Fembio Specials Europäische Jüdinnen Lou Albert-Lasard
Fembio Special: Europäische Jüdinnen
Lou Albert-Lasard
(Lou (auch: Loulou, Lulu) Albert-Lasard (auch: Albert-Lazard; Lazard); Mabull [Pseudonym] )
geboren am 10. November 1885 in Metz
gestorben am 21. Juli 1969 in Paris
deutsch-französische Malerin, Lithographin, Bildhauerin
55. Todestag am 21. Juli 2024
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Im September 1914 lernen sich Lou Albert-Lasard und Rilke kennen, beide zutiefst verstört vom Ausbruch des 1. Weltkriegs. Die gebürtige Lothringerin musste als Deutsche Frankreich überstürzt verlassen. Ihr schreckliches Erlebnis hält Lou in dem Gedicht »Kriegsausbruch« fest. Die Malerin und der Dichter stürzen sich in eine stürmische Liebesbeziehung, die nicht von Dauer sein kann. Im Mai 1916 besucht Lou noch einmal Rilke in Rodaun. Dort entsteht im Gartenpavillon der Hofmannsthals ihr berühmtes Rilke-Porträt. In dem ausdrucksstarken Bildnis fängt Lou die gegenwärtige Seelenlage des Porträtierten ein. Dieses im anderen Wesen Erfühlte auf die Leinwand zu bannen macht das Einzigartige und Intensive ihrer Porträts aus.
Während ihres faszinierenden Lebens trifft Lou mit den bekanntesten Künstlerinnen und Literatinnen unseres Jahrhunderts zusammen. Sie gilt als sehr schöne, temperamentvolle und geistreiche Frau. Sie war aber auch eine mutige Frau, die mit einer unglaublichen Energie die vielen schweren Krankheiten und ihre Gehbehinderung meisterte.
Malen ist ihr Leben. Weder ihre Ehe noch die Geburt ihrer Tochter Ingo können sie am Malen hindern. Sie lässt sich nicht auf eine bestimmte Stilrichtung festlegen, auch wenn sie z.B. in München mit den Künstlerinnen des »Blauen Reiters« verkehrt und Elemente dieser Gruppe in ihre Arbeit einfließen.
Nach Kriegsende zieht sie nach Berlin. Ähnlich wie in den Porträts fängt sie die Atmosphäre der Stadt ein, malt am liebsten die Welt des Zirkus, des Varietes, des Nachtlebens und vor allem Tiere, die sie stundenlang im Zoo beobachtet. In Berlin findet Lou endgültig zu ihrer ganz eigenen künstlerischen Sprache.
1928 kann es sich Lou durch eine Erbschaft endlich leisten, ganz nach Paris zu übersiedeln. Schon immer liebte sie es, zu reisen und ihre Eindrücke in Formen und Farben festzuhalten. So unternimmt sie zum Beispiel 1938 zusammen mit ihrer Tochter eine abenteuerliche Fahrt nach Indien, China und Indochina und verarbeitet das Erlebte in einer Aquarellserie, mit der sie ihre Zeitgenossinnen begeistert. Trotzdem ist ihr Werk als Malerin heute nahezu unbekannt.
(Text von 1994)
Verfasserin: Adriane von Hoop
Zitate
Ich möchte, daß in meiner Malerei die Dinge da und gleichzeitig nicht da seien; ich möchte, daß sie lediglich auftauchten aus dem, was sie geheimnisvoll verbindet. (Lou Albert-Lasard in »Wege mit Rilke«, S. 110)
Links
Lou Albert-Lasard - Watercolours - Valuation, prices and statistics (Link aufrufen)
Hauff und Auvermann (Link aufrufen)
Freedman, Ralph (2005): Rainer Maria Rilke und Loulou Albert-Lazard. »Gleichzeitig da und doch nicht da zu sein«. In: Marburger Forum, Beiträge zur geistigen Situation der Gegenwart Jg. 6 (2005), Heft 5. (Link aufrufen)
Galerie Ut Pictura: Lou Albert Lasard (1885-1969) (Link aufrufen)
Goldbeck-Löwe, Hans-Günter: Lou Albert Lasard. Die Mappe. Zeichnungen und Skizzen aus dem Alltag des fanzösischen Internierungslagers Gurs (Link aufrufen)
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Lou Albert-Lasard. Bücher und Medien. Deutsche Nationalbibliothek. (Link aufrufen)
Maltzahn, Sophie von (2010): Kunst in der Lagerhaft: Optimismus in schweren Zeiten. Mit Bildergalerie. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2010. (Link aufrufen)
Rosenberg, Pnina: Lou Albert-Lazard (Mabull) (1885-1969) – Biography. Biografie (engl.) und einige Werke. (Link aufrufen)
Bitte beachten Sie, dass verlinkte Seiten im Internet u. U. häufig verändert werden und dass Sie die sachliche Richtigkeit der dort angebotenen Informationen selbst überprüfen müssen.
Letzte Linkprüfung durchgeführt am 19.07.2011 (AN)
Literatur & Quellen
Albert-Lasard, Lou (1952): Wege mit Rilke. Ungekürzte Ausg. Frankfurt am Main. Fischer-Taschenbuch-Verlag; Fischer-Taschenbuch-Verl. 1952. (Fischer, 5627) ISBN 3-596-25627-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Albert-Lasard, Lou (1965): Lou Albert-Lasard. 21. September - 16. Oktober 1965. Ausstellungskatalog. München. Galerie Heseler. (WorldCat-Suche)
Albert-Lasard, Lou (1989): Lou Albert-Lasard. Dessins et lithographies des années vingt. Poitiers. Musée de la ville de Poitiers et de la Société des antiquaires de l'Ouest. ISBN 2903015058. (WorldCat-Suche)
Albert-Lasard, Lou (2010): Die Mappe. Zeichnungen und Skizzen aus dem Alltag eines französischen Internierungslagers. Herausgegeben von Detlef Gosselck und Hans G. Goldbeck-Löwe. Berlin. Ed. Goldbeck-Löwe. ISBN 978-3-937556-35-2. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Grieser, Dietmar (1989): Eine Liebe in Wien. 1. Aufl. St. Pölten, Wien. Verl. Niederösterr. Presse-H; Verl. Niederösterreichisches Pressehaus. ISBN 3-85326-881-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Hofmann, Karl-Ludwig (Hg.) (2010): Das Lager Gurs und die Künstlerin Lou Albert-Lasard. Eine Ausstellung in der Krypta der Evangelischen Stadtkirche Karlsruhe anlässlich des 70. Jahrestages der Deportation badischer und pfälzischer Juden. Karlsruhe. Ev. Stadtkirche. (WorldCat-Suche)
Neue Gesellschaft für Bildende Kunst und Akademie der Künste (Hg.) (1987): Dokumentation der Kunst von Frauen in Berliner öffentlichen Sammlungen. Ausstellungskatalog. Katalogredaktion: Gisela Breitling; Kataloggestaltung: Regelindis Westphal. Berlin. Edition Hentrich. (Das verborgene Museum, 1) ISBN 3-926175-38-9. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Prinz, Ursula (1983): Lou Albert-Lasard. 1885-1969 ; Gemälde, Aquarelle, Grafik. Ausstellungskatalog. Berlin. Oberbaumverlag. ISBN 3-87628-204-7. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schneegans, Nicole (1996): Une image de Lou. Paris. Gallimard. (Collection Page blanche) ISBN 2070579530. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Täuber, Rita E (Hg.) (2004): Femme Flaneur. Erkundungen zwischen Boulevard und Sperrbezirk. Ausstellungskatalog. Bonn. Verein August-Macke-Haus. (Schriftenreihe / Verein August-Macke-Haus, Bonn) ISBN 3929607476. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Vollmer, Hans (1992): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts. Unveränd. Nachdruck d. Orig.-Ausg. Leipzig: Seemann, 1953. 6 Bände. München. Deutscher Taschenbuch-Verlag; Dt. Taschenbuch-Verl. ISBN 3423059095. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bildquellen
arcadja.com Figuration Féminine Mit Rilke durch das Jahr Centre Pompidou Metz Galerie Ut Pictura holocaust-education.net
(Antworten auf Anfragen fehlen zum Teil, 19.07.2011)
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.