Fembio Specials Philosophinnen Mary Wollstonecraft
Fembio Special: Philosophinnen
Mary Wollstonecraft
(Mary Wollstonecraft Godwin [Ehename])
geboren am 27. April 1759 in London
gestorben am 10. September 1797 in Somers Town
englische Feministin, Pädagogin, Schriftstellerin
265. Geburtstag am 27. April 2024
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Aus Prinzip wollte sie nur eine Hebamme bei sich haben, als sie am 30. August 1797 ihre zweite Tochter (Mary Wollstonecraft Shelley) zur Welt brachte. Es liegt eine schreckliche Ironie darin, dass doch ein Arzt gerufen wurde. Es heißt, er habe die Nachgeburt mit seinen ungewaschenen Händen Stück für Stück herausgezogen. Elf Tage später starb Wollstonecraft am Kindbettfieber.
Wollstonecraft hatte sich vorgenommen, nie zu heiraten. Mit 28 schrieb sie ihren ersten Roman, Mary, und ging nach London, um Schriftstellerin zu werden. Zwei Jahre später folgte A Vindication of the Rights of Woman, ihr Plädoyer für das Frauenrecht, »für die Hälfte der Menschheit«. Sie glaubte an die aufklärerische Wirkung der Erziehung. Radikal war die Forderung, dass der Staat die Frauen bilden müsse. Sie wären dann nicht nur bessere Frauen und Mütter, sondern auch bessere Bürgerinnen.
In Paris entwickelte Wollstonecraft mit den Girondisten einen Volkserziehungsplan und verliebte sich in einen amerikanischen Geschäftsmann, Gilbert Imlay, der sie nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Fanny sitzenließ. Wollstonecraft beging zwei Selbstmordversuche – danach fing für sie ein hoffnungsvollerer Lebensabschnitt an. Mit 37 lernte sie den Philosophen und Schriftsteller William Godwin kennen. Trotz ihrer Prinzipien heiratete das aufsehenerregende Paar im März 1797, als Wollstonecraft längst schwanger war. Sie versuchten, eine gleichberechtigte Ehe zu führen.
Nach Wollstonecrafts Tod adoptierte Godwin Fanny Imlay, schrieb Marys Biographie (1798) und gab ihren Nachlass heraus. Damit hat er ihrem Ruf nur geschadet. Die nächste Generation englischer Frauen war nicht bereit, einer »Gottlosen« zu folgen. Mit ihrem Verlangen nach Erfüllung in jeder Liebesbeziehung und mit ihrer klaren Forderung nach radikaler Demokratie und Frauenemanzipation, sogar im ökonomischen Bereich, war sie ihrer Zeit eben weit voraus.
(Text von 1996)
Verfasserin: Margaret Ward
Zitate
Die Tyrannei der Männer ist Ursache fast aller Geisteskrankheiten der Frauen, und ihr Ränkespiel liegt an der Unterdrückung.
(Mary Wollstonecraft, Verteidigung der Rechte der Frauen [Vindication of the Rights of Women], 1793)
Ein Gatte ist ein angenehmes Möbelstück, vorausgesetzt, dass er nicht unbeweglich an Ort und Stelle klebt.
(Mary Wollstonecraft, gefunden hier)
Schwäche kann Zärtlichkeit erregen und den männlichen Stolz erfreuen. Doch die gebieterischen Zärtlichkeiten eines Beschützers werden niemals einen edlen Verstand befriedigen, der danach lechzt und es verdient, respektiert zu werden.
(Mary Wollstonecraft, gefunden hier)
To Mary Wollstonecraft Godwin
I
Mine eyes were dim with tears unshed; Yes, I was firm – thus wert not thou; – My baffled looks did fear yet dread To meet thy looks – I could not know How anxiously they sought to shine With soothing pity upon mine.II
To sit and curb the soul's mute rage Which preys upon itself alone; To curse the life which is the cage Of fettered grief that dares not groan, Hiding from many a careless eye The scorned load of agony.III
Whilst thou alone, then not regarded, The thou alone should be, To spend years thus, and be rewarded, As thou, sweet love, requited me When none were near – Oh! I did wake From torture for that moment's sake.IV
Upon my heart thy accents sweet Of peace and pity fell like dew On flowers half dead; – thy lips did meet Mine tremblingly; thy dark eyes threw Their soft persuasion on my brain, Charming away its dream of pain.V
We are not happy, sweet! our state Is strange and full of doubt and fear; More need of words that ills abate; – Reserve or censure come not near Our sacred friendship, lest there be No solace left for thee and me.VI
Gentle and good and mild thou art, Nor can I live if thou appear Aught but thyself, or turn thine heart Away from me, or stoop to wear The mask of scorn, although it be To hide the love thou feel'st for me.(Percy Bysshe Shelley: Poems. English and American Literature, S. 134588; vgl. Shelley-Works, S. 522 ff.; http://www.digitale-bibliothek.de/band59.htm)
Links
Godwin, William: Memoirs of Mary Wollstonecraft. (Link aufrufen)
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Wollstonecraft, Mary, 1759-1797. Bücher. (Link aufrufen)
Köhler, Dieter: Philosophie-Seiten: Marry Wollstonecraft. Links zu Onlinefassungen (engl.) von »Letters on Sweden, Norway, and Denmark«, »Maria, or the Wrongs of Woman«, »Mary« und »Vindication of the Rights of Woman«. (Link aufrufen)
Tomaselli, Sylvana: Mary Wollstonecraft (Stanford Encyclopedia of Philosophy). Langer Eintrag (engl.) zu Leben und Werk, mit Bibliografie und Links. (Link aufrufen)
Links geprüft und korrigiert am 13. April 2024 (AN)
Literatur & Quellen
Quellen
Johnson, Claudia L. (1995): Part One: Mary Wollstonecraft. In: Johnson, Claudia L.: Equivocal beings. Politics, gender, and sentimentality in the 1790s. Wollstonecraft, Radcliffe, Burney, Austen. 1 Aufl. Chicago. University of Chicago Press. ISBN 0-226-40184-7. S. 23–72. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Lorch, Jennifer (1990): Mary Wollstonecraft. The making of a radical feminist. New York. Berg. ISBN 0-85496-162-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Poovey, Mary (1984): The proper lady and the woman writer. Ideology as style in the works of Mary Wollstonecraft, Mary Shelley, and Jane Austen. Chicago. University of Chicago Press. ISBN 0-226-67527-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schröder, Hannelore (Hg.) (1979): Die Frau ist frei geboren. Texte zur Frauenemanzipation. Band 1: 1789 – 1870. München. Beck. (Beck'sche schwarze Reihe, 201) ISBN 3-406-06001-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Sunstein, Emily W. (1975): A different face. The life of Mary Wollstonecraft. New York. Harper & Row. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Todd, Janet M. (Hg.) (1977): A Wollstonecraft anthology. Bloomington. Indiana University Press. ISBN 0-253-36605-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Tomalin, Claire (1974): The life and death of Mary Wollstonecraft. New York. New American Library. 1983. (A Meridian Book) ISBN 0452006562. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Wollstonecraft, Mary (1982): Vindication of the rights of woman. Herausgegeben von Miriam Brody Harmondsworth. Penguin Books. ISBN 0140431993. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Wollstonecraft, Mary (1991): Reisebriefe aus Südskandinavien. Mit einem Anhang: Liebesbriefe von Mary Wollstonecraft an Gilbert Imlay. (=Letters written during a short residence in Sweden, Norway, and Denmark) Aus dem Englischen. Überarbeitung einer alten Übersetzung von Susanne Thurm. Herausgegeben von Ingrid Kuczynski Leipzig. Reclam. (Reclams Universal-Bibliothek, 1387 : Belletristik) ISBN 3-379-00663-7. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Wollstonecraft, Mary; Godwin, William (1993): Das Unrecht an den Frauen oder Maria. Ein Fragment. Erinnerungen an Mary Wollstonecraft. (=The Wrongs of Woman or: Maria – A Fragment) Aus dem Englischen übertragen und mit einem Nachwort versehen von Ingrid von Rosenberg. Frankfurt am Main, Berlin. Ullstein. (Ullstein-Bücher, 30299 : Die Frau in der Literatur) ISBN 3-548-30299-8. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Weiterführende Literatur
Gibbels, Elisabeth (2004): Mary Wollstonecraft zwischen Feminismus und Opportunismus. Die diskursiven Strategien in den deutschen Übersetzungen von »A vindication of the rights of woman«. Tübingen. Narr. ISBN 3-8233-6077-9. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Kluwe, Sigbert E. (1979): Weibliche Radikalität. Historische Fallstudien über Mary Wollstonecraft, Frances Wright, Sarah u. Angelina Grimké, Charlotte Perkins Gilman. Frankfurt am Main, New York. Campus-Verlag. (Campus Forschung, 90) ISBN 3-593-32422-9. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Rasy, Elisabetta (2001): Der Schatten des Mondes. Roman. (=L' ombra della luna) Aus dem Italienischen von Christel Galliani. München. Goldmann. (Goldmann, 72864 : btb) ISBN 3-442-72864-9. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schotte, Edith (1990): Mary Wollstonecraft und ihr Werk »A Vindication of the Rights of Woman«. Ein Beitrag zur Frühgeschichte der Frauenemanzipation. Dissertation B. 3 Bände. Leipzig. Pädagogische Hochschule. (WorldCat-Suche)
Sherwood, Frances (1995): Verstand und Leidenschaft. Roman. (=Vindication) Aus dem am. Englisch von Barbara Schatz. Frankfurt am Main. Fischer. (Fischer, 12752) ISBN 3-596-12752-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Sparre, Sulamith (2006): Denken hat kein Geschlecht. Mary Wollstonecraft (1759 - 1797). Menschenrechtlerin. Lich/Hessen. Edition AV. (Widerständige Frauen, 2) ISBN 978-3-936049-70-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Wollstonecraft, Mary (1996): Verteidigung der Menschenrechte (englisch und deutsch). Übersetzt von Jutta Schlösser. Herausgegeben von Hermann Klenner Freiburg im Breisgau, Berlin. Haufe. (Haufe-Schriftenreihe zur rechtswissenschaftlichen Grundlagenforschung, 8) ISBN 3-448-03296-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Wollstonecraft, Mary (1999): Ein Plädoyer für die Rechte der Frau. (=Vindication of the rights of woman) Aus dem Englischen von Irmgard Hölscher. Mit einem Nachwort von Barbara Sichtermann. Weimar. Böhlau. ISBN 3-7400-1108-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Wollstonecraft, Mary (2008): Die Verteidigung der Frauenrechte. (=A vindication of the rights of woman) Übersetzt von Petra Altschuh-Riederer. Herausgegeben von Ursula I. Meyer Aachen. ein-FACH-Verlag. (Philosophinnen, 21) ISBN 978-3-928089-48-7. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Wolter, Ingrid-Charlotte (2008): Mary Wollstonecraft und Erziehung. Eine Erziehungskonzeption zur Entkulturation. Trier. Wissenschaftlicher Verlag Trier. (Anglistik – Amerikanistik – Anglophonie, 9) ISBN 978-3-86821-041-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bildquellen
The University of Texas at Austin
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