Fembio Specials FemBiografien von Adelheid Steinfeldt (1925-2014) Maria Pawlowna, Großherzogin von Sachsen-Weimar
Fembio Special: FemBiografien von Adelheid Steinfeldt (1925-2014)
Maria Pawlowna, Großherzogin von Sachsen-Weimar
geboren am 16. Februar 1786 in St. Petersburg
gestorben am 23. Juni 1859 in Weimar
russisch-deutsche Philanthropin und Mäzenin,
Tochter des Zaren Paul I. von Russland, Enkelin Katharinas der Großen
165. Todestag am 23. Juni 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Die russischen Prinzessinnen waren dazu ausersehen, die dynastischen Verbindungen des Hauses Romanow durch günstige Heiraten nach Europa zu erweitern. Sie erhielten eine erstklassige Bildung und wurden mit einem opulenten Brautschatz ausgestattet, der sich auf einige hunderttausend Rubel belief.
Maria Pawlowna wurde 1804 mit dem Erbprinzen Carl-Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach verheiratet, der zeitlebens im Schatten seines Vaters und seiner Frau blieb. Trotz unterschiedlicher Charaktere verstanden die Brautleute sich gut. Die Ehrungen für Maria Pawlowna aus Anlaß ihres Einzugs in Weimar dauerten wochenlang. Aber bald riß Napoleon das Herzogtum mit in den Krieg, es wurde geplündert und hatte Truppen zu stellen. Die herzogliche Familie mußte fliehen. Erst nach Napoleons endgültiger Verbannung konnte sich Maria mit allen Kräften dem Wohle ihres Landes widmen: Zunächst standen die Kriegsopfer im Mittelpunkt, es ging um das nackte Leben, an Kunst und Wissenschaft dachte niemand.
1814/15 nahm Maria mit ihrem Schwiegervater Herzog Carl August am Wiener Kongress teil. Als Schwester des siegreichen Zaren Alexander I. hatte sie erheblichen Einfluß: Sachsen-Weimar wurde um Ländereien mit ca. 80.000 Menschen erweitert und in den Rang eines Großherzogtums erhoben.
1816 bis 1828 waren schöpferische Jahre. Weimar knüpfte an sein klassisches Kapital von Literatur, Kunst und Wissenschaft an. Carl-August fand in seiner Schwiegertochter eine kluge und kritische Partnerin, die sich an den liberal-konstitutionellen Reformen beteiligte und vor allem durch materielle Hilfe für künstlerische und wissenschaftliche Einrichtungen einen eminenten Beitrag leistete.
Maria Pawlowna gebar vier Kinder, zwei Töchter und zwei Söhne. Immer wieder wird sie durch persönliches Leid aus der Arbeit herausgerissen. 1807 verliert sie mit Anna Amalia, der Großmutter ihres Mannes, einen Menschen, der ihr sehr nahegestanden und sie wirksam unterstützt hatte. Schiller, den sie sehr schätzte, starb schon 1805. 1825 stirbt unerwartet Zar Alexander, ihr Bruder, drei Jahre darauf Carl August. Maria und ihr Mann erhalten offiziell die Großherzogswürde. 1832 verliert sie die beiden letzten großen Freunde, die sie von Anfang an begleitet und beraten haben: Goethe, zu dem sich ein herzliches Verhältnis entwickelt hatte, und Johann Heinrich Meyer, Maler und Kunsthistoriker, der sie auch unterrichtet hatte.
1841 gelingt es ihr, den berühmten Klaviervirtuosen und Komponisten Franz Liszt als Hofkapellmeister zu verpflichten; er wird aus ihrer Privatschatulle bezahlt. Seine Anwesenheit zieht andere bedeutende Musiker in die kleine Stadt: Wagner, Berlioz, Anton Rubinstein, Giovanni Battista Rubini. Allerdings überstiegen Liszts hochfliegende Pläne bei weitem die Investitionsbereitschaft seiner Gönnerin. Auch sein exzentrisches Privatleben widerstrebte den konservativen Kreisen Weimars. Bald kühlten sich die Beziehungen zum Hof ab.
1853 wurde Maria Pawlowna 67 Jahre alt. Sie hatte nichts von ihrer freundlichen Ausstrahlung verloren und sah in abgeklärter Heiterkeit dem 25jährigen Herrschaftsjubiläum entgegen - als ihr Mann plötzlich verstarb. Sie verabschiedete sich aus der Staatspolitik, blieb aber ihrem Sohn eine ehrliche Ratgeberin. Schloß Belvedere wurde mit einer kleinen Hofhaltung ihr Witwensitz. Sie erlebte noch das 50jährige Jubiläum ihres Einzugs in Weimar und ihren 70. Geburtstag.
Liszt legte 1858 sein Amt als Hofkapellmeister nieder und verließ Weimar. Am 23. Juni 1859 schlief Maria Pawlowna plötzlich, aber ruhig und gelassen ein. Sie wurde nach russisch-orthodoxem Ritus aufgebahrt. Ihr Sohn ließ an der Rückseite der Fürstengruft eine Wand niederreißen. Dadurch wurde es möglich, daß ihr Sarg neben dem ihres Mannes zu stehen kam, sie aber unter dem Dach der russisch-orthodoxen Kirche lag, während ihr Mann im protestantischen Teil der Fürstengruft liegt.
Verfasserin: Adelheid Steinfeldt
Literatur & Quellen
Jena, Detlef. 1999. Maria Pawlowna: Großherzogin an Weimars Musenhof. Regensburg. Pustet.
Katalog zur Ausstellung Ihre Kaiserliche Hoheit Maria Pawlowna - Zarentochter am Weimarer Hof. Hg. Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen. 2004, Weimar.
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