Fembio Specials Berühmte Malerinnen Nina Hamnett
Fembio Special: Berühmte Malerinnen
Nina Hamnett
geboren am 14. Februar 1890 in Tenby, South Wales, Großbritannien
gestorben am 16. Dezember 1956 in London, Großbritannien
britische Malerin
65. Todestag am 16. Dezember 2021
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Sie war eine Salonlöwin: großzügig, treu, geistreich, lebhaft und unterhaltsam.
Ihre Kindheit hingegen war von Auseinandersetzungen mit sozialen Konventionen und Autoritäten geprägt. Da ihr Vater, der beim Militär war, immer wieder an anderen Orten stationiert wurde, lebte sie häufig bei ihrer Großmutter. Gegen deren Versuche, sie in eine traditionelle Mädchenrolle zu drängen, rebellierte sie. Während ihrer Schulzeit versuchte sie sich darin, Geschichten zu schreiben, aber vom Ergebnis war sie so wenig angetan, dass sie sich dem Zeichnen zuwandte, auch wenn sie dies damals als unbedeutendere Kunst ansah.
Ab 1903 besuchte sie die Portsmouth School of Art, wo sie sich jedoch schon bald langweilte. Mit 16 Jahren wechselte sie auf die Pelham School of Art in South Kensington und von dort auf die London School of Art. Erst dort fühlte sie, dass sie etwas lernen konnte und fand erste Gleichgesinnte.
Hamnett war eine der jungen KünstlerInnen, die von Roger Frys Ausstellung der Post-Modernisten 1910 in den Grafton Galleries inspiriert wurden, auch wenn diese in der Öffentlichkeit auf große Ablehnung stiess. Ebenso beeindruckt war sie auch von den Neuerungen des Russischen Ballets von Diaghilev. Für Hamnett stellten beide überholte Konventionen und Anschauungen in Frage. Kunst war für sie auf einmal aufregend, kraftvoll und gefährlich; es gab eine neue Form der Ästhetik und moralischer Freiheit, die sie sehr ansprachen und inspirierten.
1911 wurde in einer Ausstellung der Allied Artists Association in der Royal Albert Hall zum ersten Mal ein Bild von ihr gezeigt, zwei Jahre später dann drei ihrer Werke. Ihre erste Einzelausstellung hatte sie 1918 in der Elder Gallery in London - hauptsächlich Porträts, weitere wurden im gleichen Jahr in der Heals Gallery ausgestellt. Eine weitere große Einzelausstellung hatte sie ein Jahr später wiederum in der Elder Gallery. Während ihrer produktivsten Periode in London stellte sie überwiegend in der Grafton Gallery und National Portrait Gallery Society aus.
Im Herbst 1912 besuchte Hamnett zum ersten Mal Paris und war gleich begeistert vom Künstlerquartier Montparnasse. Sie beschloss, so schnell wie möglich zurückzukehren.
Während sie ihre ersten Schritte in die Welt der Kunst machte, kam sie auch mit der Welt der Magie und des Okkultismus in Kontakt, einer Gegenwelt zum Materialismus der viktorianischen und edwardianischen Zeit. Über eine Freundin lernte sie den Okkultisten Aleister Crowley kennen. Sie war jedoch viel zu respektlos und sorglos, um sich ihm anzuschliessen, zudem galt ihr wesentliches Interesse der Kunst. So verkehrte sie dann auch regelmässig im Café Royal, dem Treffpunkt der Londoner KünstlerInnen und LiteratInnen, umgeben von einem großen Kreis von FreundInnen.
Ab 1913 gehörte Hamnett zum Kreis der dekorativen DesignerInnen des Omega Workshops von Roger Fry, Duncan Grant und Vanessa Bell, die alle drei zur Bloomsbury Group gehörten. Außer Vanessa Bell hatten alle anderen Frauen nur die Aufgabe, die Ideen der Männer umzusetzen. Auch wenn Nina Hamnett keine große Freude an dieser Arbeit hatte, sie brauchte das Geld und die Gesellschaft dort gefiel ihr.
Im Februar 1914 konnte Hamnett ihren Traum umsetzen, nach Paris zurückzukehren, wo sie in der Akademie von Marie Wassilieff arbeitete und sich u.a. mit Modigliani anfreundete. 1921-1926 stellte sie im Salon d'Automne aus. Sie lernte den norwegischen Künstler Edgar de Bergen kennen, mit dem zusammen sie nach England zurückkehrte. Da sein deutsch klingender Name dort aufgrund des ersten Weltkriegs Argwohn weckte, nahm er den Namen Roald Kristian an. Hamnett erwachte bald aus ihrem Traum, brachte ihr die Heirat doch große Einschränkungen. Sie hatte nun die Nationalität ihres Mannes erhalten und brauchte deswegen z.B. für Reisen, die weiter reichten als fünf Meilen von ihrem Zuhause, eine Genehmigung. Die beiden lebten sich schnell auseinander, und Hamnett begann eine Affäre mit Roger Fry, der zahlreiche andere folgten, sowohl mit Männern als auch mit Frauen.
Nina Hamnett nahm weiterhin an zahlreichen Ausstellungen teil - nach dem Krieg verging kaum ein Monat, in dem sie nicht ausstellte - und zeichnete auch für die neugegründete Kunstzeitschrift Gypsy, später auch z.B. für Vogue und Harper's Bazaar, illustrierte den Roman The Silent Queen von Seymour Leslie u.a. geplante Bücher. Zwar waren Porträts ihr Schwerpunkt Porträts, aber sie machte sie auch Wandmalereien und war in der Textilgestaltung tätig. Zudem unterrichtete sie am Westminster Technical Institute. Trotzdem wurde es ihr in London zu langweilig. 1920 ging sie wieder zurück nach Paris, das für sie noch immer einer der aufregendsten Orte war. Erst 1926 fuhr sie zu einer Einzelausstellung in der Claridge Gallery wieder zurück nach London.
1932 erschien ihre Autobiografie Laughing Torso und wurde eher ein Sensations- als ein kritischer Erfolg. Die US-amerikanische Ausgabe des Buches wurde mit den Worten „the frankest autobiography ever written by a woman“ angekündigt, (= die offenherzigste Autobiografie, die je von einer Frau geschrieben wurde). Sie brachte ihr eine Anzeige von Aleister Crowley ein, da in dem Buch behauptet wurde, dass er einen Tempel in Cefalu auf Sizilien habe, wo er schwarze Magie praktiziere. Er verlor den Prozess.
Ab den 1930er Jahren ließ ihre Schaffenskraft nach. Sie verbrachte viel Zeit in Pubs, trank viel und arbeitete nur noch wenig. Ihr war bewusst, dass sich die Kunst ohne sie weiterentwickelt hatte, auch wenn sie nie den Glauben an sich als Künstlerin verlor.
Die Fortsetzung ihrer Autobiografie erschien 1955 unter dem Titel Is She a Lady? und beinhaltet Erinnerungen an ihre spätere Zeit mit u.a. Nancy Cunard, Dylan Thomas, Peter Warlock.
Im Dezember 1956 fiel Nina Hamnett aus dem Fenster ihrer Wohnung in Paddington, möglicherweise war es Selbstmord – ihre letzten Worte waren „Why don't they let me die?“ - und starb einige Tage später im Alter von 66 Jahren im Paddington Hospital.
Verfasserin: Doris Hermanns
Zitate
My ambition is to paint psychological portraits that shall represent accurately the spirit of the age.
Literatur & Quellen
Hooker, Denise: Nina Hamnett: Queen of Bohemia. London 1986. Constable
Hamnett, Nina: Laughing Torso. London 1932, Constable, Neuauflage: London 1984, Virago
Hamnett, Nina: Is She a Lady? A Problem in Autobiography. London 1955, Allan Wingate
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