Fembio Specials Berühmte Malerinnen Marie Ellenrieder
Fembio Special: Berühmte Malerinnen
Marie Ellenrieder
geboren am 20. März 1791 in Konstanz
gestorben am 5. Juni 1863 in Konstanz
deutsche Malerin
160. Todestag am 5. Juni 2023
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Eine Frau in der Münchner Akademie der Künste im Jahre 1813? Undenkbar! Trotzdem verschafft sich Marie Ellenrieder als erste Frau den Zutritt, wenn auch mit Hilfe des Konstanzer Generalvikars. Sie bleibt bis 1816 in München.
Die Energie und das Talent, die ihr trotz früher Taubheit zu Erfolg und Ruhm verhelfen, zeigen sich deutlich in hervorragenden Porträts, die ihre eigentliche Stärke sind.
1822 reist sie nach Rom und wird zu einer überzeugten Nazarenerin. Damit ändert sich ihre Auffassung von der Aufgabe der Malerei grundlegend: Fortan möchte sie nur noch das Ideale im Menschen darstellen. Sie beschließt, »… keine Portraits mehr zu malen, göttliche Bilder soll der Mensch sich wählen, um ihnen nachzueifern. «
Sie kehrt nach vier bienenfleißigen Jahren aus Rom zurück und wird 1829 zur Hofmalerin der Badischen Großherzöge ernannt, ihr Einkommen ist gesichert. Trotzdem ist Marie nicht glücklich, ihre Taubheit und Weltflüchtigkeit lassen sie melancholisch werden. Ihr geliebter Vater stirbt 1834. Im Jahr darauf fährt sie zum zweiten Mal nach Rom, aber ihre Bilder verlieren nun allen Elan und wirken schematisch.
1840 kehrt sie wieder zurück und erkrankt schwer. Zwar kann sie wieder genesen, aber innerlich scheint sie unbeteiligt zu bleiben, ihre Schaffenskraft erlahmt und erst 1845 gelingt ihr wieder ein großer Wurf.
Die Jahre nach der Revolution von 1848, die auch Konstanz heftig rüttelt, bringen einen Auftragsrückgang bei den Heiligenbildern mit sich und Marie muss sich einschränken. Sie malt wieder Porträts, die genauso lebendig sind wie die Bilder ihrer frühen Periode.
Ihre Werke sind nun weithin bekannt, und als sie stirbt, erscheint ein ehrender Nachruf in der Konstanzer Zeitung: »Von dem Grundsatze ausgehend, ›dass man Gott auch öffentlich bekennen müsse, da er diejenigen, die ihn verleugneten, am Tage des Gerichts auch wieder verleugnen werde‹, war sie durch keine Vorstellungen zu bewegen, ihre Gänge zur Kirche jeden Morgen früh, selbst im furchtbarsten Winterwetter auszusetzen, obwohl sie schon lange an Gicht litt. Diese raffte sie denn auch nach einem solchen Gange rasch dahin. Sie ward recht eigentlich ein Opfer ihrer Frömmigkeit.«
Text von 1991
Verfasserin: Christiane Schreiter
Zitate
Ich muß wirthschaften mit Dem, was Gott mir anvertraute, es sind ja der Gaben große, und viel genug – und Eine, (die höchste) aller Welten & Himmel zu nenen, ist die Offenbarung; deß allmächtigen Vaters Kind zu seyn. An seiner Hand soll ich die dunkeln Wege seiner Vorsehung /weder links noch rechts blickend/ geraden Gangs verfolgen. Und mit dem Studium des Fleißes den hohen Forderungen der Kunst nachforschen; da – finden sich der Tiefen genug die zu Begriffen gediehn der Täthigkeit Lohn ausmacht, und dann wird auch jenne Zugabe nicht ausbleiben für welche weder die Kunst noch Wißenschaft ein Wörtchen kennt – hier, wollen wir dann unter den Schutz Gottes fliehn und sagen, gieb Du, was wir im Kleide der Sterblichkeit nicht geben können. (Marie Ellenrieder, Zweites Tagebuch, gefunden hier)
Mit der Aufnahme Marie Ellenrieders als Schülerin der Akademie zu München war übrigens ein Präcedenzfall geschaffen, der von guten Folgen war; mehr als Eine meines Geschlechtes hat sich später in der Isarstadt ausgebildet, und zwar weder zum Schaden der Kunst, noch zum Nachteil der Würde der Frauen. (Luise Seidler)
Links
Fecker, Edwin: Marie Ellenrieder. Der schriftliche Nachlass.
Online verfügbar unter http://www.edwin-fecker.de/ellenrieder.htm, zuletzt geprüft am 16.05.2023.
Matrikel Akademie der Bildenden Künste München: Eintrag 00229 – Maria Ellenrieder. Mit Link zum Scan des Matrikelbuches.
Online verfügbar unter http://matrikel.adbk.de/05ordner/mb_1809-1841/jahr_1813/matrikel-00229, zuletzt geprüft am 16.05.2023.
Pecht, Friedrich (1877): Ellenrieder, Marie. In: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 49–50, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource.
Online verfügbar unter http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Ellenrieder,_Anna_Marie, zuletzt geprüft am 16.05.2023.
The Jack Daulton Collection: Marie Ellenrieder.
Online verfügbar unter http://www.marieellenrieder.com/, zuletzt geprüft am 16.05.2023.
Literatur & Quellen
Baumgärtel, Bettina (1992): »… und hat als Weib unglaubliches Talent«. Angelika Kauffmann (1741-1807) ; Marie Ellenrieder (1791-1863) ; Malerei und Graphik. Ausstellungskatalog. Konstanz. Rosgartenmuseum. ISBN 3980150186. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Fecker, Edwin (Hg.) (2002): Die Druckgraphik der badischen Hofmalerin Marie Ellenrieder (1791-1863). Heidelberg. Galeria Palatina. ISBN 3-932204-04-2. (WorldCat-Suche)
Fischer, Friedhelm Wilhelm (1963): Die Konstanzer Malerin Marie Ellenrieder (1791-1863). In: Bodensee-Hefte, Heft 6. S. 236–241.
Fischer, Friedhelm Wilhelm (1963): Marie Ellenrieder. Leben und Werk der Konstanzer Malerin; ein Beitrag zur Künstlergeschichte des 19. Jahrhunderts. Mit einem Werkverzeichnis von Sigrid von Blanckenhagen. Herausgegeben von Kunstverein Konstanz e.V. Konstanz. Thorbecke. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Hilberlin, O. P. (1963): Marie Ellenrieder – Zu ihrem 100. Todestag. In: Konstanzer Almanach, 1963. S. 25–32.
Kovalevski, Bärbel (2008): Marie Ellenrieder. 1791-1863. Berlin. Kovalevski. (Kleine Galerie) ISBN 978-3-9812252-2-8. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Neue Gesellschaft für Bildende Kunst (Hg.) (1987): Dokumentation der Kunst von Frauen in Berliner öffentlichen Sammlungen. Das verborgene Museum, Bd. 1. Ausstellungskatalog. Katalogredaktion: Gisela Breitling; Kataloggestaltung: Regelindis Westphal. Berlin. Edition Hentrich. ISBN 3-926175-38-9. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Seibert, Katrin (2009): Rom besuchen. Italienreisen deutscher Künstlerinnen zwischen 1750 und 1850. 2 Bände. München. Meidenbauer. ISBN 9783899756944. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Sello, Gottfried (1988): Malerinnen aus fünf Jahrhunderten. Hamburg. Ellert & Richter. ISBN 3-89234-077-3. (WorldCat-Suche)
Bildquellen
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