Fembio Specials Frauenbeziehungen Katherine Mayo
Fembio Special: Frauenbeziehungen
Katherine Mayo
geboren am 24. Januar 1867 in Ridgway, Pennsylvania
gestorben am 9. Oktober 1940 in BedfordHills, New York
US-Amerikanische Schriftstellerin und Journalistin
155. Geburtstag am 24. Januar 2022
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Aus wohlhabender Familie stammend, kam Katherine Mayo erst spät dazu, ihr eigenes Einkommen zu verdienen. Mehr aus Langeweile denn aus Notwendigkeit begann sie, journalistisch zu arbeiten und wurde nach einiger Zeit von der New York Evening Post angestellt. Sie fand Zugang zu journalistischen Kreisen um Oswald Garrison Villard, aus denen sie sich erst 1910 löste, als sie Moyca Newell kennengelernt hatte. Mit Moyca verband sie eine lebenslange Freundschaft.
Katherine Mayo gehörte mit ihrem Werk zu den Vorläuferinnen derjenigen Frauen, die fremde Kulturen aus der Sicht von Frauen beschreiben und bewerten. Ihr Hauptwerk Mother India (1927) wurde daher schnell zum Gegenstand einer großen Kontroverse, da Mayo nicht distanziert von »kulturellen Bräuchen« berichtete, sondern das Schicksal unzähliger Inderinnen beim Namen nannte: Zwangsverheiratung im Mädchenalter, Witwenmord bzw. erzwungener Selbstmord von Witwen. Das Material hatte sie auf Reisen durch Indien gesammelt.
Überhaupt reiste Mayo sehr viel. Zusammen mit ihrer Freundin Moyca unternahm sie Reisen nach Panama, Europa und auf die Philippinen. Wie auch bei Mother India dienten ihre Eindrücke ihr als Ausgangspunkt für ihre journalistische Arbeit.
Waren einige ihrer Ansichten auch prokolonialistisch (sie äußerte sich gegen die Unabhängigkeit Indiens und der Philippinen), so darf nicht außer Acht gelassen werden, dass sie in erster Linie an die Lebensbedingungen von Frauen dachte – und ob diese sich durch eine nationale Unabhängigkeit verbessern würden.
Dieser Umstand mag ein Grund dafür sein, dass ihre zahlreichen Artikel und rund zehn Bücher heute fast völlig in Vergessenheit geraten sind. Andererseits ist dieses »Vergessensein« Resultat eines Mechanismus, der dafür sorgt, dass frauenfreundliche Denk- und Sehweisen nicht tradiert werden.
Katherine Mayo starb am 9. Oktober 1940 auf dem Anwesen, das sie mit Moyca Newell jahrzehntelang bewohnt hatte.
(Text von 1989)
Verfasserin: Beate Schräpel
Zitate
Katherine Mayo stands as a startling exception among scholars who have written about women in India.
(Mary Daly. 1978. Gyn/Ecology. S. 84)
Katherine Mayo, in an excellent work entitled with appropriate irony, Mother India, shows an understanding of the situation which more famous scholars entirely lack. Her work is, in the precise sense of the word, exceptional.
(Mary Daly. 1978. Gyn/Ecology. S. 79)
Mayo criticises, quite rightly, the customs and practices which have made child marriage a religious necessity, and details some of the horrific effects on women and girls, including examples of child sexual abuse. But in doing so she presents Indian women as universally weak, passive victims of the barbaric Indian male, and as too backward and ignorant to find any means to resist their oppression.
This characterisation of Indian culture and people as uniformly uncivilised and barbarous, and of Indian women as backward and lost in darkness, is based upon the reduction of Indian women to the status of victims. Nowhere in the book is there reference to the Indian women’s movement, and its campaigns against women’s oppression.(Liddle & Rai. 1998. S. 504)
Literatur & Quellen
Benard, Cheryl und Edit Schlaffer. 1984. Die Grenzen des Geschlechts: Anleitungen zum Sturz des Internationalen Patriarchats. Amnesty for Women. Reinbek b. Hamburg. rororo sachbuch 7775.
Daly, Mary. 1978. Gyn/ecology: The Meta-Ethics of Radical Feminism. Boston. Beacon.
Daly, Mary. 1981 [1978]. Gyn/ökologie: Eine Meta-Ethik des radikalen Feminismus [= Gyn/ecology: The Meta-Ethics of Radical Feminism]. Aus dem am. Englisch von Erika Wisselinck. München. Frauenoffensive.
Mayo, Katherine. 1969 [1927]. Mother India. New York. Greenwood.
Notable American Women: A Biographical Dictionary. 1971. Hg. Edward T. James, Janet Wilson James & Paul S. Boyer. 3 Bde. Cambridge, MA. The Belknap Press of Harvard UP.
Liddle, Joanna & Shirin Rai. 1998. Feminism, Imperialism and Orientalism: the challenge of the ‘Indian woman’. Women’s History Review, Vol. 7, No. 4, 1998, S. 495-520. Online hier.
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