Fembio Specials Künstlerinnen - Eine Ausstellung von Almut Nitzsche Lee Miller
Fembio Special: Künstlerinnen - Eine Ausstellung von Almut Nitzsche
Lee Miller
geb 23. April 1907 in Poughkeepsie, New York
gest. 27. Juli 1977 in Chiddingly, East Sussex
US-amerikanisches Fotomodell, Fotografin und Kriegskorrespondentin
45. Todestag am 27. Juli 2022
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
1929 reist die 22jährige, aus dem Norden des Bundesstaats New York stammende Elisabeth Miller nach Paris. Selbstbewußt stellt sie sich dem Fotografen und Surrealisten Man Ray als “seine zukünftige Schülerin Lee Miller” vor. Eine dreijährige, intensive und produktive Arbeits- und Liebesbeziehung beginnt. Miller entwickelt, ausgerüstet mit einer Rolleiflex, ihre eigene surrealistische Fotoästhetik. Durch Motivauswahl, unkonventionelle Perspektiven und Kontraste schafft sie vieldeutige, die Wahrnehmung irritierende Bilder. Bis zu diesem Zeitpunkt war sie es gewohnt, von männlichen Blicken hinter der Kamera fixiert zu werden: für ihren Vater Theodore posierte sie als Aktmodell. 1927 entdeckte Condé Nast, der Herausgeber von Vogue, die 20jährige Studentin in New York. Sie machte den “Garconne-Look” populär und arbeitete als Modell für Edward Steichen u.a.
Um künstlerische und wirtschaftliche Selbständigkeit zu erlangen, gründet Miller 1930 ein eigenes Fotostudio in Paris und nimmt an Gruppenausstellungen teil. Nach der Heirat mit dem ägyptischen Geschäftsmann Aziz Eloui Bey und einem mondänen Leben in Ägypten lernt sie 1937 in Paris ihren zweiten Mann, den englischen Surrealisten Roland Penrose (1900-84) kennen und geht mit ihm nach London.
Für die britische Vogue dokumentiert sie die Zerstörungen der Stadt durch die deutschen Luftangriffe 1940 und veröffentlicht zwei Fotobücher mit fotojournalistischen Auftragsarbeiten. Als einen Beitrag “for the country's morale” bezeichnet sie ihren Entschluss, sich 1942 als amerikanische Kriegskorrespondentin für Vogue akkreditieren zu lassen. Miller dokumentiert bei der Befreiung von St. Malo den erstmaligen Einsatz von Napalmbomben. Das befreite Paris erreicht sie im August 1944. Zusammen mit dem Life-Fotografen David E. Scherman begleitet sie den Vormarsch der amerikanischen Armee in Deutschland und fotografiert in den befreiten Konzentrationslagern Buchenwald und Dachau. Vogue liefert sie ihre verstörenden Bilder ohne ausführliche Texte mit der Aufforderung “believe it!”
Nach dem Krieg leidet Lee Miller an schweren Depressionen. Ihrem Sohn Antony gegenüber hat sie ihre Karriere verleugnet. Das postum entdeckte Oeuvre umfasst mehr als 40.000 Fotos (www.leemiller.co.uk).
Dem fotografischen Werk ist das Trauma des im Alter von sieben Jahren vergewaltigten Mädchens und die Retraumatisierung durch die Kriegserlebnisse auf subtile Weise eingeschrieben. Als Fotografin ist es Lee Miller gelungen “die Stille zu durchbrechen” und die Beschädigungen und Paradoxien des Lebens sichtbar zu machen.
Verfasserin: Kerstin Reimers-Lohmiller
Links
Beck-Mannagetta, Hannah: Lee Miller im Kunstmuseum Wolfsburg
kunstaspekte: Lee Miller. (Links zu Ausstellungen, Galerien, Sammlungen mit Werken Lee Millers)
Lee Miller Archive - 20th Century photography and Surrealism
Photographer Lee Miller in a Kotex ad (1928) at the Museum of Menstruation and Women's Health
Literatur & Quellen
Literatur
Burke, Carolyn (2006): Lee Miller. A life. New York NY: Knopf.
Burke, Carolyn; Miller, Lee (2006): Lee Miller. on both sides of the camera. London: Bloomsbury.
Calvocoressi, Richard. (c2002): Lee Miller. Portraits from a life. London: Thames & Hudson.
Haworth-Booth, Mark. (2007): The art of Lee Miller. London: V&A.
Miller, Lee (1996): Lee Miller. Der Krieg ist aus. Deutschland 1945. Berlin: Elefanten Press.
Miller, Lee; Calvocoressi, Richard (2002): Lee Miller. Begegnungen. Berlin: Nicolai.
Penrose, Antony (1985): The lives of Lee Miller. London: Thames & Hudson.
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.