston und England. Obwohl die Taufe für SklavInnen nicht üblich war, wurde Phillis am 18. August 1771 im Old South Meeting House getauft. Diese Kirche beeinflusste wahrscheinlich auch ihre revolutionären Ansichten – wir befinden uns im vorrevolutionären, aber schon gärenden Neu-England. Wahrscheinlich besuchte Phillis auch eine Gesangsschule, die von William Billings geleitet wurde, Amerikas erstem vollberuflichen Komponisten und Chordirigenten.
Wheatleys Schreiben wurde von religiösen Lehren, persönlichen Erfahrungen und historischen Ereignissen beeinflusst. Viele ihrer Gedichte entstanden anlässlich von Geburten und Todesfällen. Einige BiographInnen heben ihre Naturmetaphern hervor, etwa in Gedichten wie On Imagination, und sehen darin einen Bezug auf ihre afrikanische Abstammung. In ihrer Dichtung äußert Wheatley gemäßigten Protest gegen die Sklaverei (z.B. in On Being Brought from Africa to America); stärkere Kritik finden wir in ihren Briefen. 1774 schreibt sie: “In jede menschliche Brust hat Gott ein Prinzip eingepflanzt, wir nennen es Freiheitsliebe; es erträgt keine Unterdrückung und sehnt sich nach Befreiung.”
1772 weigerten sich Bostoner Verlage, Phillis’ ersten Gedichtband zu drucken, wegen ihrer Rasse und ihrer patriotischen Ansichten. Darauf schickte John Wheatley das Manuskript an den Londoner Buchhändler Archibald Bell, der es der Gräfin von Huntingdon, Selina Hastings, zeigte. Zur gleichen Zeit empfahl der Hausarzt der Wheatleys, Phillis sollte wegen ihrer schlechten Gesundheit Nathaniel auf einer Schiffsreise nach England begleiten. Sobald sie Phillis kennengelernt hatten, veröffentlichen Bell und Hastings Poems on Various Subjects, Religious and Moral (1773) und machten sie so in London zur literarischen Berühmtheit.
Bald nachdem Phillis nach Massachusetts zurückgekehrt war, starb ihre Herrin Susannah am 3. März 1774. Phillis trauerte heftig und schrieb an eine Freundin: “Stellen wir uns den Verlust einer Schwester, eines Bruders, der Eltern vor – die Zärtlichkeit von all diesen vereinigte sich in ihr.” John Wheatley gab Phillis jetzt die Freiheit zurück.
Ende 1775 schrieb Phillis während eines Besuches bei ihrer schwarzen Freundin Obour Tanner in Rhode Island ein Gedicht auf George Washington und schickte es ihm. Auf seine Bitte hin traf sie sich mit ihm in Cambridge. Während dieser Zeit traf Phillis sich auch mit Benjamin Franklin, trotz des Protests der überzeugten Loyalisten John und Nathaniel Wheatley.
Im März 1778 starb John Wheatley im Alter von 72 Jahren. Einen Monat später heiratete Phillis John Peters, einen freien schwarzen Kaufmann aus Boston, der früher auch als Rechtsanwalt und Arzt gearbeitet hatte. Inzwischen aber betrachtete Peters jegliche Arbeit als unter seiner Würde und trieb die Familie bald in die Armut. Nachdem Phillis ihr zweites Buch wegen Rassismus und des revolutionären Umbruchs nicht hatte veröffentlichen können, übernahm sie schwere körperliche Arbeit in einem Gasthof. Zwei Kinder hatte sie schon durch Krankheiten verloren. Am 5. Dezember 1784 starb Phillis im (mutmaßlichen) Alter von 31 Jahren in Boston. Ihr drittes Kind starb kurz darauf. Mutter und Kind wurden an einem unbekannten Ort begraben.
Kurz vor ihrem Tod arbeitete Phillis Wheatley an einem neuen Gedichtband, den sie Benjamin Franklin widmen wollte. Das Manuskript wurde jedoch ausgeliehen, und John Peters konnte es nie wieder auftreiben.
Verfasserin: Sarah K. Horsley
Zitate
Von Afrika nach Amerika gebracht
Gnade brachte mich aus meinem Heidenland, Lehrte meine unwissende Seele verstehen, Dass es einen Gott gibt, und auch einen Heiland. Früher kannte ich Erlösung nicht noch suchte ich sie. Manche betrachten unsere schwarze Rasse mit Verachtung “Ihre Farbe ist teuflisch.” Bedenket, Christen: Neger, schwarz wie Kain Können veredelt werden und sich dem Engelszug anschließen.
On Being Brought from Africa to America
Twas mercy brought me from my Pagan land, Taught my benighted soul to understand That there’s a God, that there’s a Saviour too. Once I redemption neither sought nor knew. Some view our sable race with scornful eye; “Their colour is a diabolic dye.” Remember, Christians, Negroes, black as Cain, May be refined, and join the angelic train.
Über die Vorstellungskraft (Auszüge)
Vorstellung! Wer kann deine Macht singen? Oder beschreiben die Schnelligkeit deines Laufs? Wie du durch die Luft segelst, zu finden die helle Stätte, Den kaiserlichen Palast des donnernden Gottes. … Da, mit einem Blick, erfassen wir das mächtige Ganze Oder erstaunen die ungebund’ne Seele mit neuen Welten.
On Imagination (Selections)
Imagination! who can sing thy force? Or who can describe the swiftness of thy course? Soaring through air to find the bright abode, Th’ empyreal palace of the thund’ring God … There in one view we grasp the mighty whole, Or with new worlds amaze th’ unbounded soul.
Literatur & Quellen
Gates Jr., Henry Louis. 2003. “The Trials of Phillis Wheatley, Slave Poet”. The New Yorker Jan. 20, 2003: 82-7.
Notable American Women: A Biographical Dictionary. 1971. Hg. Edward T. James, Janet Wilson James & Paul S. Boyer. 3 Bde. Cambridge, MA. The Belknap Press of Harvard UP.
Shields, John C. 1994 [1993]. “Wheatley, Phillis (Peters). Black Women in America: An Historical Encyclopedia. Hg. Darlene Clark Hine, Elsa Barkley Brown & Rosalynn Terborg-Penn. Bloomington, IN; Indianapolis, IN. Indiana UP, 1251-1255.
Shockley, Ann Allen. 1989 [1988]. Afro-American Women Writers 1746-1933: An Anthology and Critical Guide. New York. New American Library; A Meridian Book. Penguin.
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.