Fembio Specials Frauenbeziehungen May Sarton
Fembio Special: Frauenbeziehungen
May Sarton
geboren am 3. Mai 1912 in Wondelgem, Belgien
gestorben am 16. Juli 1995 in York, Maine
US-amerikanische Schriftstellerin
110. Geburtstag am 3. Mai 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
May Sarton wurde 83 Jahre alt und veröffentlichte über 50 Bücher, hauptsächlich Romane, Gedichtbände und - im letzten Drittel ihres Lebens - Tagebücher, die sie berühmt machten. Die gerade einsetzende zweite Frauenbewegung konnte in ihrer Selbsterfahrungsphase von Sartons klugen, ehrlichen und sensiblen Protokollen über ihren Alltag als unabhängige Schriftstellerin nicht genug bekommen. Über ihre vielen Frauenbeziehungen allerdings schweigt die Autorin meist diskret.
Von Sarton wurde nur sehr wenig ins Deutsche übersetzt; derzeit im Buchhandel greifbar ist nur “Eine Abrechnung”, schon 1985 im Frauenoffensive-Verlag erschienen, der auch 1980 ihre - allerdings inzwischen vergriffene - Klassikerin “Mrs. Stevens hört die Meerjungfrauen singen” herausbrachte. Die Hauptperson dieses 1965 veröffentlichten Romans ist eine lesbische Dichterin - Mrs. Stevens ist wohl die erste positiv dargestellte Lesbe der neueren Literatur.
Die Zurückhaltung der deutschen Verlage ist kaum zu verstehen bei einer Bestsellerautorin, die in den 70er bis weit in die 90er Jahre in den USA eine ständig wachsende LeserInnengemeinde hatte, nur vor ausverkauften Riesenauditorien las und täglich Dutzende von Fanbriefen bekam, die sie ebenso erfreuten wie bedrückten, denn sie meinte, diese Briefe alle beantworten zu müssen.
Aber vielleicht orientieren sich deutsche Verlage eher an der Kritik als an begeisterten Leserinnen. May Sarton klagte zeitlebens darüber, daß die etablierte Literaturkritik sie nicht ernstnehme, ja bewußt ignoriere. Diese Klage zieht sich durch all ihre Tagebücher; “offizielle” Anerkennung kam erst während ihrer allerletzten Lebensjahre.
May Sarton war eine sehr schöne Frau, die die Menschen mit ihrem Charme und ihrem Temperament, ihrer Sensibilität und Begeisterungsfähigkeit mühelos in den Bann zog. Sie knickte im Laufe ihres langen Lebens unzählige Frauenherzen, hin und wieder auch Männerherzen. Ihre Biographin Margot Peters führt das darauf zurück, daß May als Kind von ihren Eltern nicht viel Wärme bekam und immer krankhaft bemüht war, die schmerzliche Vorstellung des Nichtgewolltseins durch möglichst viele Eroberungen zu “widerlegen”. Auch war May Sarton für ihre Gedichtproduktion auf eine “Muse” angewiesen. Wenn sie nicht verliebt war - kamen auch keine Gedichte.
Aber sie wollte nicht als “lesbische Schriftstellerin” etikettiert werden: “Meine Arbeit ist universell. Ich denke, ich bin wichtig als Brückenbauerin zwischen zwei Welten, Homo- und Heterosexuellen, Alt und Jung, Frauen und Männern.”
(Text von 2001)
Verfasserin: Luise F. Pusch
Zitate
Ich bin stolz darauf, daß ich 1965 mein Coming-Out gemacht habe, lange vor irgendjemand sonst - aber es hat mich zwei Jobs gekostet. Für mich war es leichter, weil ich keine Familie hatte. Ich weiß nicht, ob ich es getan hätte, wenn meine Eltern noch gelebt hätten. (May Sarton)
Links
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Literatur & Quellen
Literatur:
May Sarton auf Deutsch (Deutsche Nationalbibliothek)
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