Fembio Specials FemBiografien von Ursula Schweers (1921-2019) Maria von Jever
Fembio Special: FemBiografien von Ursula Schweers (1921-2019)
Maria von Jever
geboren am 5. September 1500 in Jever
gestorben am 20. Februar 1575 in Jever
deutsche Landesherrin
450. Todestag am 20. Februar 2025
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
“Männer machen Geschichte”- Treitschkes dummes Vorurteil wird auch durch die tüchtige Landesherrin des kleinen, im Mittelalter von friesischen Häuptlingen gegründeten Jeverlandes widerIegt.
“Fräulein Maria” war die Tochter Edo Wiemkens d.J. und seiner zweiten Ehefrau Heilwig, die 1499 bereits die Zwillinge Anna und Christoph geboren hatte. 1500 kam Maria zur Welt, 1501 das vierte Kind Dorothea, bei deren Geburt die Mutter starb. Die Kinder wuchsen in politisch unruhiger Zeit auf. Der Vater, aufgerieben im ständigen Kampf gegen die sein Land bedrohenden Sturmfluten und die Übergriffe eroberungslüsterner Nachbarn, konnte sich wenig kümmern. 1511 starb auch er.
Der Tod des 18jährigen Sohnes und Erben Christoph ließ die drei Mädchen als Erbinnen zurück. Sie mußten sich ständig gegen Edzard v. Ostfriesland wehren, der Jever an sich zu bringen suchte. Zunächst bot er Maria einen Ehevertrag an, den sie in ihrer Not akzeptierte. Der Vertrag wurde jedoch bald gebrochen: Edzard präsentierte einen gefälschten Lehnsbrief, wonach Jever zu Ostfriesland gehören sollte, besetzte die Burg und schickte den Drosten Boing v. Oldersum, der die jungen Frauen zur Übergabe zwingen sollte.
Durch diese Kränkungen steigerte sich Marias Haß auf die Ostfriesen fast zur Obsession, machte aus dem schüchternen, verängstigten Mädchen eine starke, selbstbewußte Frau, die hartnäckig um ihr Erbe kämpfte, nachdem die kränkliche Schwester Anna alle Rechte an sie abgetreten hatte und Dorothea bei einem Sturz vom Pferd verunglückt war.
Boing von Oldersum erkannte, daß der Herrin von Jever Unrecht getan wurde, kündigte dem Ostfriesen die Gefolgschaft und unterstützte fortan Maria. Blutige Auseinandersetzungen wechselten jahrelang mit diplomatischen Verhandlungen. Maria suchte Hilfe bei der Königin Maria von Habsburg (Schwester Karls. V., Statthalterin der Niederlande), der sie Jever als Lehen antrug. Bei ihren häufigen Aufenthalten am Hof in Brüssel erweiterte sich Marias Bildung, wurde ihr Interesse für Kultur und Lebensart geweckt. Die Königin war ihr freundlich gesonnen, förderte und unterstützte sie. Trotzdem hatte Maria Heimweh nach Jever, auch nach Boing, mit dem sie eine herzliche Zuneigung verband, die zum Verlöbnis führte. Wenige Briefe – ungewöhnlich liebevoll geschrieben in einer Zeit, da Ehen fast nur aus politischem und wirtschaftlichen Kalkül geschlossen wurden – sind fast die einzigen schriftlichen Zeugnisse von Maria.
Zur ersehnten Heirat kam es jedoch nicht, da Boing im Kampf gegen den Aggressor fiel. Maria war nun bis zu ihrem Tode 1575 ganz auf sich gestellt und fand in der Fürsorge für ihr kleines Land Ersatz für eine eigene Familie. Nachdem endlich ein Vertrag mit Ostfriesland zustandegekommen war, der Jever die Unabhängigkeit sicherte, begann sie, Burg und Stadt zu befestigen, die Deiche zu erneuern, Kunst und Kultur zu fördern. Sie führte die allgemeine Schulpflicht ein, gründete eine Lateinschule und regierte streng nach neuem Stadtrecht.
Jever blühte auf; die Untertanen dankten es ihr mit Respekt und Anhänglichkeit. Davon zeugt noch heute das allabendliche “Marienläuten”, das dem verehrten Fräulein Maria den Weg weisen soll. Der Sage nach ist sie nämlich nicht gestorben, sondern heimlich entwichen und wird eines Tages wiederkommen.
Verfasserin: Ursula Schweers
Literatur & Quellen
Hoffmann, Gabriele. 1995. Frauen machen Geschichte. Bergisch-Gladbach. Gustav Lübbe.
Petri, Wolfgang. 1994. Fräulein Maria von Jever: Studien zur Persönlichkeit und Herrschaftspraxis. Diss. 1993. Aurich. Ostfries. Landschaft.
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