Fembio Specials Frauenbeziehungen Madeleine B. Stern
Fembio Special: Frauenbeziehungen
Madeleine B. Stern
(Madeleine Bettina Stern)
geboren am 1. Juli 1912 in Harlem, USA
gestorben am 18. August 2007 in Manhattan, USA
US-amerikanische Antiquarin und Schriftstellerin, Louisa-May-Alcott-Forscherin
110. Geburtstag am 1. Juli 2022
15. Todestag am 18. August 2022
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Bereits als junges Mädchen hatte Madeleine Stern die Bücher der Autorin immer wieder verschlungen, mit der sie sich in ihrem späteren Leben ausgiebig beschäftigen sollte: Louisa May Alcott. In ihrer Kindheit waren es vor allem die Little Women, die sie begeistert las, wobei sie sich vor allem mit Jo, dem Wildfang der vier Schwestern, identifizierte.
All ihre Großeltern waren nach dem Scheitern der Revolution von 1848 mit der jüdischen Einwanderungswelle von Deutschland aus in die USA gekommen. Geboren 1912 in Harlem, fing Stern schon als Schülerin an zu schreiben. Waren es erst noch Gedichte, so veröffentlichte sie bereits mit 23 Jahren ihren Roman We are Taken. Dass sie schreiben wollte, wusste sie bereits früh, es sollte nur eine Weile dauern, bis sie wusste, was. Nach dem Studium der Literaturwissenschaften arbeitete sie zunächst als Lehrerin, was sie jedoch als unbefriedigend empfand. Wichtig war diese Zeit für sie jedoch insofern, als sie während ihrer Lehrtätigkeit Leona Rostenberg kennen lernte, die später ihre lebenslange Partnerin werden sollte. Mit ihr konnte sie ihre Leidenschaft für Bücher und das geschriebene Wort teilen.
Rostenberg hatte sich bereits 1944 als Antiquarin selbständig gemacht, und Stern wurde kurz danach ihre Teilhaberin. Sie spezialisierten sich bereits früh auf Themen, mit denen sonst niemand handelte. Immer wieder unternahmen die beiden Frauen Reisen nach Europa, wo sie sich mit viel detektivischem Spürsinn und Fingerspitzengefühl auf die Suche nach Raritäten machten. Diese Fundstücke verkauften sie durch über 2.000 Kataloge und auf zahlreichen Antiquariatsmessen. Ihr lebenslanger Lerneifer und ihre Leidenschaft für Bücher prägten ihr ganzes Leben, von jedem Buch, das durch ihre Hände ging, lernten sie. Zudem wiesen sie in ihren Arbeiten immer wieder auf die Rolle hin, die Frauen in der Geschichte, vor allem der Geschichte des Buchdrucks und des antiquarischen Buchhandels, gespielt hatten. Sie selber waren Ausnahmeerscheinungen in der weitgehend von Männern bestimmten Antiquariatsbranche. So war z.B. der Grolier Club, eine angesehene Vereinigung von Buch-Sammlern, ausschließlich Männern vorbehalten. An Neugründungen, wie der ABAA (Antiquarian Booksellers Association of America) waren sie jedoch selbstverständlich beteiligt, und Leona Rostenberg war zeitweilig deren Präsidentin.
So wie die beiden Frauen ihr Leben lang zusammen gearbeitet hatten, war es nahe liegend, dass sie auch nur zusammen ausgezeichnet werden konnten. Als erste erhielten sie 1983 den jährlichen Preis der American Printing History Association für außergewöhnliche Beiträge zur Erforschung und Verbreitung der Buchdruckerkunst gemeinsam.
Hand in Hand mit diesen Arbeiten ging aber immer auch Sterns Forschung und ihr Schreiben, was nahe liegend war, war doch Recherche immer ein wichtiger Teil ihrer antiquarischen Arbeit. Dies ließ sich jedoch für die beiden Frauen nur deswegen so gut verbinden, weil sie kein Ladengeschäft hatten und somit nicht an Öffnungszeiten gebunden waren.
Schon früh begann Stern Biografien zu schreiben, zuerst die der Schriftstellerin und Frühfeministin Margaret Fuller, bald darauf die der Schriftstellerin Louisa May Alcott. Während sie daran arbeitete, entschlüsselte Rostenberg deren Pseudonym, und so wurde bekannt, dass diese nicht nur brave Mädchenbücher geschrieben hatte, sondern zahlreiche dramatische und leidenschaftliche Geschichten, sowie Thriller, also nicht gerade das, was von einer Frau im 19. Jahrhundert erwartet wurde. Es sollte allerdings noch bis in die 1970er Jahre dauern, bis Stern sich Alcott wieder zuwandte und mit der Herausgabe ihrer Erzählungen anfing.
Madeleine Stern überlebte ihre Partnerin Leona Rostenberg um zwei Jahre und starb 2007.
Verfasserin: Doris Hermanns
Links
http://www.louisamayalcott.org/
http://www.nytimes.com/2007/08/25/books/25stern.html
Links geprüft und korrigiert am 27. Juni 2022 (AN)
Literatur & Quellen
Bücher von Madeleine B. Stern:
- We are Taken
- The Life of Margaret Fuller
- Louisa May Alcott
- Purple Passage: The Life of Mrs. Frank Leslie
- Imprints on History: Book Publishers and American Frontiers
- We the Women: Career Firsts of Nineteenth-Century America
- So Much in a Lifetime: The Life of Dr. Isabel Barrows
- Queen of Publishers’ Row: Mrs. Frank Lewis
- The Pantarch: A Biography of Stephen Pearl Andrews
- Heads & Headlines: The Phrenological Fowlers Books and People in Nineteenth-Century America
- Antiquarian Bookselling in the United States: A History
- Louisa May Alcott: From Blood & Thunder to Hearth & Home
Von Madeleine B. Stern herausgegebene Bücher:
- Women on the Move (4 volumes)
- The Victoria Woodhull Reader
- Behind a Mask: The Unknown Thrillers of Louisa May Alcott
- Plots and Counterplots: More Unknown Thrillers of Louisa May Alcott
- Publishers for Mass Entertainment in Nineteenth-Century America
- A Phrenological Dictionary of Nineteenth-Century Americans
- Critical Essays on Louisa May Alcott
- A Modern Mephistopheles and Taming a Tartar by Louisa M. Alcott
- Louisa May Alcott Unmasked: Collected Thrillers
- Modern Magic
- The Feminist Alcott: Stories of Women´s Power
Bücher von Leona Rostenberg und Madeleine B. Stern zusammen herausgegeben:
- Selected Letters of Louisa May Alcott (mit Joel Myerson und Daniel Shealy)
- A Double Life: Newly Discovered Thrillers of Louisa May Alcott (mit Myerson und Shealy)
- The Journals of Louisa May Alcott: Selected Fiction (mit Myerson und Shealy)
- Louisa May Alcott: Selected Fiction (mit Myerson und Shealy)
- Freaks of Genius: Unknown Thrillers of Louisa May Alcott (mit Myerson und Shealy)
- From Jo March´s Attic: Stories of Intrigue and Suspense (mit Shealy)
Bücher von Leona Rostenberg und Madeleine B. Stern:
- Zwei Freundinnen, eine Leidenschaft: Unser Leben für seltene Bücher [=Old Books, Rare Friends. Two Literary Sleuths and Their Shared Passion]. Hoffmann und Campe 2004
- Bookman’s Quintet: Five Catalogues about Books
- Old & Rare: Forty Years in the Book Business
- Between Boards: New Thoughts on Old Books
- Quest Book – Guest Book: A Biblio-Folly
- Connections: Our Selves – Our Books
- Old Books in the Old World: Reminiscences of Book Buying Abroad
- Old Books, Rare Friends. Two Literary Sleuths and Their Shared Passion
- New Worlds in Old Books
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