Fembio Specials Frauen aus Zürich Marie Heim-Vögtlin
Fembio Special: Frauen aus Zürich
Marie Heim-Vögtlin
(Marie Heim–Vögtlin, geb. Vögtlin)
geboren am 7. Oktober 1845 in Bözen, Aargau
gestorben am 7. November 1916 in Zürich
erste Schweizer Ärztin
105. Todestag am 7. November 2021
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Ihr Leben und ihre Kämpfe sind ein Stück Frauengeschichte.
Als die 23jährige Pfarrerstochter Marie Vögtlin im Jahre 1868 den Vater bittet, Medizin studieren zu dürfen, um Ärztin zu werden, bricht nicht nur in ihrer Verwandtschaft, sondern auch in ihrem Heimatort Bözen und schließlich in der gesamten Schweizer Nation ein Sturm der Entrüstung los. Es mochte ja noch angehen, daß ein paar schamlose ausländische Studentinnen in Zürich studierten, aber nun auch noch eine Schweizerin! Nach langen Bedenken willigt ihr Vater ein. Er wusste, dass eine Erlaubnisverweigerung seine aufgeschlossene und eigenwillige Tochter in Verzweiflung gestürzt hätte.
Für jeden weiteren Schritt braucht sie eine Genehmigung der Behörden: für die Zulassung zum Examen an der Zürcher Universität (1873) und für die Niederlassung als Ärztin (1874). Bevor Marie Vögtlin ihre Praxis in Zürich eröffnet, geht sie für eine paar Monate zu medizinischen Ergänzungsstudien nach Leipzig. Das Pfeifkonzert der Studenten können ihr die Professoren nur ersparen, indem sie sie in einem Vorzimmer warten lassen und mit ihr gemeinsam den Hörsaal betreten.
In Zürich suchen überwiegend Frauen aus allen Schichten ihre Sprechstunde auf, und schon nach wenigen Monaten ist sie nicht nur wegen ihres Könnens, sonder auch wegen ihrer großen Hilfsbereitschaft die beliebteste Ärztin, bekannt weit über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus.
Während ihrer Studienzeit hatte sie den späteren Geographieprofessor Albert Heim kennengelernt; die beiden heiraten 1875, ein Jahr nach ihrer Niederlassung. Ihren Beruf gibt Marie Heim-Vögtlin nicht auf, als nach sieben Ehejahren ihr Sohn Arnold und vier Jahre später ihre Tochter Helene geboren wird. Ihre Kinder und ihre ganze Umgebung nennen sie “Munti” - der treffendste Ausdruck für ihre mütterlich-liebevolle Behandlung kranker und hilfsbedürftiger Menschen.
Ihr Wunsch, ein von Frauen geleitetes Frauenhospital mit einer angeschlossenen Pflegerinnenschule zu gründen, geht in Erfüllung. Die Grundsteinlegung erfolgte am 11. Juli 1899, demselben Tag, an dem 25 Jahre zuvor Marie Vögtlin ihre Doktorprüfung abgelegt hatte. Sie stirbt am 7. November 1916 an einem Lungenleiden.
(Text von 1991)
Verfasserin: Hiltrud Schroeder
Zitate
“Wir deutschen Frauen haben der Schweiz vieles zu danken. Ich möchte dieses Frauenleben dazu rechnen”. (Helene Lange)
“Ich möchte wahrhaftig selber einmal für einige Tage krank sein, damit meine Frau mich doch pflegen, und ich sie sehen und um mich haben könnte!” (Albert Heim)
Literatur & Quellen
Lange, Helene. 1924/5. “Dr. Marie Heim-Vögtlin - die erste Schweizer Ärztin”, Die Frau, 32. Jg. 1924/25, S. 197-204.
Siebel, Johanna. 1929. “Dr. Marie Heim-Vögtlin - die erste Schweizer Ärztin”, in: Schweizer Frauen der Tat: 1831-1854. 1929. Bd. 2 von 3 Bden. Zürich; Leipzig; Stuttgart. Rascher. S. 235-253.
Siebel, Johanna. 1933. Das Leben von Frau Dr. Marie Heim-Vögtlin, der ersten Schweizer Ärztin, 1845-1916. Zürich. Rascher.
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