Fembio Specials Exilantinnen (1933-1945) Margarete Buber-Neumann
Fembio Special: Exilantinnen (1933-1945)
Margarete Buber-Neumann
geboren am 21. Oktober 1901 in Potsdam
gestorben am 6. November 1989 in Frankfurt am Main
deutsche politische Publizistin
35. Todestag am 6. November 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Ihren Vater, einen autoritären und despotischen Tyrannen hat sie als Kind gehaßt. Ihr Widerwille gegen seine kategorische Strenge erweckten in ihr früh Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmung, nach Erbarmen mit Unterdrückten und Ausgebeuteten. Unterstützt wurde sie darin von ihrer belesenen und liberalen Mutter. Margarete Buber-Neumann hat sich schon als Jugendliche während des ersten Weltkriegs politisiert; über die Jugendbewegung kam sie zu Sozialistischen Jugendbund, und allmählich eignete sie sich kommunistisches Gedankengut an, träumte wie viele junge KommunistInnen von der Befreiung vom ausbeuterischen Kapitalismus durch die Weltrevolution.
Nach Ablegung eines Lehrerinnenexamens arbeitete sie kurze Zeit als reformpädagogisch orientierte Lehrerin, doch bald widmete sie sich ausschließlich im Untergrund der Arbeit für die kommunistische Partei Deutschlands. Dabei lernt sie den ebenfalls idealistischen Kommunisten Rafael Buber, Sohn des Religionsphilosophen Martin Buber, kennen und heiratet ihn. Aus der 1929 geschiedenen Ehe gehen zwei Töchter hervor, die erst noch bei ihr, dann bei seinen Eltern leben und schließlich als Halbjüdinnen nach Israel fliehen müssen.
Margarete Buber-Neumann hielt zeit ihres Lebens liebevollen Kontakt zu ihren Töchtern. Als Mutter spielte sie eine eher unkonventionelle Rolle, denn ihr Hauptinteresse galt der Arbeit für die KP: Anwerben von ArbeiterInnen und Angestellten für die Partei, Verteilen von Flugblättern, Abhalten von Parteischulungen. Sie lernt Heinz Neumann kennen. Als Abgesandter der Komintern Sowjetrußlands war er unmittelbar beteiligt am Aufstand der chinesischen Bauern und Arbeiter in Kanton. Neumann, hochgebildet, intellektuell und agitatorisch gewandt, fasziniert sie sehr, und sie wird seine Mitarbeiterin. Sie heiraten und arbeiten gemeinsam für die kommunistische Partei in Deutschland, Spanien und Frankreich.
Unter der stalinistischen Diktatur zerbrachen allmählich ihre Hoffnungen und Ideale. Parteistreitigkeiten, zunehmende Kommunismusfeindlichkeit, Faschismus und Nationalsozialismus zwingen sie, 1933 unter falschem Namen nach Moskau zu flüchten. Dort leben sie wie viele europäische kommunistische EmigrantInnen im Hotel Lux. Nächtlich werden immer öfter angeblich nicht parteilinientreue Freunde verhaftet. 1937 wird Heinz Neumann verhaftet, nie wieder hört sie etwas von ihm. Kurz darauf wird Margarete Buber-Neumann für zwei Jahre in ein Arbeitslager nach Sibirien verbannt. 1940, nach dem Stalin-Hitler-Pakt wird sie nach Deutschland ausgeliefert und von den Nazis ins Konzentrationslager Ravensbrück gebracht.
Hier lernt sie Milena Jesenská kennen, es entsteht unter unmenschlichen Bedingungen eine tiefe Freundschaft; später wird sie ihr in ihrem Buch Milena - Kafkas Freundin ein ergreifendes Denkmal setzen.
Margarete Buber-Neumann hat sieben Jahre lang Zwangsarbeit leisten müssen, hat gelitten unter Hunger, Kälte, Hitze, Krankheiten, Ungeziefer, Prügelstrafe, wochenlanger Dunkelhaft und grausamen Demütigungen. Sie hat es überlebt. Nie hörte sie nach ihrer Befreiung 1945 auf, als Publizistin gegen Inhumanität und diktatorische Systeme zu kämpfen.
(Text von 1998)
Verfasserin: Sibylle Duda
Literatur & Quellen
Bircken, Margrid und Elke Liebs. Hg. 2002. Von Potsdam nach Moskau und zurück: Aus Anlass des 100. Geburtstages von Margarete Buber-Neumann. Schkeuditz. GNN-Verl.
Buber-Neumann, Margarete. 1976. Die erloschene Flamme: Schicksale meiner Zeit. München/Wien.
Buber-Neumann, Margarete. 1990a [1957]. Von Potsdam nach Moskau: Stationen eines Irrweges. Frankfurt am Main/Berlin.
Buber-Neumann, Margarete. 1990b [1963]. Milena: Kafkas Freundin. Frankfurt am Main/Berlin.
Buber-Neumann, Margarete. 1992 [1977]. Milena, Kafkas Freundin: Ein Lebensbild. Mit einem Nachwort von Gudrun Bouchard. Frankfurt am Main.
Buber-Neumann, Margarete. 1993 [1947]. Als Gefangene bei Stalin und Hitler: Eine Welt im Dunkel. Frankfurt am Main/Berlin.
Duda, Sibylle. 2005. “Du, mein blaues Mädchen: Milena Jesenská (1896-1944) und Margarete Buber-Neumann (1901-1989)”; in: Horsley, Joey & Luise F. Pusch. Hg. 2001. Berühmte Frauenpaare. Frankfurt/M. Suhrkamp TB 3404. S. 222-258.
Füllberg-Stolberg, Claus, Martina Jung, Renate Riebe & Martina Scheitenberger. Hg. 1994. Frauen in Konzentrationslagern. Bergen-Belsen. Ravensbrück. Bremen.
Jacobeit, Sigrid, in Zusammenarbeit mit Elisabeth Brümann-Güdter. Hg. 1995. Ravensbrückerinnen. Fürstenberg.
Jacobeit, Sigrid. Hg. 1995. “Ich grüße Euch als freier Mensch”. Quellenedition zur Befreiung des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück im April 1945. Fürstenberg.
Klier, Freya. 1994. Die Kaninchen von Ravensbrück: Medizinische Versuche an Frauen in der NS-Zeit. München.
Kogon, Eugen. 1994. Der SS-Staat: Das System der deutschen Konzentrationslager. München.
Platten, Janine und Judith Buber Agassi. Hg. 1999. Margarete Buber-Neumann: Plädoyer für Freiheit und Menschlichkeit. Vorträge aus 35 Jahren. Berlin.
Tillion, Germaine. 1998 [1973]. Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. Lüneburg. Aus dem Frz. von Barbara Glaßmann.
Wagnerová, Alena. 1994b. Milena Jesenská: “Alle meine Artikel sind Liebesbriefe”. Biographie. Mannheim.
Walz, Loretta. 1999. Erinnern an Ravensbrück. Berlin.
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