Fembio Specials Frauen aus Zürich Mathilde Wesendonck
Fembio Special: Frauen aus Zürich
Mathilde Wesendonck
Commons.Wikimedia.org
geboren am 23. Dezember 1828 in Elberfeld
gestorben am 31. August 1902 in Traunblick
deutsche Schriftstellerin; Muse Richard Wagners
195. Geburtstag am 23. Dezember 2023
Biografie
Mein im Leben ungestilltes heftiges Liebesbedürfnis ergieße ich in meine Kunst, und im glücklichen Falle muss ich erleben, dass man mich für einen energischen – Opernreformator hält!
Diese Worte stammen aus Wagners fruchtbarsten Schaffensjahren. Zwischen 1852 und 1858, als die Beziehung zu Mathilde Wesendonck ihn zugleich quälte und beglückte, konzipierte oder komponierte er die bedeutendsten Werke seines Oeuvres. Gleichzeitig verdichteten sich die Bande zwischen ihm und Mathilde, die er im Züricher Asyl kennenlernte und die ihm eine begeisterte Zuhörerin war. Er sah sie als Mitgestalterin seines Werks an:
Gib nichts auf meine Kunst! ... Mit Dir kann ich alles; - ohne Dich nichts! Nichts!
Sie brachte ihr persönliches Glück den Pflichten zum Opfer. Mann, Kind und Haus konnte und wollte sie nicht verlassen.
Mathilde war mit dem vermögenden Kaufmann Otto Wesendonck verheiratet, der als Teilhaber einer amerikanischen Seidenmanufaktur viel unterwegs war und die junge Frau oft alleinließ. Zunächst wohnten sie im Hotel Baur au lac; 1855 kaufte er ein prächtiges Grundstück und ließ sich ein ebenso großartiges Wohnhaus erbauen, das man noch heute besichtigen kann (Rietberg Museum). Mathilde nahm begierig alles auf, was Wagner ihr vorlas oder spielte. Im Nachhinein bezeichnet sie sich als „ganz unbelehrt, ein weißes, unbeschriebenes Blatt.“
Bald schrieb er nur noch für sie: das Vorspiel der Oper „Die Walküre“ trägt die Widmung: „G(esegnet) S(ei) M(athilde)“. 1857 bot Otto Wesendonck Wagner ein Landhaus neben seinem Grundstück an. Nun trafen sich Mathilde und Richard täglich, bis Richards Ehefrau einen Liebesbrief abfing und einen riesigen Skandal produzierte. Richard blieb nichts übrig, als das Haus aufzugeben und wegzuziehen. Er ergoss seine gesamte Sehnsucht und Gefühlswelt in die Oper „Tristan und Isolde“, die sogar einen auskomponierten Orgasmus enthält (Isoldes Liebestod).
Mathilde widmete sich der Schriftstellerei, schrieb Märchen, Natur-Mythen, Dramen, Gedichte und Romane (darunter „Edith oder die Schlacht bei Hastings“ (1872), „Odysseus“ (1878), „Märchenspiele“ (1900). Ihre Briefe an Richard wurden von dessen Angehörigen später zerstört, sie bewahrte aber Kopien ihrer Briefe an ihn, so dass sie überliefert wurden. Wagnerforscher wie Carl Dahlhaus, Paul Bekker oder Hans Mayer entwickelten eine unter dem Deckmantel objektiver Wissenschaftlichkeit daherkommende Wunschphantasie, die besagt, Wagner hätte die Affäre gebraucht, um sich daran künstlerisch abzuarbeiten.
(Text von 2001)
Verfasserin: Eva Rieger
Zitate
Glaub’ mir, Du Einzige! Du hast mich in Deinen Händen, und nur mit Dir kann ich - vollenden.
(Richard Wagner an Mathilde Wesendonck)
Habe oft Dich bitten wollen um den höchsten Augenblick.
Doch ein unerklärlich Bangen schaudernd hielt das Wort zurück.
Unerhörte Qualen wühlten da mein ganz Empfinden auf,
Und des Herzens Puls, getroffen an der Quelle, stockt den Lauf.
Bleiern lag‘s auf mir wie Sterben, keine Rettung wusst‘ ich mehr,
Und ich wälzte mich am Boden, schmerzlich zuckend, hin und her.(Mathilde Wesendonck an Richard Wagner)
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