Fembio Specials Pionierinnen der Frauenbewegung Laura Thoma
Fembio Special: Pionierinnen der Frauenbewegung
Laura Thoma
(auch Lorly oder Fredy Thoma)
geboren am 15. Oktober 1901 in St. Gallen
gestorben am 7. April 1966 in Zollikon, ZH
Vorkämpferin der Schweizer Lesbenbewegung, Feministin
120. Geburtstag am 15. Oktober 2021
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Laura Thoma war dreißig Jahre alt, als sie 1931 in Zürich den “Damenclub Amicitia” - die erste Schweizer Lesbengruppe - mitgründete und deren erste Präsidentin wurde. Begeistert von ihren Erlebnissen in den Lesbenclubs von Berlin, richtete sie in der Berliner Garçonne flammende Aufrufe an die Schweizer Lesben: “Schweizer Schwestern, werft Eure Bürde der Einsamkeit und des Unverstandenseins ab. Lüftet den zermürbenden Schleier des bis heute erzwungenen Versteckspiels Eurer Veranlagung. Verwandelt Eure erduldete Ächtung in schuldige Achtung der Umwelt. Verschafft Euch durch die Amicitia Stunden der gegenseitigen Erbauung Eures gedrückten Gemütes. ... Durch kräftigen Zusammenschluß wollen wir unser Daseinsrecht und damit unseren Anspruch auf Liebe und Glück behaupten. Steht nicht feige zurück, sondern bekennt Farbe!”
Ebenso offen verhielt sie sich gegenüber ihren zahlreichen Geschwistern (sie war die Jüngste von 17), worauf die einen sich zurückzogen und die andern ihr freundschaftlich verbunden blieben.
Laura Thoma gehörte nicht wie Annemarie Schwarzenbach zu den privilegierten Studentinnen und Künstlerinnen: Sie arbeitete im Büro, las viel, malte und hörte juristische Vorlesungen an der Uni. Ende 1931 brachte sie, zusammen mit August Bambula, die erste Schweizer Zeitschrift für homosexuelle Frauen und Männer heraus, Das Freundschaftsbanner. Mit feministischem Engagement schrieb Laura Thoma sowohl kämpferische Aufrufe und Vereinsprotokolle als auch Gedichte, Erzählungen und Lustspiele, in denen sie Lesbenglück und -leid und die Erfahrung des Coming Out thematisierte. Sie redigierte die Frauenseiten des Freundschaftsbanners und prägte die Motti der Zeitung, “Durch Licht zur Freiheit” und “Durch Kampf zum Sieg”. 1933 dichtete sie das “Bundeslied”, das bei Feiern und Versammlungen des Lesbisch-schwulen Dachverbandes gesungen wurde. Auch im Dachverband kämpfte sie mit vollem Einsatz: Abwechselnd war sie Präsidentin oder Aktuarin, trat bei Meinungsverschiedenheiten mehrmals aus und wieder ein und versuchte eine neue Lesbengruppe zu gründen.
Bevor Laura Thoma sich so vehement für den Zusammenschluß lesbischer Frauen einsetzte, war sie aus Verzweiflung über die Treulosigkeit einer Geliebten eine Ehe eingegangen und hatte sich nach kurzer Zeit scheiden lassen. Über ihr Leben und ihre Aktivitäten nach 1939 bis zu ihrem Tod 1966 ist nur eines bekannt: Sie verbat sich für ihr Begräbnis einen Pfarrer, da ihr die Kirche im Leben zu viel Leid zugefügt habe.
(Text von 1990)
Verfasserin: Madeleine Marti
Literatur & Quellen
Kokula, Ilse & Ulrike Böhmer. 1989. Erste politische Organisierung von Lesben in der Schweiz (Arbeitstitel). Unveröff. Ms. Erstes Forschungsprojekt von SAPPHO. Bern.
Marti, Madeleine. 1989. Gespräch mit Eva Helg, der Nichte von Laura Thoma. Unveröff. Ms.
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