Fembio Specials Berühmte Schwestern berühmter Frauen / Berühmte Schwestern Nadia Boulanger
Fembio Special: Berühmte Schwestern berühmter Frauen / Berühmte Schwestern
Nadia Boulanger
(Nadia Juliette Boulanger)
geboren am 16. September 1887 in Paris
gestorben am 22. Oktober 1979 in Paris
französische Komponistin, Pianistin, Musiktheoretikerin und -pädagogin
45. Todestag am 22. Oktober 2024
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Über 60 Jahre lang war Nadia Boulangers Pariser Wohnung Treffpunkt zahlloser Komponisten (u. a. Copland, Ravel, Honegger, Bernstein und Piazzolla), PädagogInnen und LaiInnen, die bei ihr Klavier- und Orgelunterricht sowie Unterweisung in Harmonielehre, Kontrapunkt, Analyse, Komposition, Vomblattspiel und Instrumentation erhielten. Auch viele Komponistinnen gehörten zu ihrer „Boulangerie“, wie sich ihr Bekanntenkreis nannte: die Südafrikanerin Priaulx Rainier, die Britin Thea Musgrave, die Polin Grazyna Bacewicz.
Nadia Boulanger war Komponistin, Dirigentin, Pädagogin, Musikjournalistin, Theoretikerin und Instrumentalistin in einer Person. Am Pariser Konservatorium gründlich ausgebildet, gewann sie etliche Kompositionspreise. Sie arbeitete an mehreren privaten Konservatorien. Die StudentInnen kamen in Scharen, um der Frau mit dem Monokel in dem dunklen strengen Kostüm zuzuhören. Ihre profunde Kenntnis der Musik aller Epochen, ihre leidenschaftliche Begeisterung für jedes Detail machten ihre Vorlesungen zu bewegenden Erlebnissen.
Während des 2. Weltkriegs lehrte Boulanger in den USA. 1946 kehrte sie mit 40 Koffern voller Lebensmittel für ihre Freundinnen nach Paris zurück, um eine Professur am Conservatoire National zu übernehmen. Überhäuft mit zahllosen Ehrungen, unterrichtete sie bis zu ihrem Tod im Alter von 92 Jahren.
Boulanger hat in ihrem Leben fast alles auf dem Musiksektor angepackt, hatte es aber schwer, sich als Komponistin auszuweisen. Die Situation vor dem 1. Weltkrieg war für Komponistinnen noch bedrückender als heute. So fand Nadia in der Musikpädagogik einen Bereich, dem ihr immenses Wissen und ihre Ausstrahlung zugute kamen. Dennoch ist es bedauerlich, dass ihr Können nur im Werk anderer weiterlebt. Sie verweigerte sich zwar der Mutterrolle, verhielt sich aber doch „weiblich“, indem sie ein Leben lang anderen Menschen diente.
(Text von 1988)
Verfasserin: Eva Rieger
Zitate
Wenn je ein Mensch die musikalische Entwicklung von 1920 bis 1940 mitgestaltet hat, dann war es Nadia Boulanger.(Harold Schonberg)
Der Einfluss dieser Frau auf das amerikanische Musikschaffen wird eines Tages ausführlich zu würdigen sein.(Aaron Copland)
Als Pädagogin besteht mein ganzes Leben darin, andere zu verstehen und nicht, andere dazu zu bringen, mich zu verstehen. Was ein Student denkt, was er tun will – das ist wichtig. Ich muss versuchen, ihn dazu zu bringen, sich selbst auszudrücken, ihn darauf vorzubereiten, das zu tun, was er am besten kann.
(Nadia Boulanger, Quelle)
Links
Botstein, Leon: Nadia Boulanger: Teacher of the Century.
Campbell, Don: Nadia Boulanger, That Woman Down the Hall. scena.org.
Centre International Nadia et Lili Boulanger Stiftungswebseite (franz. und engl.).
Fontainebleau Schools. Wirkungsstätte Boulangers von 1921 bis 1979.
Hillenbrand, Markus: Klassika: Nadia Boulanger (1887-1979). Werkverzeichnis, Biografie und Fotos. klassika.info.
Katalog des Deutschen Musikarchivs: Werke von und mit Nadia Boulanger.
Musicroom.com: Nadia Boulanger – Noten.
Owen, Albert Alan: Nadia Boulanger Remembered – My Personal Recollections.
Unseld, Melanie: Nadia Boulanger. Umfassende Informationen über Leben und Wirken, mit Links, Diskografie, Hörbeispiel, Literatursammlung und (unvollständiger) SchülerInnenliste. MUGI (Musik und Gender im Internet).
Links geprüft und korrigiert am 20. Oktober 2019 (AN)
Literatur & Quellen
Quellen
Monsaingeon, Bruno (1981): Mademoiselle. Conversations with Nadia Boulanger (=Mademoiselle. Entretiens avec Nadia Boulanger). Manchester: Carcanet, 1985.
Rosenstiel, Léonie (1982): Nadia Boulanger. A life in music. New York NY: Norton.
Spycket, Jérôme (1987): Nadia Boulanger. Lausanne: Editions Payot.
Weiterführende Literatur
Campbell, Don G. (1984): Master teacher Nadia Boulanger. Previously registered as “Reflections of Boulanger : a biography of Nadia Boulanger”, 1982. Washington D.C.: Pastoral Press.
Kendall, Alan (1976): The tender tyrant. Nadia Boulanger ; a life devoted to music. London: Macdonald and Jane's.
Kirkpatrick, Ralph (1985): Early years. Mit Erinnerungen an Unterricht bei Boulanger. New York: Lang.
Roger-Ducasse, Jean; Depaulis, Jacques (1999): Lettres à Nadia Boulanger. Sprimont: Mardaga.
Steinbeck, Anke (2010): Jenseits vom Mythos Maestro. Dirigentinnen für das 21. Jahrhundert. Freie Univ., Diss.—Berlin, 2009. 1. Aufl. Köln. Dohr. ISBN 978-3-936655-74-2. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Stevens, Elizabeth Mruk (1975): The influence of Nadja Boulanger on composition in the United States. A study of piano solo works by her American students. DMA Diss. Boston.
Walters, Teresa (1981): Nadia Boulanger, musician and teacher. Her life, concepts and influences. DMA Diss.: Peabody Conservatory.
Audio-CDs
Beach, Amy Marcy Cheney; Boulanger, Lili; Boulanger, Nadia; Clarke, Rebecca; Gubaidulina, Sofia; et al. (Kompon.) (2006): Women Of Note. Nina Flyer (Violoncello), Chi-Fun Lee (Klavier) u.a. Koch. Audio-CD.
Boulanger, Nadia (Kompon.) (1996): Lieder und Kammermusik. Melinda Paulsen (Mezzosopran), Angela Gassenhuber (Klavier), Friedemann Kupsa (Violoncello). Troubadisc. Audio-CD.
Boulanger, Lili; Boulanger, Nadia; Naoumoff, Emile (Kompon.) (1994): In memoriam Lili Boulanger. Marco Polo. Audio-CD.
Boulanger, Lili; Boulanger, Nadia; Naoumoff, Emile (Kompon.) (2004): Autour de Lili Boulanger. Helene Schneiderman (Mezzosopran), Émile Naoumoff (Klavier), Philharmonia Chor Stuttgart, Leitung: Helmut Wolf. Saphir. Audio-CD.
Brahms, Johannes; Boulanger, Lili; et al. (Kompon.) (2005): Hommage à Nadia Boulanger. Enregistrements 1930 – 1949. Leitung: Nadia Boulanger. Cascavelle. 2 Audio-CDs.
Wiener Boheme Quartett (1998): Bravourissimo. Virtuose Tänze, Fantasien und Romanzen. Werke von Agathe Backer-Grondahl, Georges Boulanger, Nadia Boulanger, Cesar A. de Casella, Claude Debussy et al. Koch Schwann. Audio-CD.
Trio Aperto (2006): Chamber Music by French Female Composers. Werke von Nadia Boulanger, Cecile Chaminade, Louise Farrenc und Marcelle de Manziarly. Talent Records. Audio-CD.
Charpentier, Marc-Antoine (Kompon.) (2006): Médée (excerpts). Leitung: Nadia Boulanger. Idis.
Fauré, Gabriel; Boulanger, Lili (Kompon.) (1999): Requiem / Pie Jesu Psalm 24. BBC Chor und Orchester. Leitung: Nadia Boulanger. Audio-CD.
Fauré, Gabriel; Monteverdi, Claudio (Kompon.) (1989): Requiem Op. 48 / Madrigale und Arien. Leitung: Nadia Boulanger. EMI. Audio-CD.
Lipatti, Dinu; Boulanger, Nadia (1989): Klavierrecital. Werke von Johannes Brahms, Fryderyk Chopin, George Enescu, Franz Liszt und Maurice Ravel. EMI. Audio-CD.
Ran, Shulamit; Boulanger, Nadia (Kompon.) (1995): 3 Fantasy Movements / Streichquartett 1. Nina Flyer (Violoncello), Chi-Fun Lee (Klavier) u.a. Koch. Audio-CD.
Bildquellen
http://www.fondation-boulanger.com
http://troubadisc.de/templates/tyBA_standard_level2.php?topic=Komponisten_Boulanger
http://members.aol.com/aaocompose/boulanger.html http://www.nadiaboulanger.org/
http://www.klassika.info/Komponisten/Boulanger_N/bildergalerie.html
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