Fembio Specials Berühmte Lyrikerinnen Luise Egloff
Fembio Special: Berühmte Lyrikerinnen
Luise Egloff
(Luise Egloff, im Taufbuch: Elisabeth Hilaria Xaveria, genannt Luise )
geboren am 14. Februar 1802 in Baden, Kanton Aargau/Schweiz
gestorben am 3. Januar 1835 ebenda
Schweizer Lyrikerin
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Es ist auch heute noch schwierig, als blindes Kind aufzuwachsen; wie muss es Luise Egloff ergangen sein, die kurz nach ihrer Geburt erblindet und in ein Jahrhundert geboren wird, das gegenüber Menschen mit körperlichen Gebrechen weitestgehend mit Ablehnung, Aussonderung und Unverständnis reagiert. Welches Glück, in einem fürsorglichen Elternhaus und einem geistigen Klima groß zu werden, das hinter dem körperlichen Unvermögen andere Stärken zu schätzen und auszubilden weiß.
Im Haus ihrer Eltern, die im schweizerischen Baden ein gut besuchtes Kur-Gasthaus betreiben, lebt sie im arbeitsamen Trubel. Die im Kanton, auch in den Behördenkreisen, gut vernetzte Familie erreicht die Aufnahme in die neu gegründete Zürcher Blindenanstalt. „Schon im zweiten Jahr [1812] zählte die Anstalt 14 blinde Zöglinge, unter denen sich auch die, nachher als Dichterin rühmlich bekannt gewordene, Louise Egloff von Baden befand.“, schreibt Heinrich von Orell zum 35. Jubiläum in der Festschrift „Blinden- und Taubstummen-Anstalt in Zürich, von deren Errichtung bis zu Ende 1834“, die in Luises Todesjahr herausgegeben wird. So bekommt sie, allerdings nur 18 Monate lang, guten Unterricht in den Grundlagenfächern, und beginnt bald als „Naturbegabung“ Gedichte zu verfassen. Der im Jahr 1819 im Gasthof der Eltern kurende, heute vor allem durch Beethoven- und Schubert-Vertonungen bekannte Lyriker Friedrich von Matthiesson wird auf Luises Begabung aufmerksam und ermuntert sie, ihre Lyrik zu sammeln und herauszugeben, was 1823 geschieht. Sie wird bekannt, erhält Gesangs- und Klavierunterricht und komponiert aus einigen Gedichten ansprechende Lieder.
Trotz ihrer Blindheit, die sie zeitlebens auf das familiäre Umfeld um Baden eingrenzt, wo sie im elterlichen Haus arbeitet, ist sie ins literarische Leben der Zeit nicht nur durch die Publikation ihrer auch in einigen Anthologien und Zeitschriften nachgedruckten Gedichte eingebunden. Dies zeigen unter anderem ihre Gedichte auf Autoren und Autorinnen ihrer Zeit, z.B. „Auf den Tod der Dichterinn Luise Brachmann“, als sie von deren Suizid in der Saale erfährt; dies zeigen Gedichte von Autorinnen und Autoren der Zeit auf sie, z.B. das innige „An Luise Egloff, die Blinde. (Als sie mir Stiefmütterchen statt Veilchen schickte. Neujahrsmorgen 1830) von Heinrich Zschokke; und dies zeigt ihre Aufnahme unter die Teilnehmerinnen der fiktiven Schriftstellerinnen Versammlung in Weimar elf Jahre nach ihrem Tod(!).
Wie viele Literatur-Beilagen vermeldet auch die Frankfurter Ober-Postamts-Zeitung in ihrer Beilage zum 17. Januar 1834: „(Aarau) Luise Egloff, die blinde Dichterin, ist am 3. Jan. in Baden gestorben.“ Sie ist eine Berühmtheit, deren Tod im ganzen deutschsprachigen Raum beklagt wird. Ihr Schwager gibt 1843 ihre Gedichte nebst „zwei Stahlstichen und neun Compositionen von Luise Egloff und Elster“ heraus.
(Text von 2024 aus dem Buch “...immer Luise”; mit freundlicher Genehmigung des Verfassers).
Verfasserin: Siegfried Carl
Literatur & Quellen
Friedrichs, Elisabeth. 1981. Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts: Ein Lexikon. Stuttgart. Metzler.
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