Fembio Specials FemBiografien von Renate Rochner (1929-2023) Louise Nevelson
Fembio Special: FemBiografien von Renate Rochner (1929-2023)
Louise Nevelson
(Leah Berliawsky, verh. Nevelson)
geboren am 23. September 1899 in Kiew, Ukraine
gestorben am 17. April 1988 in New York
US-amerikanische Bildhauerin und Grafikerin
125. Geburtstag am 23. September 2024
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Es verwundert nicht, daß sich die Kostümabteilung des Metropolitan Musems für Louise Nevelsons Kleidersammlung interessierte – im Laufe ihres langen Lebens hatte sie einen wahren Theaterfundus an Seiden, Spitzen und Pelzen angelegt, den sie für ihre Selbstinszenierungen verwandte. In ihren schillernd farbigen Kimonos, die Augen von mehreren Reihen künstlicher schwarzer Wimpern umrandet, trat sie bis ins hohe Alter in der New Yorker Kunstszene auf - eine exotische Erscheinung und, neben Louise Bourgeois, die berühmteste amerikanische Bildhauerin dieses Jahrhunderts.
Als Lea Berliawsky fünf Jahre alt war, wanderten ihre Eltern von Rußland in die USA aus. Schon früh entfloh sie ihrer Familie und der amerikanischen Kleinstadt nach New York, heiratete und gebar einen Sohn, den sie bald bei ihren Eltern zurückließ, um in München und Paris zu studieren. Rückblickend auf ihr Leben stellte sie fest: “Der einzige Irrtum, den ich begangen habe: daß ich heiratete.” Nachdem sie diesen Fehler korrigiert hatte, widmete sie sich ganz ihrer Arbeit, denn “mit ihr bin ich verheiratet. Ich fühle mich keiner Sache näher.”
Von da an lebte sie mit ihrer Assistentin Diana Mckown, einer Katze und einem Hund in ihrem New Yorker Atelierhaus, das überquoll von ihren Fundstücken: Holzreste, Tisch- und Stuhlbeine, Möbelfragmente, die sie in Kästen anordnete. Zusammengestellt ergaben diese Kästen meterhohe skulpturale Gebilde, die, ganz in eine Farbe getaucht (schwarz, weiß oder gold), eine sakrale Ausstrahlung vermittelten. Mit diesen einzigartigen Objektkästen (“shadow boxes”) hatte sie Mitte der 1950er Jahre ihren künstlerischen Durchbruch. Später arbeitete sie in ähnlicher Weise mit Metallteilen (Skulptur-Kollagen), kombinierte gefundene Objekte, die sie schnitt und zusammenbaute, wobei ihre Arbeiten immer mehr ins Monumentale wuchsen. Die häufiger werdenden öffentlichen Aufträge für Freilichtskulpturen lehnte sie oft ab, denn sie ließ keine Einengung ihrer künstlerischen Freiheit durch Auftraggeber oder Architekten zu. Sie baute ihre Welt nach ihren Vorstellungen und fühlte sich durch ihren Erfolg bestätigt: Louise Nevelsons Arbeiten sind heute fester Bestandteil vieler Sammlungen zeitgenössischer Kunst. Das Whitney Museum in New York feierte ihren 80. Geburtstag mit einer großen von ihr selbst konzipierten Retrospektive.
(Text von 1998)
Verfasserin: Renate Rochner
Zitate
Die Menschen tragen alle Möglichkeiten in sich. Und es liegt bei uns, sie zuzulassen oder zu akzeptieren. Du kannst die ganze Welt kaufen und fühlst dich leer, aber wenn du die ganze Welt gestaltest, fühlst du dich erfüllt.
Literatur & Quellen
Cain, Michael. 1989. Louise Nevelson New York. Chelsea House.
Celant, Germano. 1973. Louise Nevelson. München. Edition Praeger.
Glimcher, Arnold B. 1989. Louise Nevelson remembered. New York. The Pace Gallery.
Lisle, Laurie. 1990. Louise Nevelson: A Passionate Life. New York. Summit Books.
Nevelson, Louise. 1976. Dawns and Dusks. New York. Charles Scribner's Sons.
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