Fembio Specials Europäische Jüdinnen Kate Steinitz
Fembio Special: Europäische Jüdinnen
Kate Steinitz
(Kate (Käthe) Steinitz, geb. Traumann)
geboren am 2. August 1889 Beuthen, Oberschlesien (heute Bytom, Polen)
gestorben am 7. April 1975 in Los Angeles, Kalifornien
deutsch-amerikanische Malerin, Fotografin und Leonardo-Expertin
135. Geburtstag am 2. August 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Als Kate Steinitz im Jahre 1917 mit ihrer Familie in die norddeutsche Provinzhauptstadt Hannover kommt, laut Theodor Lessing die „fahlste aller Städte“, sucht sie nach künstlerischen Farbflecken. Es gelingt ihr, diese Stadt in wenigen Jahren zum Treffpunkt der internationalen Avantgarde zu machen und ihr so in der modernen Kunst Weltgeltung zu verschaffen. Das Gästebuch des Ehepaares Steinitz legt anschaulich Zeugnis davon ab.
Am 2. August 1889 wurde Kate, zuerst Käte oder Käthe Traumann, im oberschlesischen Beuthen (heute Bytom, Polen) geboren. In Berlin, wohin die Familie umgezogen war, erhielt sie die für höhere Töchter der damaligen Zeit übliche Ausbildung und durfte außerdem Zeichenkurse bei Käthe Kollwitz und später Lovis Corinths „Malschule für Frauen“ besuchen. Nach der Rückkehr von einem Studienaufenthalt in Paris heiratete sie 1913 Dr. Ernst Steinitz. Als Arzt wird er sofort bei Kriegsbeginn einberufen und 1917 nach Hannover versetzt.
In den nächsten Jahren malt Kate Steinitz vorwiegend Bilder ihrer drei Töchter für den „Hausgebrauch“. Schon bald aber werden ihre Gemälde und Fotografien in Hannover und anderen Städten, sogar in New York ausgestellt.
Mit Kurt Schwitters, dem hannoverschen Dadaisten, verfaßt und illustriert sie das Kinderbuch Die Märchen vom Paradies. Für die Veröffentlichung gründen die beiden kurzentschlossen einen eigenen Verlag. Kate Steinitz hatte ihr publizistisches Talent entdeckt. Nicht zuletzt um das Haushaltsbudget aufzubessern, beginnt sie für Zeitungen zu schreiben. Ihre Artikel im Hannoverschen Kurier und in verschiedenen Zeitschriften des Berliner Ullstein-Verlages signiert sie außer mit dem eigenen Namen auch mit Annette Nobody oder Mia Meyer. Ihre Themenpalette ist vielfältig, besonders gern beschäftigt sie sich als „Damenfahrerin“ mit dem Automobil.
Alle Aktivitäten finden 1933 ein jähes Ende. Das Ehepaar Steinitz bezeichnet sich zwar als Freidenker, fällt aber nach nationalsozialistischer Auffassung unter die Nürnberger Rassegesetze. Dr. Steinitz verliert 1933 seinen Posten als Krankenhausarzt und die kassenärztliche Zulassung. Damit ist der Familie die Existenzgrundlage genommen. Als Kate Steinitz 1935 aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen und mit Publikationsverbot belegt wird, entschließt sich die Familie zur Auswanderung in die USA.
Nach dem Tod ihres Mannes 1942 muß Kate Steinitz für ihren Lebensunterhalt selbst aufkommen. Sie arbeitet zunächst als freie Journalistin und Grafikerin und organisiert Kunstausstellungen. 1944 erhält sie die amerikanische Staatsbürgerschaft. So kann sie 1945 nach Los Angeles umziehen und eine Stelle in der Leonardo-da-Vinci-Bibliothek von Dr. Elmer Belt annehmen. Wie sie selbst von sich sagt ist sie „von keiner formalen Bildung verdorben” und kann sich so zur da-Vinci-Expertin entwickeln. In den nächsten Jahren gelingt es ihr, die Bibliothek zu einer weltweit einzigartigen Sammlung über Leonardo auszubauen und Kataloge zu veröffentlichen, die in Fachkreisen sehr geschätzt sind. Die größte Ehre, die einer Leonardo-Kennerin zuteil werden kann, erfährt Kate Steinitz im Jahre 1969. Sie wird ins italienische Vinci eingeladen, den jährlichen Festvortrag zu halten. Natürlich spricht sie Italienisch, eine der fünf Sprachen, die sie beherrscht.
Das Los Angeles County Museum feiert den 80. Geburtstag von Kate Steinitz am 2. August 1969 mit einer Ausstellung, die ihre eigenen Arbeiten und Werke aus ihrer Kunstsammlung zeigt. Am 7. April 1975 stirbt Kate Steinitz in Los Angeles.
Verfasserin: Barbara Fleischer
Literatur & Quellen
Guckel, Sabine. 1993. „Feine alte Sache in neuer Aufmachung“ oder wie in den zwanziger Jahren die Künstlerin Kate Steinitz mit den Ambivalenzen der „Neuen Frau” umging (1889 - 1975). In: Frauenwelten: biographisch-historische Skizzen aus Niedersachsen. Hrsg. von Angela Dinghaus. Hildesheim 1993, S. 329-337.
Kate Steinitz. Eine Dokumentation. 3.10.-5.11.1989, Sprengel-Museum Hannover. Ausstellung und Katalog: Dietmar Elger. Hannover 1989.
Kate Steinitz, Librarian, Artist, Scholar; Being a Thirteen-Part Tribute to One Whose Verve Has Enlivened Some Eight Decades on Two Continents. In: Wilson Libr. Bull. 44(5).1970, p. 512-537.
Schwitters, Kurt und Kate Steinitz: Die Märchen vom Paradies. Hannover 1979.
Steinitz, Kate: Kurt Schwitters, Erinnerungen aus den Jahren 1918-1930. Zürich 1987.
Steinitz, Kate Trauman: Kurt Schwitters, a portrait from life. Berkeley 1968. (Based on an earlier, briefer publication in German: Erinnerungen und Gespräche mit Kurt Schwitters, Zürich 1963).
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