Fembio Specials Frauen aus Lateinamerika María Cano
Fembio Special: Frauen aus Lateinamerika
María Cano
(María de los Ángeles Cano Márquez)
geboren am 12. August 1887 in Medellín, Kolumbien
gestorben am 26. April 1967 in Medellín, Kolumbien
kolumbianische Rebellin und Sozialistin; Kämpferin für die Rechte der ArbeiterInnen; Literatin
135. Geburtstag am 12. August 2022
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
María Cano war in Kolumbien die nationale politische Figur der 1920er Jahre und ihre Bewegung ein kolumbianisches Massenphänomen. Als erste Frau kämpfte sie für die Rechte der Mittellosen – zu einer Zeit, in der Frauen keine politischen Rechte besaßen. So sehr die fast schon ungepflegt wirkende fragile Frau mit optischen Reizen geizte, so sehr beeindruckte ihre Wortgewalt. Keine andere Frau verstand es besser, die ArbeiterInnen mit Worten zu bewegen und zu Taten anzuregen. Sie schaffte es, die auf eine Elite beschränkte politisch-soziale Debatte für alle zugänglich zu machen.
1925 wählte die Arbeiterschaft in Medellín María zur “Flor del Trabajo” (Blume der Arbeit) - ein Ehrentitel für engagierte Frauen. Sieben Mal reiste sie im Anschluss durch Kolumbien, um temperamentvoll vor ArbeiterInnen über sozialistische Ideen zu sprechen und sie zu Streiks und Demonstrationen gegen die unwürdigen Arbeitsbedingungen zu motivieren. Die bekanntesten Proteste dieser Zeit waren die blutigen Bananenaufstände gegen die United Fruit Company von 1928.
Schon nach ihrer ersten Reise war die selbstsichere María so bekannt, dass ihr zu Ehren ein Volksfest veranstaltet wurde. Auf dem Arbeiterkongress berief man sie 1926 in dessen Vorstand. Um der Arbeiterschaft ein politisches Gesicht zu geben, gründete sie mit anderen die Sozialistisch-Revolutionäre Partei (Partido Socialista Revolucionario) und war deren größte Publikumsfigur.
María war über die Literatur mit sozialistischen Themen in Berührung gekommen. In einer vom konservativen repressiven Regime dominierten Zeit wurde sie in eine intellektuelle Familie der Mittelschicht geboren. Als die Eltern starben, führte sie - untypisch für diese Zeit - mit ihren Schwestern den Haushalt ohne Mann weiter. Ihren Eltern nacheifernd, organisierte sie Treffen mit Intellektuellen und Künstlern. María – gebildet und belesen - wurde Teil der literarischen Frauenbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts; sie schrieb selbst in einer sensiblen erotischen Sprache. 1921 gründete sie die Zeitung Cyrano, in der kolumbianische Frauen zum ersten Mal die Möglichkeit bekamen, eigene Texte zu veröffentlichen.
Während eigener Recherchen in der städtischen Bibliothek versammelte sie ArbeiterInnen, um ihnen vorzulesen und mit ihnen zu sprechen. Im Gegenzug luden diese sie zu sich in die ärmeren Stadtteile Medellíns ein. Dort lernte sie das sonst verborgene Elend kennen. Hier begann ihr Engagement für die Armen: Sie initiierte Alphabetisierungskampagnen und Hilfsvereine.
Die Zeit ihres öffentlichen Wirkens dauerte nur kurze fünf Jahre im langen Leben von María Cano. Ihr hochherziger politischer Einsatz fand in ihrem konservativ-elitären Staat wenig Gegenliebe. 1929 wurde sie verhaftet und kam für sechs Monate ins Gefängnis.
Soziale Aufstände führten 1930 zum Ende des konservativen und zum Beginn des liberalen Regimes. Nach ihrer Entlassung stand María alleine da; ihre alten Mitstreiter waren entweder auf der Flucht oder im Gefängnis. Die unter neuer Führung in linke Revoluzzer und Linksliberale aufgespaltete Linke konnte mit Maria Cano nichts anfangen und sie nichts mit ihnen. Sie zog sich aus dem öffentlichen Leben zurück. Sie und ihre Schwester lebten zusammen, und Cano arbeitete bis zu ihrem Tod, erst als einfache Arbeiterin und später als Bibliothekarin.
Verfasserin: Julia Gabrysch
Literatur & Quellen
Marín Taborda, Iván, 1985, María Cano en el amanecer de la clase obrera. Grupo de Estudios Históricos. Instituto Sindical Maria Cano. ISMAC. Edita Librería Sindical Colombiana. Editorial Gente Nueva. Bogotá.
Torres Giraldo, Ignacio, 1972, María Cano, Mujer Rebelde, Publicaciones de la Rosca. Editorial Editextos Ltda. Bogota.
Arango Jaramillo, Mario, 2001, María Cano. Flor Eterna, Siempreviva, Fundación Universitaria María Cano.
Film Loboguerrero Camila, 1990, María Cano, Lo mejor del cine colombiano, Proimagenes en Movimiento, Bogota.
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