Fembio Specials Pionierinnen der Frauenbewegung Lydia Maria Child
Fembio Special: Pionierinnen der Frauenbewegung
Lydia Maria Child
geboren am 11. Februar 1802 in Medford, Massachusetts
gestorben am 20. Oktober 1880 in Wayland, Massachusetts
US-amerikanische Abolitionistin, Feministin und Schriftstellerin
220. Geburtstag am 11. Februar 2022
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Fast auf jedem Gebiet der literarischen Produktion Amerikas im 19. Jahrhundert gehörte Lydia Maria Child zu den PionierInnen; z.B. lancierte sie mit ihrem aus bitterer Armutserfahrung entstandenen The Frugal Housewife (1829) das heute so erfolgreiche Genre des Ratgeberbuchs. Ihr wichtigster Beitrag aber war wohl ihr Aufruf gegen die Sklaverei von 1833, betitelt An Appeal in favor of that class of Americans called Africans.
Lydia Maria Francis wurde als jüngstes von fünf überlebenden Kindern einer wohlhabenden Bäckerfamilie in Medford, Massachusetts geboren. Ihre Mutter starb nach drei Jahren schwerer Krankheit, als Maria, wie sie sich am liebsten nannte, zwölf Jahre alt war.
Das Mädchen war von frühster Jugend an eine waschechte Intellektuelle, mußte sich aber fast all ihre Kenntnisse selbst aneignen. Sie folgte dabei einfach der Lektüre ihres sechs Jahre älteren Lieblingsbruders, dem alle Bildungswege einschließlich der Harvard Universität offenstanden.
Ab 1820 lebte sie bei diesem Bruder, der inzwischen eine Pfarrstelle in Watertown hatte. Maria startete ihre literarische Karriere als 22jährige erfolgreich mit Hobomok, einer Liebesgeschichte über einen Indianer und eine Weiße. Sie bekam Zugang zu den literarischen Kreisen Bostons, veröffentlichte 1825 den historischen Roman The Rebels, or Boston before the Revolution und gab ab 1826 die erste Zeitschrift für Kinder heraus, Juvenile Miscellany.
1827 heiratete sie David Lee Child, einen acht Jahre älteren Rechtsanwalt, der politisch ähnlich dachte wie sie, aber lebensuntüchtig war und zu unrealistischen Reformprojekten neigte, weshalb sie mit ihren Schreib-Einkünften oft ihn versorgen mußte statt umgekehrt. Die beiden hatten keine Kinder und führten – hauptsächlich dank Lydia Marias Bemühung darum – eine relativ glückliche Ehe.
Während des nächsten halben Jahrhunderts kämpfte Lydia Maria Child an vorderster Front und unter erheblichen persönlichen Opfern gegen die Sklaverei und für die Rechte der Frauen – in dieser Reihenfolge, was dazu führte, daß die zweite Frauenbewegung sie als eine ihrer wichtigsten Vorkämpferinnen erst spät zur Kenntnis nahm.
Childs Biographin Carolyn L. Karcher, der wir ihre Wiederentdeckung verdanken, faßt Childs unglaubliche Lebensleistung 1994 wie folgt zusammen:
“Ihrer Berufung nach war Child eine Literatin (woman of letters). Ihren wichtigsten reformerischen Beitrag leistete sie durch ihre Schriften. ... Aber sie war weit mehr als eine Literatin. Child bietet eine ungewöhnlich erhellende Perspektive auf die wildbewegte Zeit Amerikas im 19. Jahrhundert. Engagiert in den führenden intellektuellen und sozialen Bewegungen ihrer Zeit, widmete sie ihr Leben und ihre Schriften dem Ziel, die Vereinigten Staaten in eine vielrassige egalitäre Republik zu verwandeln. Dabei artikulierte sie fundamentale Kritik an den herrschenden Ideologien und formulierte alternative kulturelle Konzepte, besonders auf dem Gebiet der Rassen- und Geschlechterbeziehungen.”
Verfasserin: Luise F. Pusch
Zitate
Child scheint weder jemals unter der Angst gelitten zu haben, unweiblich zu sein noch unter dem lähmenden Gefühl der Unfähigkeit, das so viele Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts hemmte. (Karcher)
Sie war Mystikerin und Skeptikerin in einer Person: Einerseits sehnte sie sich nach religiösem Glauben, andererseits bestärkte ihre historische Religionsforschung sie nur in ihren Zweifeln. (Karcher)
Literatur & Quellen
Clifford, Deborah Pickman. 1992. Crusader for Freedom: A Life of Lydia Maria Child. Boston. Beacon Press.
Karcher, Carolyn L. 1994. The First Woman in the Republic: A Cultural Biograpy of Lydia Maria Child. Durham; London. Duke University Press.
Meltzer, Milton & Patricia G. Holland. Hg. 1982. Lydia Maria Child: Selected Letters, 1817-1880. Amherst, MA. University of Massachusetts Press.
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