Fembio Specials Europäische Jüdinnen Monika Mann
Fembio Special: Europäische Jüdinnen
Monika Mann
geboren am 7. Juni 1910 in München
gestorben am 17. März 1992 in Leverkusen
deutsche Schriftstellerin und Feuilletonistin
30. Todestag am 17. März 2022
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Monika ist das vierte Kind und die zweite Tochter von Katia und Thomas Mann. Ihre Geschwister sind: Erika, Klaus, Golo, Elisabeth und Michael. Ihre Urgroßmutter, Hedwig Dohm, lernte sie noch als kleines Mädchen in Berlin kennen und würdigte sie später in einem ihrer Feuilletons als Märchenhafte Gespielin.
Schon früh zeigt sich ihre musikalische Begabung, und ihre Fortschritte am Klavier schienen viel versprechend. Aus Mangel an Ausdauer und Anerkennung innerhalb der Familie bricht sie jedoch ihr Klavierstudium in Lausanne wieder ab und verbringt ihre jungen Jahre in Paris, München, Frankfurt und Berlin. Gelegentlich besucht sie kunsthandwerkliche Schulen und wird, wie ihre Geschwister auch, von den Eltern finanziell unterstützt.
Im Mai 1933 emigriert sie aus Deutschland und folgt ihrer Familie nach Sanary-sur-Mer. Im Frühjahr 1934 nimmt sie bei Luigi Dallapiccola in Florenz ihr Klavierstudium wieder auf und begegnet dem aus Ungarn stammenden Kunsthistoriker Jenö Lányi.
Im Zuge der Ausbürgerung ihres Vaters verliert sie im Dezember 1936 die deutsche Staatsbürgerschaft und lässt sich, als letztes Mitglied der Familie, im April 1938 in Zürich auf die tschechoslowakische Staatsangehörigkeit vereidigen. Mit ihrem Verlobten, Jenö Lányi, den sie am 2. März 1939 in London heiraten wird, wohnt sie bis Ende des Jahres 1938 in der Pension Fortuna in Zürich, in der auch Robert und Martha Musil untergekommen sind.
Mit dem Ziel, nach Amerika zu emigrieren, fährt sie im Dezember 1938 mit Jenö Lányi weiter nach London. Im August 1940 erhalten sie von der kanadischen Regierung die Einreisepapiere und können dem Londoner Blitzkrieg entkommen. Die Überfahrt mit der City of Benares Richtung Halifax, Kanada, endet jedoch in einer Katastrophe. Bei der Torpedierung des Schiffes durch ein deutsches U-Boot am 17. September 1940 kommt Monika Manns Ehemann ums Leben. Sie wird von einem englischen Zerstörer nach langen Stunden im kalten Ozean gerettet und nach Schottland gebracht.
Eine erneute Schiffsreise gelingt, und am 28. Oktober 1940 kommt sie mit der Cameronia in New York an. Vorerst lebt sie bei den Eltern in Princeton und findet wenig Verständnis für ihre Lage. Später bezieht sie in der Nähe des Elternhauses ein eigenes Apartment in Pacific Palisades. Ihre schwere Traumatisierung wird von der Familie ignoriert, ihre Suche nach einem Neuanfang problematisiert.
Von 1943 bis 1952 lebt sie – mit Unterbrechungen – allein in New York. Nach einem erneuten Versuch, sich als Pianistin zu bewähren, wendet sie sich der schriftstellerischen Tätigkeit zu.
Im Sommer 1952 erhält sie die amerikanische Staatsbürgerschaft. Zu diesem Zeitpunkt plant sie jedoch bereits die endgültige Rückkehr nach Europa. Mit der Familie ihrer Schwester Elisabeth Mann Borgese fährt sie im September 1952 von New York nach Genua und bleibt einige Monate in kleinen Pensionen in Bordighera und Rom. Im Dezember 1953 verwirklicht sie ihren Wunsch, in einer landschaftlich schönen Gegend zu leben. Sie fährt nach Capri und bleibt dort über 32 Jahre lang, bis zum Frühjahr 1986, in der Villa Monacone. Ihre dreißigjährige Lebensgemeinschaft mit dem Capreser Antonio Spadaro endet mit dessen Tod im Dezember 1985.
Während dieser Zeit schreibt sie fünf kleine Bücher und publiziert regelmäßig, vorwiegend in Schweizer Zeitungen, aber auch in deutschen und italienischen Zeitschriften, ihre Feuilletons.
Nach dem Tod ihres Partners verlässt sie die Insel und kann ihren Wunsch, im Elternhaus in Kilchberg zu bleiben, nicht verwirklichen. Ihr Bruder Golo Mann sorgt dafür, dass sie in Leverkusen bei der von ihm adoptierten Schwiegertochter aufgenommen und während ihrer letzten Lebensjahre gepflegt wird.
Ihr New Yorker Tagebuch vom Mai 1945 wie auch das Monika-Büchlein aus den Jahren 1910-1914 von Katia Mann werden erst im Frühjahr 2008 entdeckt. Beide werden jetzt erstmals in der Biografie von Karin Andert veröffentlicht.
Verfasserin: Karin Andert
Literatur & Quellen
Aus Anlass des hundertsten Geburtstags von Monika Mann am 7. Juni 2010 erschien die erste Biografie:
Literatur von Monika Mann (lieferbar):
Vergangenes und Gegenwärtiges. Erinnerungen. Ergänzte Ausgabe, Reinbek: Rowohlt 2001.
Das fahrende Haus. Aus dem Leben einer Weltbürgerin. Feuilletons und Briefe. Hg. von Karin Andert, Reinbek: Rowohlt 2007.
300 Feuilletons von Monika Mann registriert im Literaturarchiv der Monacensia, München. Datenbank Kalliope.
Weiterführende Literatur:
Die Kinder der Manns. Ein Familienalbum. Hg. von Uwe Naumann in Zusammenarbeit mit Astrid Roffmann. Reinbek: Rowohlt 2005.
Die Familie Mann in Kilchberg. Hg. von Thomas Sprecher und Fritz Gutbrodt, Zürich: NZZ Verlag 2000.
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