Fembio Specials Black History Madam C. J. Walker
Fembio Special: Black History
Sarah Walker
(Sarah Breedlove [Geburtsname])
geboren am 23. Dezember 1867 in Delta, Louisiana
gestorben am 25. Mai 1919 in Irvington, New York
Afroamerikanische Unternehmerin, Bürgerrechtsaktivistin und Philanthropin
105. Todestag am 25. Mai 2024
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Madam C. J. Walker wurde 1867 – zwei Jahre nach der offiziellen Abschaffung der Sklaverei – als Sarah Breedlove auf einer Baumwollplantage in Louisiana geboren, wo ihre Eltern und Geschwister als SklavInnen arbeiteten. Die Eltern starben früh, Sarah wuchs im Haushalt ihrer älteren Schwester auf, musste als Wäscherin ihren Lebensunterhalt verdienen, lernte nur in der Sonntagsschule ein wenig lesen und schreiben.
Mit 14 heiratete sie, nach eigenen Aussagen, um den Nachstellungen und Misshandlungen durch ihren Schwager zu entkommen. Mit 17 brachte sie ihre Tochter Lelia zur Welt, die fortan der wichtigste Mensch in ihrem Leben war. Als sie 20 war, starb ihr Mann, und Sarah machte sich in einer wochenlangen beschwerlichen Reise auf gen Norden. In St. Louis, wo ihre Brüder einen von 300 „barbershops“ betrieben – vor Erfindung der Rasierklinge und der strikten Durchsetzung der Rassentrennung ein recht einträgliches Geschäft – lebte sie in wechselnden Unterkünften in den schmutzigen Armenvierteln der Stadt, arbeitete für weniger als einen Dollar pro Tag als Wäscherin, später Köchin für weiße Haushalte und teilte damit das Schicksal Tausender aus dem Süden zugezogener schwarzer Frauen.
Mit 27 heiratete sie erneut – keine gute Entscheidung. Der Mann entpuppte sich als unzuverlässiger Trinker. Zur Aufbesserung ihres Wäscherinnenlohns begann Sarah als Vertreterin für Haarpflegeprodukte für schwarze Frauen zu arbeiten – ein neuer Markt, der gerade erst anfing, sich zu entwickeln. Aus leidvoller eigener Erfahrung wusste sie, dass Haarausfall und Kopfhauterkrankungen als Folge mangelnder Hygiene und schlechter Ernährung unter der afroamerikanischen Bevölkerung ein großes Problem darstellten, alles, was Abhilfe versprach, war begehrt. Während sie noch die Produkte ihrer größten Konkurrentin, Minerva Turnbo-Pope, verkaufte, experimentierte sie mit verschiedenen chemischen Zusammensetzungen und brachte 1906 eine eigene Produktlinie aus Shampoos, Haaröl und schwefelhaltiger Pomade auf den Markt, womit sie die Kopfhaut pflegte, das Haar zum Wachsen brachte (und nicht einfach entkrauste, wie sie stets betonte) und es vor der schädlichen Wirkung der verbreiteten heißen Glättungskämme schützte.
Madam Walkers „wunderbares Haarwuchsmittel“ (seit ihrer erneuten Verheiratung firmierte sie unter dem Namen ihres dritten Ehemannes) war ein durchschlagender Erfolg, ihre professionell durchgeführten Werbekampagnen mit dem eigenen Vorher-Nachher-Porträt demonstrierten überzeugend seine Wirksamkeit. Während ihre Tochter Direktverkauf und Auftragsbestellungen in St. Louis leitete, baute sie selbst auf ausgedehnten Reisen durch den amerikanischen Süden und die aufstrebenden Industriestädte des Nordens, später bis nach Zentralamerika, ein hocheffizientes Vertriebssystem auf – in jeder neu zu „erobernden“ Stadt mietete sie einen Saal, führte ihre Produkte vor und bildete interessierte Kundinnen zu Haarpflegeberaterinnen aus, die dann als „Walker-Agentinnen“ neue Käuferinnen gewannen.
So erarbeitete sie sich nicht nur selbst ein phänomenales Vermögen (zehn Jahre nach dem Verkauf der ersten Dose machte die Firma einen Jahresumsatz von 1,5 Millionen Dollar), sondern sie schuf auch Ausbildungs- und Einkommensmöglichkeiten für Tausende von schwarzen Frauen. 1910 verlegte sie den Firmensitz der Walker Company in die Boomtown Indianapolis, wo sie ein großes Fabrikgebäude mit angeschlossenem Forschungslabor, Frisiersalon und Kosmetikschule errichten ließ. Kurz darauf erwarb sie ein Stadthaus in Harlem, in dem Lelia einen ganz in grau, blau und weiß dekorierten, extravaganten Schönheitssalon eröffnete. 1917 bezog sie ihre neugebaute, kostbar möblierte 30-Zimmer-Villa in Irvington-on-Hudson, Amerikas teuerster Wohngegend im Norden von Manhattan – misstrauisch beäugt von den Rockefellers und anderen Millionären der Nachbarschaft.
So sehr sie den persönlichen Erfolg und die Annehmlichkeiten ihres Lebens genoss, ging es Madam Walker von Anfang an um mehr – sie wollte zeigen, was schwarze Frauen in einer von Rassendiskriminierung geprägten Gesellschaft zu leisten im Stande sind. Gegen einigen – männlichen – Widerstand erkämpfte sie sich 1912 das Rederecht auf der von Booker T. Washington geleiteten Unternehmertagung der National Negro Business League, wo sie ihren eigenen Werdegang als Beispiel für junge Afroamerikanerinnen darstellte – „Learn to grow hair and make money“. Auf verschiedenen Kongressen engagierte sie sich gegen die Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen und Transportmitteln, 1917 nahm sie an einer Delegation zum Weißen Haus in Washington teil, die gegen die Lynchmorde an jungen Schwarzen protestierte. Um „ihrer Rasse zu dienen“ setzte sie v.a. erhebliche finanzielle Mittel ein, spendete für Bildungs-, Wohlfahrts- und Kulturprojekte und rief auch ihre Mitarbeiterinnen zu sozialem und politischem Engagement auf. Für die eigene Gesundheit allerdings hatte sie wenig Zeit - 1919 starb sie mit erst 51 Jahren an den Folgen eines unzureichend behandelten Nierenleidens. Mit ihrem Tod verlor die afroamerikanische Community ihre wichtigste Wohltäterin.
(Text von 2016)
Verfasserin: Andrea Schweers
Zitate
The glory of a woman lies in her hair. (Madam Walker)
Links
Wikipedia.de. 22.04.2024. Madam C. J. Walker.
Online verfügbar: https://de.wikipedia.org/wiki/Madam_C._J._Walker. (13.05.24)
Madam C. J. Walker – Schönheit schaffen von innen.
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6t3b0K9oj. (13.05.24)
Facebook: Madam C. J. Walker Biography.
Online verfügbar unter https://www.facebook.com/MadamCJWalkerOfficialBiography/. (13.05.24)
Miller, Abigail (2017): New York Mansion 'Villa Lewaro' of Madam CJ Walker is in jeopardy. In: Mail online, 19 February 2017. Mit vielen Fotos.
Online verfügbar unter http://www.dailymail.co.uk/news/article-4239996/New-York-Mansion-Madam-CJ-Walker-jeopardy.html. (13.05.24)
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6t3pdGd9y.
Odumuyiwa, Deborah (2004): Madam C. J. Walker – Von der Sklaventochter zur Unternehmerin in Sachen Schönheit. In: Der Überblick 04/2004, Seite 51.
Online verfügbar unter http://www.der-ueberblick.de/ueberblick.archiv/one.ueberblick.article/ueberblick0b7d.html?entry=page.200404.051. (13.05.24)
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6t3ovS2DX.
Netflix Deutschland, Österreich und Schweiz. 25.02.2020. Self Made: Das Leben von Madam C.J. Walker. Offizieller Trailer. Netflix
Opis, Ricarda. 21.04.2021. Madam C.J. Walker: Von der Wäscherin zur Millionärin. In: Welt der Frauen. Welt der Frauen Verlags GmbH. Linz.
Online verfügbar unter https://www.welt-der-frauen.at/madam-c-j-walker/. (13.05.24)
Literatur & Quellen
Block, Sharon, Norton, Mary Beth und Alexander, Ruth M. (Hg.) (2014): Major problems in American women's history. Documents and essays. Darin: Black women and work – A'Leila Walker and the Madam C. J. Walker Manufacturing Company / Kate Dossett. Stamford CT. Cengage Learning. (Major problems in American history series) ISBN 1133955991.
(Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Blundell, John (2011): Ladies For Liberty. Women Who Made a Difference in American History. 2., expanded edition. New York. Algora Publishing. ISBN 9780875868646.
(Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bundles, A'Lelia (2001): On her own ground. The life and times of Madam C. J. Walker. New York. Scribner. ISBN 0-684-82582-1.
(Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bundles, A'Lelia (2008): Madam C. J. Walker. Entrepreneur. New York. Chelsea House. (Black Americans of achievement, legacy edition) ISBN 9781604130720.
(Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Hine, Darlene Clark (Hg.) (1993): Black women in America. An historical encyclopedia. Volume II ; M–Z. Unter Mitarbeit von Elsa Barkley Brown und Rosalynn Terborg-Penn. Bloomington u.a. Carlson. (Blacks in the diaspora) ISBN 0-253-32774-1.
(Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
James, Edward T. (1971): Notable American women. A Biographical Dictionary. 1607 - 1950. Cambridge, Mass. Belknap Press. ISBN 0674627318.
(Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Lowry, Beverly (2003): Her dream of dreams. The rise and triumph of Madam C. J. Walker. 1. ed. New York. Knopf. ISBN 0-679-44642-7.
(Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Vare, Ethlie Ann; Ptacek, Greg (1990): Patente Frauen. Große Erfinderinnen. (=Mothers of invention) Aus dem Englischen von Christa Broermann. 3. Aufl. Wien. Zsolnay. ISBN 3-552-04117-6.
(Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Kinder- und Jugendbücher
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.