Fembio Specials Frauenbeziehungen Lucie Delarue-Mardrus
Fembio Special: Frauenbeziehungen
Lucie Delarue-Mardrus
geboren am 3. November 1874 in Honfleur
gestorben am 26. April 1945 in Château-Gontier
französische Schriftstellerin
75. Todestag am 26. April 2020
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Die Hochzeit der jungen Anwaltstochter Lucie Delarue mit dem bekannten Orientalisten Dr. Mardrus war ein gesellschaftlicher Skandal - die Braut erschien in Radfahrkleidung. „Prinzessin Amanda” nannte ihr Gatte sie in Bewunderung für die mandel-weiße Schönheit ihres Körpers, und er störte sich zunächst auch nicht daran, dass ihre Zuneigung Natalie Barney galt, der berühmtesten (Frauen)Herzensbrecherin von Paris. Die Ehe ging später in die Brüche, während die Beziehung zwischen den beiden Frauen sich in eine dauerhafte Freundschaft wandelte.
Lucie Delarue-Mardrus war einer der wichtigsten Pariser Kontakte für die 1902 aus den USA übergesiedelte Schriftstellerin Natalie Barney; sie machte sie mit Paul Valéry und André Gide bekannt und vermittelte ihr das Haus in der Rue Jacob, in dem Barney ihren berühmten Freitagssalon abhielt und die „Académie des Femmes” gründete und damit eine der „produktivsten weiblichen Subkulturen des 20. Jahrhunderts” (Alexandra Busch) schuf. Delarue-Mardrus gehörte von Anfang an zum Zentrum dieses Frauennetzwerks und nutzte es, um ihre literarische Produktion öffentlich vorzustellen.
Wie viele der zumeist adligen und/oder wohlhabenden Freundinnen des „Paris-Lesbos” arbeitete sie im Ersten Weltkrieg als Lazarettfahrerin und nahm am „Frauenkongress für den Frieden” teil, der in der Rue Jakob organisiert wurde.
Ihre künstlerische Tätigkeit war außerordentlich intensiv und vielfältig; mit 21 hatte sie den ersten Gedichtband publiziert, es folgten Erzählungen, Theaterstücke (Die verzweifelte Sappho) und viele Romane, darunter Der Engel und die Perversen, in dem sie u.a. Natalie Barney ein literarisches Denkmal setzte. Vortragsreisen führten sie um die halbe Welt, sie musizierte, zeichnete, modellierte, restaurierte Kunstwerke und veröffentlichte ihre Memoiren. Unter dem Krieg litt sie sehr, und die letzten Jahre vor ihrem Tod waren von materieller Not geprägt.
(Text von 1994)
Verfasserin: Andrea Schweers
Zitate
Während Liane de Pougy, Eva Palmer, Colette und Renée Vivien ihr (Natalie Barneys) Ideal einer sehr femininen Frau verkörpert hatten, gehörten Lucie Delarue-Mardrus, Elizabeth de Gramont, Romaine Brooks, Janet Flanner, Dolly Wilde, Radclyffe Hall, Una Troubridge und Janine Lahovary einer anderen Generation an, die sich frei genug fühlte, um sich zu kleiden, sich auszudrücken, zu rauchen und sich zu benehmen wie Männer, und die die heterosexuellen Werte bekämpfte, indem sie sie nachäffte. (Shari Benstock)
Literatur & Quellen
Chalon, Jean. 1980. Porträt einer Verführerin. (=Portrait d'une séductrice). Übs. Helmut Kossodo. Reinbek bei Hamburg. rororo 4488.
Busch, Alexandra. 1989. Ladies of Fashion: Djuna Barnes, Natalie Barney und das Paris der 20er Jahre. Bielefeld. Cordula Haux.
Barnes, Djuna. 1985. (1928). Ladies Almanach (=Ladies Almanack). Übers. Karin Kersten. Nachwort von Brigitte Siebrasse. Berlin. Wagenbach.
Benstock, Shari. 1987. (1986). Femmes de la rive gauche: Paris 1900-1940. Übs. Jacqueline Carnaud u.a. Paris. des femmes.
Montreynaud, Florence. 1989. Le XXe siècle des femmes. Paris. Nathan.
Sartori, Eva Martin & Dorothy Wynne Zimmerman. 1991. French Women Writers: A Bio-Bibliographical Source Book. New York. Greenwood.
Plat, Hélène. 1994. Lucie Delarue-Mardrus: Une femme de lettres des années folles. Paris. Grasset.
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.