Fembio Specials Berühmte Italienerinnen Nancy Pelosi
Fembio Special: Berühmte Italienerinnen
Nancy Pelosi
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(Nancy Patricia D'Alesandro Pelosi)
geb am 26. März, 1940 in Baltimore, Maryland
Erste weibliche Speaker des US-Abgeordnetenhauses (US House of Representatives) (2007 - 2011, 2019 - Gegenwart), US Congressional Representative aus San Francisco, California (seit 1987)
80. Geburtstag am 26. März 2020
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Obwohl sie in einer Polit-Familie aufwuchs, wollte Nancy D’Alesandro Pelosi ursprünglich nicht die politische Laufbahn einschlagen. Sie war 47 Jahre alt, verheiratet und Mutter von fünf Kindern, als sie zum ersten Mal für ein politisches Amt kandidierte; aber nachdem sie einmal losgelegt hatte, war sie nicht mehr zu bremsen. Hochgelobt – und entsprechend von den Gegnern verdammt – als brillante und unermüdliche politische Strategin und konkurrenzlose Spendenbeschafferin, wurde die Demokratin aus San Francisco zur “stärksten und effektivsten Speaker (SprecherIn des Repräsentantenhauses) der neueren Zeit” (Thomas Mann von der Brookings Institution). Pelosi hat es fertiggebracht, ihre notorisch undisziplierte Truppe von DemokratInnen zu zähmen und so eindrucksvolle Resultate zu erzielen: Von der Gesundheitsreform (“Obamacare”) über Reformen der Wall Street bis hin zur Rettung der US-Wirtschaft vor dem drohenden Kollaps 2009-2010. Ihr Geschick als tonangebendes Mitglied der Legislative hat Siege für den Fortschritt ermöglicht wie das Lilly Ledbetter Gesetz gegen Lohndiskriminierung am Arbeitsplatz und die Abschaffung von “Don’t-Ask-Don’t-Tell,” damit Lesben und Schwule offen Mitglieder der US-Streitkräfte sein können.
Kürzlich musste sich Pelosi gegen Vorstöße aus ihrer eigenen Partei wehren, sie solle ihr Amt niederlegen und jüngeren Führungsfiguren eine Chance geben. Die mächtige liberale Politikerin war auch eine ideale Zielscheibe für Kampagnen der Republikaner, die sie als Gesicht der Demokratischen Partei noch schamloser dämonisierten als Hillary Clinton während des Wahlkampfs von 2016. Aber bis jetzt ist es Pelosi gelungen, sowohl den Attacken der Republikaner als auch der Meuterei innerhalb der eigenen Partei Paroli zu bieten: Grundlagen ihres Erfolgs sind ihre eiserne Entschlossenheit, Resultate zu erzielen und ihre eigene Fähigkeit, mit harten Bandagen zu kämpfen.
Als jüngstes von sieben Kindern von Thomas and Annunciata D’Alesandro lernte Nancy schon früh, den Einsatz für die Gemeinschaft zu schätzen, und übte sich in den Fähigkeiten, die in der Politik zum Erfolg führen. Ihr Vater war Abgeordneter im Parlament von Maryland und im US-Kongress, bevor er zum Bürgermeister von Baltimore gewählt und das Wohnhaus der Familie, Drehscheibe für Operationen der City Democrats, zum Versammlungsort für Geschäftsleute aus der Region, Gewerkschaftsbosse und andere “Pols” wurde. Pelosis Mutter war ebenfalls politisch aktiv, und sogar die Kinder wurden rekrutiert und machten Telefondienst oder stopften Politwerbung in Umschläge.
Im Trinity-Frauencollege machte Nancy ihren Abschluss in Politikwissenschaft. Ihren späteren Ehemann, Paul Pelosi, traf sie in einem Seminar an der Georgetown University.
Nach der Heirat zog das Paar in Pauls Heimatstadt San Francisco und bekam fünf Kinder in sechs Jahren. Nancy Pelosis Führungs- und Organisationsqualitäten verdanken sich nicht zuletzt dieser großen Kinderschar, die sie, wie eine Tochter sich erinnert, mit “gnadenloser Effizienz” managte (Kroll). Pelosi meinte dazu später: “Fünf Kinder in sechs Jahren zu bekommen ist das beste Training überhaupt für den Job des ‘Speaker of the House’.… Es machte mich zur ultimativen Multitaskerin und zur Meisterin in den Fächern Focus, Routine und Zeitplanung.” (Povich 141-42). Das große Haus der Familie wurde bald zum Treffpunkt lokaler DemokratInnen, und als die Kinder alt genug waren, wurde Pelosi als Wahlhelferin und Spendenbeschafferin für die Partei aktiv. Sie schaffte es schießlich bis zur Vorsitzenden der Demokratischen Partei Kaliforniens. 1987 bat Sala Burton, Kongress-Abgeordnete für Kalifornien und unheilbar krebskrank, ihre enge Freundin Nancy Pelosi, ihre Nachfolge im Kongress anzutreten. Pelosi sagte widerstrebend zu, kämpfte dann aber intensiv darum, die Vorwahl zu gewinnen. Sie sammelte über eine Million Dollar an Spendengeldern – für bloße Vorwahlen eine unerhörte Summe – und segelte dann ungestört ans Ziel.
Als sie 1987 in den Congress einzog, waren von 435 Mitgliedern nur 23 Frauen – heute sind es 102 – und Pelosi erinnert sich, dass sie mehr als Kuriosum denn als Kolleginnen behandelt wurden. (Kroll). Ihre Dynamik und Entschlossenheit und ihr politisches Geschick, besonders auch als erfolgreichste Spendenbeschafferin für Demokratische KandidatInnen, machten sie berühmt und zu einer hocheffektiven Volksvertreterin. Getreu ihren fortschrittlichen Überzeugungen kämpfte Pelosi schon früh für AIDS-Kranke, für die AIDS-Forschung und für Menschenrechte, z.B. in China. Sie kämpfte einen harten Kampf, um 2001 Party Whip (die/der Party Whip sorgt für Fraktionsdisziplin) zu werden, und bald darauf wurde sie zur Vorsitzenden der demokratischen Minderheitsfraktion (minority leader) – die erste Frau beider Parteien in beiden Ämtern. Im Jahre 2002 versammelte Pelosi 126 Demokratische Stimmen gegen Bushs Irak-Krieg, und sie blieb stets eine scharfe Kritikerin dieses Kriegs.
Die Democrats gewannen 2006 die Mehrheit im Repräsentantenhaus, und im Januar 2007 wurde Nancy Pelosi zur Sprecherin des Hauses gewählt. 2010, mit dem Aufstieg der Tea Party, gewannen die Republikaner das Abgeordnetenhaus zurück, und Pelosi wurde wieder Vorsitzende der Demokratischen Minderheitsfraktion (Minority Leader). Als die Democrats ihre Mehrheit bei den Zwischenwahlen von 2018 wiedergewannen, wurde sie wieder zur Sprecherin gewählt. Als Vorsitzende einer jetzt verjüngten, weiblicheren und bunteren Fraktion hat Pelosi Präsident Trump die Stirn geboten in Angelegenheiten wie der Einwanderungspolitik und der Regierungsstillegung (Government Shutdown) – für die Zeit des von ihm mutwillig provozierten Shutdowns erteilte sie ihm Hausverbot für seine “Rede zur Lage der Nation”, die üblicherweise im Kongressgebäude stattfindet. Bezüglich seines Benehmens während des Shutdowns erklärte Pelosi: “Als Mutter von fünf Kindern und neunfache Großmutter erkenne ich einen kindlichen Wutanfall, sowie ich ihn sehe.”
Während ihrer gesamten Karriere hat Pelosi sich konsequent für LGBT-Rechte eingesetzt inklusive der Ehe für alle. Sie tritt für das Recht auf Abtreibung und für verschärfte Waffengesetze ein. Umweltschutz und Klimawandel sind ebenfalls wichtige Themen auf ihrer Agenda. Sie entsprechen genau der zugrundeliegenden Motivation ihres Handelns: “Ich sehe meine Rolle in der Politik als eine Erweiterung meiner Rolle als Mutter und Großmutter. Die Gründe, weshalb ich im Kongress bin, sind einfach: Die Kinder, die Kinder, die Kinder. Großmutter-Sein ist eine ständige Erinnerung an die Notwendigkeit, eine stärkere Zukunft zu bauen für die Generationen, die nach uns kommen. Das bedeutet: Schutz für unsere kostbare Umwelt, eine gute Ausbildung und zahlreiche Chancen für jede Amerikanerin* und Bewahrung unserer Enkelkinder vor Bergen von Schulden. (Povich 141)
Pelosi sieht ihre Leistung im historischen Kontext, so etwa in ihrer Rede anlässlich der Wahl zur “Speaker of the House” im Jahr 2007: “Dies ist ein historischer Moment, für den Kongress und für die Frauen dieses Landes. Es ist ein Moment, auf den wir über 200 Jahre gewartet haben. Ohne je den Glauben zu verlieren, haben wir daraufhin gearbeitet, dass das amerikanische Versprechen eingelöst wird, dass alle Menschen, Männer und Frauen, gleichberechtigt sind. Für unsere Töchter und Enkelinnen haben wir heute die Marmordecke durchbrochen.”
(Text von 2019)
Verfasserin: Joey Horsley
Links
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Online verfügbar: https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/krisen/id_87344690/muenchner-sicherheitskonferenz-fruehstueck-mit-nancy-pelosi-das-geht-uns-alle-an-.html (geprüft am 24.03.2020)
Cocco, Marie. 04.01.2019. Nancy Pelosi - Die Gegenspielerin. In: Emma. März/April 2007.
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Denkler, Thorsten. 05.02.2019. „Trump wird kein braves Publikum vor sich haben“. Interview mit Jo Freeman. Süddeutsche Zeitung - SZ.de.
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Podcast online verfügbar: https://www.abc.net.au/radionational/programs/rearvision/nancy-pelosi/11659016 oder https://podcasts.apple.com/de/podcast/nancy-pelosi-the-most-powerful-woman-in-us-politics/id135114451?i=1000459272279 (geprüft am 24.03.2020)
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Literatur & Quellen
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Kroll, Andy. 2015. “The Staying Power of Nancy Pelosi.” The Atlantic. Sept. 11, 2015. https://www.theatlantic.com/politics/archive/2015/09/the-staying-power-of-nancy-pelosi/440022/
Leigh, Anna. 2020. Nancy Pelosi: Political Powerhouse. Minneapolis: Lerner Publishing Group.
Nancy Pelosi Video interview produced by Makers: Women Who Make America: https://www.makers.com/profiles/591f27c3a8c7c4265c6428c1
Nancy Pelosi. Speaker of the House (Website) https://www.speaker.gov.
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Rafter, Dan. 2015. Female Force: Nancy Pelosi. TidalWave Productions.
Sandalow, Marc. 2008. Madam Speaker: Nancy Pelosi’s Life, Times, and Rise to Power. Modern Times.
Stolberg, Sheryl Gay. 2019. “Nancy Pelosi, a Woman in Control, Is a Rival Who Flummoxes Trump. New York Times. Jan 24, 2019. https://www.nytimes.com/2019/01/24/us/politics/nancy-pelosi-donald-trump.html?action=click&module=Top%20Stories&pgtype=Homepage
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